Samstag, 18. Mai 2019

Mit dem Klammerbeutel gepudert: Kristianopel 18.5.2019


Es gibt diese Touren, bei denen man sich danach fragt: "was zum Teufel hast Du dir dabei gedacht?" Die heutige gehört ganz zweifellos dazu. 
Denn den ganzen Vormittag über ist es in Torhamn nebelig. 
Eigentlich macht das nichts, denn am Cafe neben dem Hafen wurde bis gestern Abend noch gehämmert und geschraubt und heute früh wird es mit einem Grand-Opening eröffnet. Man hätte so schön teilnehmen können und neue Leute kennenlernen.

Anton und ich nehmen uns allerdings vor, dass, wenn wir den Turm auf Torhamns-Udden sehen, losfahren. Man kann ihn zwar noch nicht ganz sehen, trotzdem werfen wir die Leinen um 11:00 los und fahren - in den Nebel.
Die Rik kehrt recht bald um, Anton mag das nicht, nach Plotter fahren, ich auch nicht. Aber solange ich von einer Boje aus die nächsten sehen kann, scheint mir, ist alles ok.
Am Ende des Fahrwassers setze ich Segel und erschrecke, als ich feststellen muss, dass ich den Verklicker, das kleine Teil auf dem Mast, der mir anzeigt, woher der Wind kommt, nicht mehr sehe. Genauso ist praktisch jede Orientierung verschwunden. Der Horizont, die Sonne...
Zurück? Im engen Fahrwasser, bei der Suppe? Oder weiterfahren und hoffen, dass das besser wird?
Ich entscheide mich für Option 2. Draußen liegen wenigstens keine großen Steine direkt neben dem Fahrwasser herum, die meinem Boot wehtun wollen.

Ich müsste kreuzen, um nach Kristianopel zu kommen, im Nebel ist das aussichtslos. Denn kreuzen muss ich mit der Hand und mir fehlte praktisch jede Orientierung. Also werfe ich den Motor an und starte mein Openplotter, weil ich hiermit das AIS von anderen Schiffen erkennen kann.
Openplotter für die grobe Richtung und Navionics für die Feinarbeit, so sollte es gehen.
Ich stelle kann kurzer Zeit fest, dass ich kaum einmal einen Kurs halten kann, weil um mich herum alles gleich aussieht, und das starren auf den Kompass ermüdet unheimlich. Also Autopilot. Aber auch der will zunächst nicht. 
Bis ich herausfinde, dass ich wohl aufs Kabel getreten und das Teil aus dem Stecker gezogen hab, vergehen bange Minuten.
Mit Motor und Autopilot geht's dann recht zügig, aber ich versuche ständig Löcher in den Nebel zu gucken, ob da nicht irgendwas kommt, was kein AIS hat.




Die Aussicht...



eine halbe Stunde später



und noch eine halbe Stunde später...

Ich fahre 100 m an einigen Windrädern vorbei und nehme die nicht einmal wahr.

Eine Kardinaltonne, die ich unbedingt zur Navigation brauche, finde ich so:



Trotzdem finde ich den Hafen und schaffe es, hineinzumanövrieren. 
Das Alleinstellungsmerkmal von Kristianopel ist die Stadtmauer und 88 Einwohner. 

Funfact: Die Dänen haben die Mauer gebaut, die Schweden haben sie kurz danach kaputt gemacht und das Dorf verwüstet. Dann haben sie sie halb so hoch wieder aufgebaut und feiern sie heute als Weltkulturerbe. Merkwürdige Welt.

Ich spaziere auf der Mauer einmal um die Stadt, was nur eine halbe Stunde dauert.







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