Montag, 31. Juli 2017

28.7.17 Yippieyayeah 7 Bft und 8 Knoten




Der Tag beginnt natürlich mit Boote-Tetris, alle, die später gekommen sind, werden geweckt und müssen Platz machen. Die Jungs müssen nach Heeg, ihr Charterboot abgeben, und die Chancen, Eva in Stavoren zu treffen, stehen bei dem Wind auch ganz gut. Wenn ich früh genug losfahre.
Um 9 Uhr passieren wir die Schleuse und die Brücke in Amsterdam, ich setze so bald wie möglich Segel und dann geht die wilde Fahrt los. Ich habe, angesichts der angekündigten 5-6 Bft das 2. Reff dringelassen und das ist eine gute Entscheidung. Auch, dass ich der Versuchung widerstehen kann, das Reff zu lösen, weil zuerst kein Wind ist. Denn auf dem Markermeer ist schon ganz schön was los. Aber da der Wind genau raumschot kommt und Wellen hier kein Thema sind, lasse ich den Autohelm fahren, lese und fange an, am abblätternden Lack des Schiebeluks herum zu piddeln. 


Dann hole ich mir ein Stück Schleifpapier und als ich in Enkhuisen ankomme, sieht das Luk schon besser aus. Dies wird mein Projekt der nächsten Tage. Am besten ausbauen und mit nach Köln nehmen. Fertig abschleifen und neu lackieren.







Die Jungs gurken irgendwo ganz weit weg herum, und treffen zeitgleich mit mir an der Schleuse ein.
Hinter Enkhuisen ist dann allerdings kein Denken mehr an Abschleifen oder Autohelm. Hier geht es richtig zur Sache und beim Einfahren in den Vorhafen von Stavoren mache ich mich noch mal richtig zum Horst: Festmacher in der Schraube. Nun, der Festmacher ist jetzt auf der Backbordseite einen Meter kürzer…


Ich entschließe mich, am 3X24 Std Anleger festzumachen, die Marina Stavoren ist mir zu teuer. Dabei hilft mir die sehr nette Eignerin eines alten Schiffes, die lebt mit Mann und Sohn auf dem Teil. Schließlich bringt sie mir noch eine Tasse Kaffee an Bord. Ich muss ziemlich fertig aussehen!
Der Wind soll nachts noch einmal auffrischen, bis 7 Bft sollen es werden. Also spiele ich Boote-Bondage und verzurre, was das Zeug hält. Dann treffe ich mich mit Eva und gehe abends mit ihr und ihrer Crew essen.

27.7.17 Wellen....




Das frühe Aufstehen fällt sehr leicht, ich hab sowieso kaum geschlafen. Es stürmt, was da Zeug hält und im Hafen herrscht ein mörderischer Lärm aus pfeifenden Wanten und schlagenden Fallen.
Der Wind soll, laut Windfinder gegen Morgen aber abgenommen haben 4-5 bft aus Westen und diesmal garantierter Strom versprechen eine schnelle Fahrt.
Ich habe abends vorsichtshalber schon mal das Großsegel ins Reff eingebunden und die Fock angeschlagen, die Genua geht direkt unter Deck, ich habe keine Lust wieder auf dem Vordeck herumzukriechen und das Segel zu retten.
("Hart vorbereiten, weich kämpfen", wie der Russe sagt)
Ich prockele trotzdem morgens noch ein Weilchen herum, ich scheue mich tatsächlich davor, raus zu fahren, zu beängstigend war der Radau gestern Nacht. Und natürlich hat es geregnet.
Die Ausfahrt aus dem Hafen gibt mir einen Vorgeschmack, auf das, was mich erwartet: Wellen. Hohe Wellen. Und mir fällt siedend heiß ein, was mich bei meinen Vorbereiterei vergessen hab: Meine Rettungsweste.
Kaum aus der Ausfahrt draußen, setze ich Segel, das Boot wird sofort ruhiger und ich lege eine Fahrt im Affenzahn mit 6-8 Kn Richtung Norden los.
Und trotzdem habe ich die ganze Zeit Angst:

  • Wird das Wetter trotz Vorhersagen doch noch schlimmer?
  • Schaffe ich die Strecke, bis die Strömung kippt, oder stehe ich in ein paar Stunden mit 3 kn in dieser Scheiß-Welle?
  • Wann wird es endlich hell?

