Dienstag, 30. April 2019

Anfahrtsweg Teil 2 29.-30.4.2019


Mein  Plan ist es, so weit zu segeln, wie es irgend geht. Ich lass es morgens ruhig angehn, 9:00 Uhr losfahren reicht spielend, dann lasse ich mich mit dem Ebbstrom raus auf die Nordsee ziehen und der Flutstrom schiebt mich dann 6 Stunden lang.
Bei strahlendem Sonnenschein fahre ich los, die Sonne ist allerdings ein leeres Versprechen, dass nicht eingelöst wird.
Der Wind steht perfekt auf Nord, ich kann einen schönen Am-Wind-Kurs fahren, ohne Höhe kneifen zu müssen und bin flott unterwegs. 
Nur mal aus Blödsinn habe ich den Kurs zwischen dem Flach vor Terschelling und der Einfahrt in die Elbe gemessen: 75 Grad. Ein oder zwei Stellen, sind dazwischen, an denen man ausweichen muss, sonst kann man mit diesem Kurs tatsächlich in die Elbe einfahren. Früher oder später.
Ich ziehe es in Erwägung, vielleicht nachts zu fahren, wenn die Bedingungen so perfekt sind, wie zur Zeit. Also schalte ich alle Stromverbraucher aus und segele Kurs 75 Grad.
Terschelling, Ameland und Schiermonningkoog passiere ich, vom Flutstrom angetrieben. Dann wird natürlich langsamer, die Tide kentert. Abends um 20.00 bin ich vor der Einfahrt in die Ems, es wird wesentlich windiger. 5-6 Bft. sind mit den Segeln zu viel für den Autopiloten, also reffe ich das Groß. Versuche ich zumindest denn einer der Rutscher klemmt und es kostet mich einiges an zerren und mit dem Fall wieder hochziehen, bis der Rutscher sich befreit hat. Und in der Zwischenzeit schiebe ich jede Menge Panik, was tun, wenn das Ding nicht runterkommt. In Gedanken spiele ich das Szenario durch, in die Ems bis Borkum zu fahren, Strom gegen Wind und irgendwie in einen Hafen einlaufen. Aber dann löst sich das Segel, als wenn nichts passiert wäre. 
In der Zwischenzeit hat sich das Boot zweimal um die eigene Achse gedreht, was einen Fischer dazu bewegt, fluchtartig die Szenerie zu verlassen. Nachdem ich die Genau also auch zweimal befreit hab, was äußerst schweißtreibend ist, wenn man bei 5 Bft. auf dem Vordeck eines bockenden Schiffes steht, fahre ich erst mal weiter. 
Ich bin kurz davor, nach Borkum abzudrehen, weil so kann man doch nicht die ganze Nacht durchfahren! Ich starte mein Navionics und kriege gleich mal zu viel: Das Teil zeigt falsch an: Alles ist weiß (Meer über 2 m tief), er schafft es wohl gerade nicht, das Land und die Sandbänke einzuzeichnen! Wie soll ich denn da nach Borkum kommen? 
(Später stellt sich heraus, dass ich für den gewählten Kartenausschnitt einfach zu weit weg vom Land bin) 
Mit dem gerefften Groß geht es besser, allerdings schafft es der Autopilot immer noch nicht, das Boot aus Kurs zu halten. Entweder reicht sein Eingreifen nicht aus, um das Boot im Wind zu halten, oder  er überschießt und fährt einen Sonnenschuss und die Segel flattern nutzlos im Wind.
Also: bevor es ganz dunkel ist, runter mit der Genua rauf mit der Arbeitsfock. Und genau so geht es: „Well balanced" nennt es der Entwickler meines Pypilot, und nachdem die Segelfläche kleiner ist, wird es auch schon dunkel und

