Freitag, 25. Juni 2021

Texel 24.6. - 25.6.2021 (Teil2)

 

An der Lorenzschleuse habe ich schon Stunden meines Lebens verschwendet, wenn es darum ging, zu warten, bis endlich einmal das Tor aufging, was dazu führte, dass ich zu spät loskam und im Wattenhoch steckenblieb.

Heute ist es alles anders: Nicht nur, dass schönes Wetter ist, obwohl Wolken angesagt sind, auch die Schleuse ist offen und nur das Warten auf die Brückenöffnung dauert ein bisschen. Zeit, die ich dazu nutze, die Funke richtig einzustellen, der Vorbesitzer hatte nämlich die MMSI gar nicht einprogrammiert und das kann Geld kosten. Das ist, wie ein Auto anmelden, und das Nummernschild nicht montieren.

Vorsichthalber sind wir so früh los gefahren, dass wir sehr gut in der Zeit liegen, eine Stiunde vor HW soll es sein.


Wir segeln, segeln mit Motor und fahren zwischendrin auch nur mit dem Motor. Der macht einen viel vertrauenserweckenderen Eindruck als der Außenborder der Schabernack. Ich werfe immer wieder einen Blick hinein, das Tropfen hält sich in Grenzen, allein, als ich einmal die Drehzahl erhöhen muss, wird es schon auffällig.

Der Hafen ist nur halbvoll. Ich freue mich darüber, weiß aber auch, dass das später anders wird.




Wir laufen durch Ouldeschild, finden neben vielen Wollpullovern und Wollhausschuhe und Schafkuscheltieren ein lebendes, total überhitztes Schafe, das wohl dringend geschoren werden müsste.

Gehen abends an den kleinen Strand am Hafen und überlegen, wie es weitergehen soll:

  1. Entweder wir fahren morgen mit perfektem Wind weiter nach Vlieland
  2. Oder wir fahren übermorgen ohne Wind nach Vlieland
  3. oder wir bleinen etwa eine Woche auf Texel, weil der Wind in den nächsten Tagen gegenan weht.


Wir entscheiden zweiteres und mieten uns ein Tandem. Mit dem wollen wir zum Leuchtturm im Norden der Insel fahren. Das sind 25 km. Einfach.



Wir kommen an einer seltsam anmutenden Landschaft vorbei, dem "Schlufter". Hier verlief wohl mal eine Trennung zwischen Eierland und Texel, Wasser dringt bei Hochwasser immer noch tief durch einen Spalt in den Dünen ein und schafft eine eigentümliche Landschaft, in denen alles brütet, was Flügel hat.

 



Sogar Treibsand gibt es, ich dachte immer, das gehöre in den Bereich der Sagen und Legenden.







Während Konstantina auf die Suche nach Muscheln und Eigentümlichkeiten ist, stehe ich nur da, im Wind, strecke die Arme aus und lasse mich durchpusten. Er ist stark, der Wind. Ich schließe die Augen und mich durchstömt ein großes Gefühl von Dankbarkeit: 

Jetzt, in diesem Moment, hier zu sein, lebendig wie selten, im Februar keine Krebsdiagnose bekommen zu haben, mich mit Menschen umgeben zu können, die ich liebe. Glück ist einfach.


Wir erreichen den Leuchtturm, natürlich, zu spät zum hochsteigen.


Also machen uns auf den Heimweg. Und der hat es in sich. Jetzt fahren wir am Wasser, der Wind kommt genau von vorn und gegen Ende werde die Beine schwer. Und regnen hätte es jetzt auch nicht müssen.







Mittwoch, 23. Juni 2021

Texel 23.6. 2021(Teil1)

 


Nun muss die ITHAKA zunächst getauft werden, dazu haben wir gestern abend noch ein Pulle Asti gekauft.

Die wird großzügig über Bug und Heck verteilt, Konstantina liest das gedicht ITHAKA auf griechisch und wünscht noch eine Handbreit Wasser unter den Kiel


Dann geht es aber wirklich los, wir planen, erst nach Texel und Vlieland, vielleicht weiter über Terschelling bis Schiemonninkoog zu fahren und dann über die Staande-Mast-Route nach Sneek zurück. 

In Sneek begeistert sich Konstantina an der Tatsache, dass wir fast an Anton und Anjas Haus vorbeifahren, die Sache mit den Brücken übt eine Riesenfaszination aus. Mich nervt es etwas, das Anlegen mit der ITHAKA klappt noch nicht so geschmiert, wie mit der Schabernack.

