Freitag, 29. Juli 2016

Borkum - es wird nicht schöner 28.- 29.7.16


Meine Nachbarn in Norderney, die Besatzung der "Nordwind" wollen tatsächlich um 5.30 auslaufen, eine Stunde vor HW. Sie haben 1. einssiebzig Tiefe und 2. einen Dummschwätzer der Extraklasse (sorry, aber das muss) an Bord, der der festen Überzeugung ist, den Schluchter nur um HW und dann auch nur mit Beten überqueren zu können. Wenn das Wasser ein Ententeich ist. Und Springzeit.
Ich frage mich dann zwar, warum der die Route wählt, aber das tut der Sache keinen Abbruch:
Morgens um 5.15 rumpelt es über das Deck und meine Nachbarn an der Außenseite werden ebenfalls geweckt.
Ich verzichte darauf, noch einmal anzulegen und fahre auch gleich raus. Zähneputzen, Kaffe kochen, geht alles während ich ins Gatt fahre.
Der Wind ist heute ein bisschen gnädiger, bis Mitte Juist kann ich segeln, dann schläft der Wind wieder ein und ich starte den Motor. Ich habe Zeit, der Flutstrom in die Ems kommt eh erst in eineinhalb Stunden, und dann muss ich noch ein-zwei Stunden warten, bis ich in den Hafen reinkomme.
Port Henry droht ja zu verschlicken.

Ich sattele mein Fahrrad und mache mich auf den Weg in die 5 km entfernte Ortschaft Borkum. Ich will wenigstens den Leuchtturm ersteigen.
Das aber wiederum klappt nicht, weil es 17.31 ist. Um 17.30 lässt der Leuchtturmwärter niemanden mehr hoch. Seine Kasse sei bereits abgerechnet und da gehe nichts mehr.

Mein Vorschlag, dann würde ich den Turm auch ohne Ticket besteigen, das brächte dann keine Unordnung in seine Kasse quittiert er mit völlig ungläubigem offenen Mund wie ein toter Fisch. So was hat ihm noch nie jemand vorgeschlagen: den Turm zu besteigen, ohne Ticket... Davon erzählt der noch seinen Enkeln:"...und dann sagt der, er würde den Turm auch ohne Ticket.... Kannst du dir das vorstellen? Ohne Ticket. Auf den Turm!... und er wird in schauderndem Gedanken seinen Kopf schütteln....
"Leuchtturmwärter" ist hier das, was "Nachtwächter " bei uns ist: ein bisschen einfältig, dumm....

So nah und doch so fern - der Leuchtturm von Borkum um 17.31

Naja, morgen früh gehts weg hier, ich überlege folgende Optionen:
  • Delfzijl und auf die Staande Mastroute
  • Um Schiermonnikoog herum und ins Lauwersmeer. Und dann Staande Mast Route
  • Ungerne: Ameland, das ist doch sehr weit und ohne Pinnenpilot bedeutet das, 10 Stunden ununterbrochen zu segeln.

Und morgens dann das:



Dinge, die man tun kann, wenn es regnet:
1. E-Mails checken
2. Schlafen
3. die Bilge sauber machen, weil es im Boot so komisch riecht
4. einen Roman von Heinrich Steinfest lesen
5. blog schreiben und aufgrund langer Ladezeit (Guthaben ist verbraucht) 4. oder 2.
6. Quizduell spielen (mäßig erfolgreich)
7. mit den Bootsnachbarn quatschen
8. nochmal 2.

Norderney zum zweiten 27.7.16




Ich fahre sehr früh weg, aus Langeoog, die Barre an der Accumer Ee nötigt mir Respekt ab. Und ich möchte genug Wasser unter dem Kiel.
Vor dem Hafen kann ich noch Segel setzen, dann aber muss ich mit dem Motor fahren, es geht einfach nicht genug Wind. Dafür ist es aber bedeckt und macht die ganze Zeit den Anschein, als würde es gleich regnen.
Der Hafen ist knallevoll, trotz der frühen Ankunft. Ich drehe ein paar Runden und mache dann an einer "Nordwind" im Päckchen fest. Da ist niemand an Bord, aber weil ich recht früh da bin, schnappe ich mir das Fahrrad und fahre über die Insel.


 Die "Alte Liebe" von Otto und seiner Frau. Als ich loslege, schlafen die beiden noch.
Im Norden der Insel gibt einen markanten Berg, die Georgshöhe.

 Die "Promenade" von Norderney in der Vorbeifahrt. Ich nehme mir vor, dieses Mal da hin zu fahren.


 Kölsch-Reklame auf Norderney, nä, ne?



Dienstag, 26. Juli 2016

Rückreise: Nach Langeoog 25.-26.7.16


Um 5.15 ist Hochwasser, also ist die Nacht kurz.