das zweite Drittel der Tour beginnt.
Zunächst kämpfe ich noch mit der korrekten Einstellung, aber langsam erschließt sich mit die Funktion. Und irgendwann habe ich ihn so weit, dass er auch bei kräftigem Am-Wind-segeln den Kurs recht stabil behält. So kann die Nacht kommen. 
Ich habe allerdings ein Problem: Wenn ich den Horizont nicht erkennen kann, werde ich seekrank. Also ist längere Zeit unter Deck für mich tabu. Draußen ist es im Wind allerdings saukalt und ich finde keine Position, in der ich mich gut ausruhen könnte. Mein Versuch, mich einfach auf die Luv-Bank zu legen, endet mit einem Schwall Seewasser im Gesicht und Kragen.
Ich muss einfach runter, aber zurückgelehnt auf der Leeseite sitzen verursacht Übelkeit, auf der Luvseite muss ich mich immer abstützen, das ist ungemütlich.
Und ich habe Angst, seekrank zu werden, Seekrankheit bedeutet totale Lethargie, das ist gefährlich.

Irgendwann ist ist dann auch egal. Ich lege mich mit allen nassen Klamotten auf die leeseitige Sitzbank und siehe da: Geht! Ohne Schlechtwerden! Was für ein Glück, dass ich mit der letzten Tour das Polster doch noch mitgenommen hab. Und die Decke, die ich auf meiner ersten Tour in Norderney gekauft hab. Jacke aus, zudecken und ausruhen.

Ich höre dem Boot beim Segeln zu: Überall knarzt und klappert es. Wasser schlägt an den Rumpf, oder zischt, wenn es gekonnt abgeleitet wird. Dazu klappern Falle und Wanten, der Autopilot summt und die Töpfe im Schrank scheppern aneinander. An meinem Kopfende klappen die beiden Blechtassen im Schapp, eine Dose rollt hin und her. Geräusche, die ja eigentlich immer da sind, nur bekomme ich das in der Plicht beim Segeln so nicht mit.
Aber das Boot macht nur das, was es kann: seine Arbeit. Segeln. 

Warm eingepackt in meine Decke sagt mir die Schabernack: "Ok, ruh dich aus, ich kümmere mich ums Segeln. Es sind ja Bedingungen wie in der Segelschule". Und der Autopilot summt dazu: "Wir machen das ja nicht zum ersten Mal"
"Doch, Du schon."
...
...
...
PLING-PLING-PLING
mein Wecker, auf 20 min eingestellt, weckt mich wieder auf. Ich schalte den Monitor des Plotters ein und gucke, ob das Boot noch auf Kurs ist und werfe einen Blick raus, ob jemand in der Nähe ist. 
Kein AIS-Signal, kein Licht. Alles OK. 
So verrinnt die Zeit. 
Ich erlaube es mir, mich in Gedanken zu verlieren, über das Leben, die Liebe, über meine Familie und meine Arbeit.

Taktgeber sind meine Eieruhr und die knarzenden Lageberichte aus der Funke, die alle Stunde Lagemeldungen abgibt. Einmal wird der Kurs korrigiert, ich komme zu nah an das Verkehrstrennungsgebiet, leiste es mir allerdings liegen zu bleiben und die Kursänderung erst nach dem nächsten Wecken vorzunehmen. 

Das letzte Drittel beginnt vor Wangerooge. Als es dämmert. Die Geräusche haben sich verändert, das Wasser fließt nicht mehr mit so viel Sog. Der Grund: Es ist deutlich weniger windig als gestern, ich werde noch vom Flutstrom bewegt, viel Eigenbewegung ist da nicht. 

Als in der Entfernung auch noch Schiffe, Riesenpötte, die in Reih und Glied zu fahren scheinen, auftauchen, starte ich den Motor. Dadurch fahre ich nicht so langsam unter Segeln.




Es ist fake: die Schiffe stehen, sonst hätte ich mich da nie so nah drangetraut

Die Schiffe entpuppen sich als die Reede. Ich finde schnell die Einfahrtstonne für die Elbe und dann geht es immer entlang am grünen Tonnenstrich. 
Gegen Mittag frischt der Wind wieder auf und ich kann dem Motor eine Pause gönnen. Es geht Wind-gegen-Strom, glücklicherweise mit dem Wind, was verhindert, dass ich klatschnass werde, unglücklicherweise gegen den Strom, der auch schon mal 4,5 kn erreicht, was bedeutet, dass ich mich trotz rasanter Fahrt nur mit 1-2 kn fortbewege. 