Es ist so viel Arbeit, die Wellen auszugleichen, dass ich überhaupt nicht daran denken kann, Bilder zu machen.
In Ijmuiden nehme ich die Einfahrt in den Vorhafen im Schmetterling und male mir vor meinem inneren Auge aus, ich schaffte es nicht vorbei an der Mole vorbei und zerschelle am Steindamm.
Im Hafen drehe ich erst einmal bei und werfe den Anker. Puh, geschafft. Es steht zwar ziemlicher Schwell im Vorhafen, aber im Vergelich zu den letzten 5 Stunden kommt mir das wie spiegelglatte See vor. Ich frühstücke zuerst, dann lege ich mich eine Weile aufs Ohr. Der Anker hält bombenfest, davon hab ich mich überzeugt.

Nur: Warum diese Angst? Besonders viel WInd war nicht 4-5 bft ist sehr ok. Wellen, ja, aber ich werde so gut wie nie seekrank und das Boot hat die weggesteckt wie nix.
Dunkel? Ich bin schon vielweiter und länger im dunkeln gefahren. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch eher die Angst vor der Angst. Ich habe mich bei dieser Fahrt jedenfalls sehr unwohl gefühlt und bin froh, im Hafen zu sein. Texel fällt wohl dieses Jahr aus.
 

Deswegen entscheide ich mich für die Weiterfahrt durch Amsterdam. In der Zwischenzeit telefoniere ich mit Eva, die ist morgen Abend in Stavoren und startet ihrem SKS-Törn. Wir verabreden uns und ich habe den nächsten langen Schlag vor mir.

Im Sixhafen, der so brechend voll ist, dass die Boote „auf dem Flur stehen“, treffe ich drei Jungs aus Bayern. Die laden mich zum Essen ein, (sehe ich so verhungert aus?) danach ich falle todmüde ins Bett.

26.7.17 Noch ein langer Schlag und IT-Voodoo




 Man könnte fast verzweifeln: Egal wie man fährt, wenn man aus der Schelde herausfährt, hat man immer eine Fahrt gegen den Strom. So einfach, wie das Wattenmeer ist das hier wirklich nicht.
Der Hafenmeister, ein ganz junger Kerl, gibt mir die Empfehlung  „1 Stunde vor Hochwasser“, weiß aber am Ende nicht so genau, ob das Hochwasser innerhalb, oder außerhalb der Schleuse gemeint ist. Und das  unterscheidet sich um eine Stunde.

Um 5.40 bin ich jedenfalls an der Schleuse, das Wetter scheint heute mal regenfrei zu bleiben, und tatsächlich segele ich erst einmal mit der Strömung. Was ist total unlogisch finde, denn eigentlich fließt das Wasser doch ins Gatt hinein…
Ich folge allerdings mit schönem, halbem Wind dem Fahrwasser durch alle Untiefen hindurch. In der Zwischenzeit hat wieder einmal mein BananaPi die Navigation übernommen, weiß der Teufel, warum das GPS Modul wieder funktioniert. Zur selben Zeit hat mein Tablet nämlich den Geist aufgegeben.

Überhaupt IT-Voodoo:
Die Navigation findet neben der Karte mittels Navionics-Software statt: Diese habe ich auf einem Tablett, wasserdicht verpackt, griffbereit im Cockpit.
Mein ursprüngliches Projekt ist ein BananaPi mit einem Monitor, der geschützt unter Deck befestigt ist. Mit einem Male lieferte das GPS-Modul allerdings nur noch kryptische Daten, auch eine Überprüfung am PC brachte nichts. Gerade, als ich ein neues Modul bestellen wollte, und nur noch mal zur Sicherheit nachsehen wollte, ob das Teil wirklich nicht funktioniert, tätähhhh. Tuts wieder.
Im selben Moment spinnt das Tablet, das gestern noch funktionierte, herum, will dauenrd Programme beenden. Auf Dauer muss ich mir was anderes einfallen lassen.

Auf der Nordsee steht noch eine richtig fiese alte Dünung bei ganz wenig Rückenwind. Ich baue einen Schmetterling und weil der Großbaum immer fürchterlich hin- und herschlägt, binde ich ihn kurzerhand vorne fest. Dann schalte den Autohelm ein (der bislang tadellos funktioniert) und lese. Und hole ein bisschen Schlaf nach. Es geht mit 3-4 kn nordwärts und bis zum Sektor Maasmond ist es eine Weile.