In Makkum erfreut sich Konstantina an der folkloristischen Methode, die Schleusengebühr mit einem Holzschuh einzusammeln und wir verbringen den Tag in der Stadt.



Abends fahren wir dann weiter bis zur Schleuse. Eigentlich will ich ankern, dann können wir aber nicht an Land, ich traue mich noch nicht, zu zweit im Dinghi zu fahren.

Wir suchen und finden einen Platz etwas abseits des üblichen Anlegers, gehen etwas spazieren und abends höre ich über Internet-radio, wie Deutschland gegen Ungarn bei der EM spielt.






Es ist, abgesehen von der Radioübertragung vollkommen still: Eine Stille, die nur unterbrochen wird von einem herzhaften "Godverdamme" von den holländischen Booten, als Leon Goretzka kurz vor Schluss den Ausgleich erzielt und Deutschland eine Runde weiter ist.


Dienstag, 22. Juni 2021

Vorbereitungen 20.6. - 22.6. 2021

Konstantina kann erst am Sonntagabend kommen, Familienangelegenheiten sind in Köln zu erledigen, wir kommen also erst am Dienstag los. Gelegenheit, das neue Dinghi schon mal aufzupusten und trocken zu testen


Dienstags geht dann los nach Sneek, allerdings noch nicht weiter, ich will erst noch nach dem Impeller sehen. Bei all dem Quatsch, den der Verkäufer mir erzählt hat ("Nänä, der ist gewechselt worden, jedes Jahr") traue ich dem Braten nicht. Allerdings gilt es erst einmal, das Ding zu finden.

Das Gesuchte ist dann aber nicht durch die Motorhaube, sondern von innen, nach Abbau des Niedergangs zu finden. Der Ausbau ist dann gar nicht so aufwändig, wenn man weiß, welche Schrauben und Schellen zu lösen sind, und welche man getrost in Ruhe lassen kann,

Mit der Impellerbox fahre ich nach Sneek und wir kaufen ein Ersatzteil, entgegen aller befürchtungen scheint dieses Teil in Ordnung zu sein.

Trotzdem: sicher ist sicher. Auch wenn das Teil 42 Euro kostet. (Bei ebay: 24 Euro)

Für die leckende Stopfbuchse habe ich noch keine endgültige Lösung: Wenn ich allerdings die zweiten Fettpresse im Heck ("Nä, die tuts nicht mehr, ich weiß nich, wofür die gut ist") betätige, tropft zumindest im Stand, nicht mehr.

Das soll zunächst reichen, wenn wir unterwegs, sind, muss ich halt ab und zu nachschauen und die Bilgenpumpe anwerfen. ("Ja klar, ist die automatisch").

Automatisch am Arsch.



Sonntag, 6. Juni 2021

viel basteln und ein wenig segeln. 3.5.21 - 6.5.21

 

 Die Idee an diesem langen Fronleichnamswochenende: Solar auf Dach - dann los.

Allein - es kommt mal wieder völlig anders.

Ich habe mich entschieden, starre hinterlüftete Solarmodule, 2 X 80 Watt, auf die Sprayhood aufzuschrauben. Hinterlüftet, weil die Dinger sehr heiß werden, wenn die Sonne direkt draufscheint, und das kostet dann Leistung.

Allerdings ist dann mit einfach so draufkleben nicht getan, es müssen Profile her, Schrauben, Silikon, und es müssen ein paar Löcher gebohrt werden. Und das ist jetzt kein GFK mehr, sondern Stahl.

Aaaaaber: Vorher erst einmal die erste unschöne Überraschung:  Der Wasserfleck an der Steuerbordecke ist bedeutetend größer geworden. Also runter mit der Decke und nachgesehen: Da steht das Wasser und tropft munter vor sich hin. Woher das kommt, kann ich nicht herausfinden.


 

("Ja, das ist abgedichtet" hatte der Verkäufer noch gesagt)

Ich grenze den Schaden ein, indem ich alle Styropor-kästchen herausziehe und untersuche, am Ende konzentriert sich die Feuchtigkeit auf ein paar Quadranten in der Nähe des Fensters. Ich nehme an, Kondenswasser, eine undichte Stelle kann ich nicht finden. Also lasse ich alles offen, das soll erst einmal richtig austrocknen. Glücklicherweise ist Fronleichnam kein Feiertag in NL, bei Gamma, dem Baumarkt begrüßen sie mich fast mit Handschlag. Abend sind dann zumindest die Zellen auf dem Dach, angeschlossen ist noch nichts.