Sonnenaufgang über der Jade


Und es geht überhaupt kein Wind. Meine Überlegung, eventuell nach Helgoland zu fahren, zerschlägt sich an der Ausfahrt aus der Jade: Ich habe keine Lust, die ganze Strecke mit dem Motor zu fahren, also nehme ich Kurs auf Langeoog.
Und selbst diese Strecke bewältige ich fast nur mit Motor. Alle Versuche, die Segel zu hissen, scheitern. Der Wind kommt fast genau von vorne, als müsste ich kreuzen, aber als die Tide kentert, komme ich segelnd und kreuzend gar nicht mehrt vorwärts. Erst an der Akkumner Ee, der Einfahrt ins Gatt, bekomme ich nutzbaren Wind. So erreiche ich den Hafen.

Blöd ist, dass sich der Verschleiß ungehindert vorsetzt: Der Pinnenpilot, der bislang super funktioniert hat, nimmt mit wohl den Gebrauch unter Motor übel: Als ich die Verbraucherbatterie mit dem laufenden Motor verbinde um die in den Genuss der Lima komme zu lassen, stellt der Pinnenpilot seinen Dienst ein. Die 14.2 Volt haben ihm wohl den Garaus gemacht. Frustrierend, jetzt werde ich auf der Heimfahrt die komplette Strecke selbst steuernd müssen. Puh!
 
Im Hafen treffe ich Otto, seine Frau und die "Alte Liebe" wieder, die ich bereits auf Spiekeroog kennengelernt habe.
Der Hafen - naja. Teuer, ziemlich schmutzige Duschen und 2 Kilometer von der Stadt entfernt. Aber: ein Hafen, der fast komplett trocken fällt, ist immer spektakulär.





Abends gibt es Dünensingen, ein Vergnügen, wenn man die Texte von "Wir lagen vor Madagskar" und "La Paloma" kennt.



In die Stadt kommt man am besten mit der Inseleisenbahn, Angeblich hat die einen Fahrplan, aber der ist irgendwie, naja- unverständlich. Auf einmal fährt die Bahn los, obwohl der Fahrplan eine Tour in einer halben Stunde vorsieht. Im Gegenzug passiert um 17.00, als die Bahn fahren sollte - gar nix. Vielleicht bin ich aber auch zu dumm.


Der Wasserturm- hier war ich genau eine halbe Stunde zu spät. Besteigen kann man den nur morgens




Vielleicht tu ich der Insel unrecht - aber es kommt mir vor, wie ein Spiekeroog für Arme: Die Insel ist auch autofrei, aber alles ist viel größer und wesentlich weniger liebevoll. Die Häuser sind höher, die Straßen voller, alles ist lauter, mehr, schneller. Mehr Kevin statt Fynn-Lukas.




In Wihelmshaven 23. -24.7.16

Ich lasse mich zwei Tage lang mit Streuselkuchen, Labskaus und Krabbensülze verwöhnen, schlafe in einem richtigen Bett und wir unternehmen tolle Ausflüge.
Ich lerne das Moordorf kennen, ein Freilichtmuseum, in dem die Lebenssituation der Menschen dargestellt wurde, die die Moore in Friesland urbar machten.


 


Wilhelmshaven wurde in den 1850ern am Reißbrett geplant und als Marinestützpunkt gebaut. Es ist noch sehr viel vom Flair und der Pracht zu sehen, auch wenn Krieg und Strukturwandel sichbare Spuren hinterlassen haben.








Das Blöde ist, dass meine Kamera anfängt rumzuspinnen. Erst hat das, gerade von mir ersetzte, Display eine Macke, dann geht sie nicht mehr richtig an. der Verschleiß des Equipments nimmt Ausmaße an...

Wilhelmshaven 22.6.16


Wilhelmshaven ist so etwas, wie das inoffizielle Ziel der Reise. Hier lebt ein Onkel und eine Tante von mir, er ist als Marineflieger bei der Bundeswehr selbst zur See gefahren und hat 120m-Schiffe gelenkt. Da steckt im kleinen Finger mehr Seemannschaft, als in meiner ganzen Hand.

Der Morgen ist trübe und so nebelig, dass ich mit Beleuchtung fahre. Direkt vor dem Hafen bleibe ich, schlechtes Omen, erst einmal stecken. Es kostet mich schon ein bisschen Mühe freizukommen, zwei Yachten fahren vorbei, ohne sich um mich zu kümmern.Warum auch, in spätestens einer halben Stunde hat die Flut mich eh befreit. Ich bin allerdings froh, nicht alleine loszufahren, als ich jedoch an die Barre komme, haben sich meine Begleiter allerdings verabschiedet und auf die Wattentour Richtung Spiekeroog begeben. Macht nichts, die 12-er-Rechnung geht auf, ich habe viel Wasser unter dem Kiel.