Ich denke darüber nach, in Rotterdam  die Nordsee zu verlassen und Staande Mast bis Amsterdam zu fahren, aber lasse es dann doch sein. Ich nehme mir vor bis Scheveningen, das ist weit genug und dann überlege ich, ob ich nach Texel oder nur bis Ijmuiden fahren soll.
Sector Maasmond durchquere ich dann doch lieber mit dem Motor, und dann  kann ich bei raumem Wind ganz gut schön schnell fahren. Trotzdem erreiche ich Scheveningen gegen 18 Uhr, ich bekomme in dem völlig überfüllten Hafen sogar eine eigene Box, weil ich angebe, morgen sehr früh weiterzufahren.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Dass Menschen sowas bauen können

Ich schnappe mir mein Fahrrad und fahre los, die Delta-Expo anzusehen. Zuerst such ich mir einen Ast, weil die Expo ein Teil des Vergügungsparks mit Wasserrutsche und Bimmelbahn ist.
Den Film über das Hochwasser 1953 sehe ich mir gleich 2 mal an, ansonsten bleibt mir einfach der Mund sperrangelweit offen, angesichts eines solchen technischen Wunderwerkes










Dienstag, 25. Juli 2017

24.7.17 Ein hartes Stück Arbeit



Mein Laune ist mies. Zuerst einmal tut es das, was es jeden Tag tut, seit ich unterwegs bin: Es regnet. Und ich muss dringend Benzin besorgen. Es lebe die Segnung des Internets und das EU-weite Roaming: Ich finde eine Tankstelle in Fußweite und komme mir vor, wie bei meiner Überführungstour, damals in Groningen im Einstieg in die StaandeMast Route
Dabei sehe ich, dass es eine Brücke durch Middelburg gibt, die nur alle zwei Stunden öffnet: Um 8.37, nicht um 10.37, 12.37 usw.
Das nimmt mir eine Entscheidung ab, weil ich überhaupt nicht durchblicke, wann ich eigentlich am besten losfahren soll, drei Fragen, vier Antworten.
2 Std. nach Hochwasser Vlissingen, sagt mein NorthSea Passage Pilot, der Hafenmeister sagt bei HW Vlissingen und mein Törnführer. Ach was....
Da die Brücke aus dem Hafen heraus auch nur einmal pro Stunde öffnet, wird es knapp aber es geht im Konvoi durch den Kanal 7 km bis Vlissingen, dann setze ich Segel und los gehts. 


Es ist richtig viel Wind, ich nehme das Segel ins Reff und versuche nach einem Blick in die Karte, gar nicht erst einen Weg durch die Untiefen zu nehmen, sondern fahre gleich ganz außen um das Gerödel herum. So die Theorie.

Ich liefere mir ein munteres kleines Rennen mit einem Franzosen und einem Local, die Boote meiner Alters- und Gewichsklasse haben, und stelle voller Verwunderung fest, dass ich trotz flotter Fahrt nur 2-3 kn hinkriege, wir fahren nämlich genau gegen den einlaufenden Strom... Es dauert gute 2 Stunden, bis ich am Wendepunkt ankomme



Nun läuft es etwas besser, aber von einer Strömung, die mich mitzieht ist nichts zu spüren, eher werde ich gegen O gedrückt. 

Spätnachmittags erreiche ich Westkapelle. Hier hat Ute wohl immer Urlaub gemacht, jetzt stehe ich vor der Frage, entweder noch eine Wende um das Untief namens "Rassen" zu fahren, oder die Abkürzung durch das Geul.
Mich sticht der Hafer, also fahre ich durch das Fahrwasser, seeeeehr vorsichtig, recht und links schäumt die Gischt.




Erst nach die Wende bekomme ich den Strom ab, der schiebt mich mit 7-8 kn Richtung Roompot-Schleuse. Und um Haaresbreite hätte ich mich ganz fatal verfahren, denn das Fahrwasser endet nicht etwa an der Schleuse, sondern an einer gelben Tonne. Da geht es dann nicht mehr weiter.

Also: zum Mitschreiben:

Die Anfahrt der Roompot-Schleuse von Süden her:
Fahrwasser bis zu roten Tonne R10. Danach nicht mehr weiter, sondern man steuert ganz genau diesen Turm (s. Bild unten) an. Er sieht aus, wie ein Windrad im Bau, hat aber ein Radar oben drauf. Dabei achtet man steuerbords auf die gelben Tonnen, die auch nicht zum Spaß da stehen.
Die Ostumfahrungstonne Caisson steht noch im Weg, die ist eben im Ost zu durchfahren.

ODER:

Man hält sich Richtung grüner Tonnen OR11 und folgt dann einem grünen Richtfeuer. Aber KEINESFALLS nach Bb abtreiben lassen, da ist es untief.
Ich habe das Richtfeuer allerdings nur in der Karte und dann wieder erst gesehen, als ich praktisch davorstend.



Diesen Turm gilt es zu treffen



Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...