Morgens, als ich ein Foto für Marion aus dem Maschinenraum aufnehmen stelle ich fest, dass sich die Batterie mal wieder bis auf 9 Volt entladen hat. 

 


Ich plane, die heraus zu bauen und mit nach Deutschland zu nehmen, als ich die dann aber ausgebaut hab, weiß ich: die fährt nirgendwo mehr hin. Die ist hin.




("Nänä, die Batterien sind super..." Hatte der Verkäufer noch gesagt)

Im Shop am Kanal eine neue gekauft, Sonderangebot, Hose kaputtgemacht, weil Säure drauf gekommen ist, angeschlossen, läuft super. Mein MPPT-Ladegerät zeigt 7 Amp, die als Ladestrom fließen, alles bestens also.

Bis ich dann den Landstromanschluss, der über ein profanes Kabel unter dem Schott hindurch verlief, durch einen vernünftigen ersetzt hab (3 Löcher in Stahl mit einem Akkubohrer) ist es Abend. 

Ich komme auf die Idee, den Namen "Rosemarie"  zu entfernen, ich bilde mir ein, das müsse jetzt so sein, weil die Funke ja jetzt unter ITHAKA angemeldet ist. Ich mag aber den Namen einfach nicht. Der klingt nach Blümchendecke und Gelsenkirchner Barock.

Der Föhn bringt gar nix, Verdünner auch nicht, also rücke ich dem mittlerweile arg lädierten Namen mit Akkuschrauber und Bürstenaufsatz zu Leibe. Und das funktioniert dann auch. In der Backskiste finde ich noch einen Rest Farbe und ein paar Minuten später ist es ein "boat with no name".

Ich unterhalte mich mit einem Stegnachbarn, der mit auf holländisch erzählt, dass es nächste Nacht sehr stürmisch und regnerisch wird. Also mal sehen, vielleicht fahre ich morgen ja wieder heim.

Die Nacht ist stürmisch und regnerisch und ich lausche dem bongbongbong der Fallen am Mast, das ist kein plingplingpling mehr, wie beim Alumast.

und dem plitschplitschplitsch... 


plitschplitschplitsch? In aller herrgottsfrühe bin ich aus dem Bett und suche die Ursache des Tropfens.

Unter dem Fenster auf der Steuerbordseite ist es pitschnass, hier tropft Wasser durch das Fenster. ("Ja, die Fenster sind dicht, die hab ich selbst abgedichtet" hat der Verkäufer noch gesagt)

 Vorläufig weiß ich mir nicht zu helfen, als einen Topf darunter zu stellen, die Elektrik scheint allerdings nicht in Mitleidenschaft zu sein.

Winterprojekt: Neue Fenster einbauen.

Bis das mit Silikon provisorisch dicht ist und das Innere der "boat with no name" einigermaßen aufgeräumt ist, wobei das abmontierte Deckenteil überall im Weg steht, ich gefrühstückt hab, ist es Mittag.

Und es regnet nicht mehr. Ich will mich belohnen und so fahre ich los, Richtung Heeger Meer.

Und segele durch bis zur Kruizpole. Und vergesse den Kühlschrank abzuschalten.


 

Der Sonntag ist dann ein Traumsegeltag. Sonnig und warm und windig. Ich entscheide mich, einmal das andere Großsegel auszuprobieren, das eine Segel wirkt sehr unpassend - und siehe da, das sieht schon viel glatter aus.


 

Die "boat with no name" segelt völlig anders als die Schabernack: Sie geht kaum auf die Seite, zieht ganz ruhig ihre Bahn, scheint durch nichts zu beeindrucken zu sein. 

Und ich lerne: 

  • alleine Segel setzen und reffen - geht, wenn man plant.
  • ein Fall, das nicht über eine Rolle geführt wird, kann sich gen Masttop absentieren
  • Spinakerbaum in Kombination mit dem Enterhaken sind ein gute Kombination, um ein Fall zu bergen, das sich gen Masttop absentiert.
  • Rückwärts einparken macht Leben angenehmer.
  • Wenn die Sonne scheint, kann man den Kühlschrank auch anlassen

Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...