Freitag, 24. Mai 2019

Von Jungfrauen, die unberührt bleiben wollten. Sandvik-Fläskö 24.5.2019


Ich komme früh los, das Wetter ist toll und der Wind bläst mit 3-4 btf aus Süden. Also endlich mal kein gegenan, kein Motor.
Mein Plan: zuerst die Insel Bla Jungfrun besuchen, übernachten geht hier wohl nicht, dann weiter zum Ankern nach Fläskö.


Die Landung an der Insel gerät, ich muss es leider gestehen, zum Fisko. Für den windgeschützen Anlegeplatz brauche ich meinen Heckanker, den ich, klugerweise wie ich glaube, auf die Steuerbordseite vorbereitet habe. In respektvoller Entfernung werfe ich den Anker, habe aber überhaupt keine Chance, gegen den doch kräftigen Seitenwind gegen Land zu kommen. Blöderweise wird das Boot dann auch noch über die Leine drübergeschoben, jetzt geht es weder vor noch zurück.
Bei meinem idiotischen Versuch zurückzusetzen passiert, was passieren muss: Die Leine kommt in die Schraube, der Motor bleibt stehen. Peng.
Was beim Festmacher ein schnell lösbares Problem ist, erweist sich beim Ankertau als größter anzunehmender Scheißdreck.
Das Teil verklemmt sich zwischen einer Schraube und dem Propeller und es kostet mich eine halbe Stunde schwitzen, fluchen und auf dem Heckspiegel herumturnen, bis ich die Leine mit Hammer und einem geeigneten Dorn freigeklopft hab.



Ok, die Blaue Jungfrau werde ich nicht erobern, und, um im Wortspiel zu bleiben, ich bleibe Jungfrau, wenn es um die Technik des Heckankers geht. Das hätte ich gerne zum ersten Mal unter überschaubaren Bedingungen geübt, ohne Zuschauer, ohne anderen Boot, die ich vielleicht anrempele
Ich bin ein bisschen frustriert, aber auch froh, nichts kaputt gemacht zu haben, und so nehme ich Kurs auf Fläskö. 
Ich glaube, ich hätte den Anker nicht auf der "schöneren" Seite, sondern schlicht auf der Luvseite festmachen müssen. Dann kann das Boot nicht über die Leine fahren und hat außerdem den besseren Hebel gegen den Wind...

Die Fahrt folgt einem schwierigen Tonnenstrich durch spektakuläre Schärenlandschaft, gekrönt durch einen engen Durchgang in die Ankerbucht.





eine Handbreit Wasser



Diesmal mache ich es besser, der Anker liegt 3 Bootslängen weg und im Luv. Und ich fahre gaaaaanz vorsichtig ans Ufer. Eigentlich erwarte ich jeden Moment das Geräusch, das mir anzeigt, ich habe Grundkontakt. Aber das kommt nicht, ich habe laut Tiefenmesser immer noch 20 cm zum Boden. 
Dann mache ich das Boot mit den wunderbaren Haken, die ich von Anton zur Erstbesteigung seines Mastes geschenkt bekommen hab, an Land fest.
Kann man eigentlich schöner liegen? OK, abgesehen von der Regenfront, die durchzieht und meinen Anker vor große Herausforderungen stellt und der Myriaden von Mücken, die auf einmal da sind und nur darauf warten, mich bei lebendigem Leib zu verspeisen?
Nein, ich glaube kaum.

1 Kommentar:

  1. Habe nach einigen Tagen, in denen ich stark mit meiner eigenen Reise beschäftigt war, mal wieder Zeit gefunden, hier herein zu schauen. Was für wunderschöne Bilder ich verpasst habe...
    Ich vermute, Dir geht es ähnlich wie mir: das alleine reisen ist schön und besonders, aber umso mehr genießt man die netten Begegnungen und Kontakte unterwegs, oder?
    Liebe Grüsse, derzeit noch aus Tropea

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