Eingangs der Jade habe ich fast 10 kn über Grund, obwohl mein Motor gemäßigte 5 kn fährt.


Die Route führt durch hochindustrialisiertes Gebiet. Nicht wirklich idyllisch...



Auf dem Weg liegen jede Menge Lade- und Entladestationen für Supertanker. Über Tiefgang muss ich mir jedenfalls hier keine Sorgen machen.


Der Nassauhafen in Wilhelmshaven ist der einzige, für den man nicht durch eine Schleuse muss. Also hinein, und den Onkel angerufen.

Butterfahrt nach Wangerooge 21.7.16



Die erste, ernstzunehmende Wattfahrt. Ich habe keine Lust außenrum zu fahren, und wenn ich in die Jade übers Watt wollte, bedeutet dies drei Wattenhochs. 160 cm Tiefgang. Noch Fragen?
Also entscheide ich erst einmal über ein Wattenhoch zu fahren und die Nacht in Wangerooge zu verbringen. Zwei Stunden vor Hochwasser, sagt der Experte im Hafen, dann komme ich spielend drüber.
Ich probiere es und siehe da: es klappt mit jeder Menge Wasser unter dem Kiel. Wenn ich dem Logger, der wieder einmal die Arbeit aufgenommen hat, Glauben schenken darf. Das Wetter ist großartig, leichter raumen Wind ermöglicht es, im Hafen Segel zu setzen und bis Wangerooge zu segeln. Dank der Navionics Software und allerbeste Sicht ist die Navigation durch das Harlesieler Wattfahrwasser ein Kinderspiel.


Pricken an der roten (in diesem Fall Backbord-) seite. Da die Markierungen alle naselang geändert werden müssen, aus Sparsamkeitsgründen in Birke natur.


 Der Westturm, hier ist ein Jugendherberge untergebracht. Ich laufe zum Turm um zu fragen, ob es wohl möglich ist, ihn zu besteigen. Es ist. In Gruppen zu 6 Personen, was ich sofort ausnutze. Oben ist es fürchterlich warm, aber der Ausblick ist umwerfend.




Der Westturm: Schweißtreibender Aufstieg


Im Hafen gerate ich an den Zöllner, der sich über die Abwechselung, dass sich tatsächlich einmal jemand in sein Büro verirrt, zu freuen scheint. Er gibt Tipps, wie ich weiterkomme, nicht verbindlich, aber ich lernen die 12-er Regel:
Man erfahre den Tiedenhub an einer Barre: z.B. 2,40 an der Barre vor Wangerooge. Diesen Wert teile man durch 12. (20 cm)
1. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 1/12 = 20cm
2. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 2/12 = 40cm
3. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 3/12 = 60cm
4. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 3/12 = 60cm
5. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 2/12 = 40 cm
6. Stunde einer Tide: steigt der Pegel um 1/12 = 20 cm

Im Hafen liege ich im Päckchen mit einer uralten Maxi 77. Der Besitzer, mit zwei pubertierenden Töchtern unterwegs, beendet meine Grübelei: Telegrafenbalje oder doch Blaue Balk... mit "zwei Stunden nach NW gegen den Strom ins Gatt, und dann mit dem Flutstrom in die Jade.. Bist Du mit Ende der Tide in Wilhelmshaven". Ich werds ausprobieren
Abends wird es nebelig und fies

Mittwoch, 20. Juli 2016

Spielen auf Spiekeroog 18.-21.7.16

Spiekeroog ist toll. Ein bisschen wie der Prenzlauer Berg auf einer Nordseeinsel. Es gibt kein Auto, Horden von Kindern, helikopternde Eltern und Angebote in Hülle und Fülle. Weniger Chantal und Schackeline, mehr Fynn-Lukas und Noahs. Vom Dünensingen, Taize-Andachten bis zur Wattwanderung: die Spiekerooger lassen keine Langeweile aufkommen. Ich gehe aber erst einmal an den Strand.



Der Hafen ist klein und gemütlich, glücklich, wer einen Liegeplatz findet.
Strom ist Mangelware erst einen Tag vor der Abfahrt kann ich meinen Akku laden.
Mein Innerer Akku lädt sich hier im Nu.


Es wirkt alles ein wenig aus der Zeit gefallen



Und defininitiv fehlt das Hintergrundgeräusch von Autos. Nicht, dass ich er vermissen würde, aber es fällt auf.


Eine geführte Wattwanderung. Man erfährt so allerlei: Von Wattwürmern, Austern, Muscheln...


Jazzkonzert am Abend im Kurpark.
Bei alledem empfinde ich ein wehmütiges Gefühl. Ich bin offensichtlich der einzige Nicht-Familienurlauber hier, da fällt es schwer, in Kontakt mit anderen zu kommen.


Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...