Wind-gegen-Strom an der Elbe

Ich lande im Yachthafen von Cuxhaven an, der ist vom Törnführer heiß empfohlen, entpuppt sich aber als die pure Tristesse. Die Toilette kostet 1 Euro, weil ich noch nichts im Restaurant gegessen hab. 
Duschen 2 Euro.
Wäre nicht da der Typ, der mir die Frage, wo ich denn eine Tankstelle finde, mit dem Angebot beantwortet, er können mich gleich hinfahren, ich hätte keine guten Erinnerungen an Cuxhaven.



Fast so trist wie der Hafen Ijmuiden, mit einer "Messe", die einen Euro fürs Klo nimmt.

Abends gucke ich noch auf die Logge: 152 Seemeilen. Alleine. Ich bin schon auch ein bisschen stolz.


Sonntag, 28. April 2019

Anfahrtsweg 28.4.2019



Wattensegeln ist Kopfrechnen. Mein Plan (ursprüngliche Fassung): 
Um 4:00 Schleusen, dann mit dem letzten Flutstrom bis Harlingen, dann mit dem Ebbstrom nach Vlieland.
Realität: Um vier Uhr ist es noch stürmisch, dass ich mich nicht traue, jetzt im Dustern ein Fahrwasser mit der Tendenz zum Festfahren zu nutzen. Vielleicht ist aber mein frisch genähtes Polster auch einfach zu gemütlich: Ich bleibe erst mal liegen und entscheide mich um. Vielleicht um 11:00 mit dem Flutstrom nach Harlingen und dann mal sehen. Schon mal die richtige Richtung einschlagen, die Flut kentert dann irgendwann und dann geht das schon.
Die Fahrt nach Harlingen ist dann auch wie die Ernährung des Eichhörnchens: Sehr mühsam. Da fast kein Wind weht, werde ich fast nur mit dem Flutstrom, der gerade auf dem Höhepunkt ist, nach Harlingen gezogen. Eigengeschwindigkeit: Fast null.


 Als ich vor Harlingen abbiege, ist es auch damit vorbei, jetzt ist das Eichhörnchen auch noch ein Altes. Mit Arthrose. Tot im Straßengraben. Seit drei Tagen. 
Aber mein sportlicher Ehrgeiz verbietet es nun mal, den Motor anzuwerfen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Der Wind wird ein klein wenig besser, je weiter ich es schaffe, mich von Land zu entfernen, also bleibt der Motor aus und ich dümpele mit 1-2 kn gen Vlieland. 
Wobei mir auffällt, dass ich von sehr vielen Schiffen überholt werde. Mit Segel. Aber auch mit laufendem Motor. Dass der Holländer an sich keinen Keil setzt, sondern sogar auf seiner Vorfahrt als Segler besteht, spricht Bände...


    
Es begegnen mir natürlich die üblichen Verdächtigen, ein Ruderboot hätte ich allerdings so weit draußen nicht vermutet. Wie lange sind denn die schon unterwegs?

Die Strecke ist ungefähr so spannend wie die A1 bei Oberhausen. Allerdings: ich schaffe es dank schwachem, aber stets richtig wechselndem Wind, bis Vlieland Hafeneinfahrt ohne Motor.  Ich bin zwar selten einmal schneller als 3-4 kn, aber ich komme auch an.

Samstag, 27. April 2019

Leinen los 27.4.2019


Ich war zeitig auf, konnte eh die Nacht nicht schlafen, vor lauter Aufregung. 
Gestern Abend noch mit Marion Abschied gefeiert, sie fährt demnächst mit dem Motorrad nach Kalabarien, ich habe vor, es in drei Monaten bis Finnland und zurück zu schaffen. Und ich bin bange.
Morgens noch den Schlüssel zu Muttern gebracht, Kühlschrank leergeräumt, dann ins Auto und los. 

In Sneek bilde ich mir ein, noch dies und das ganz dringend am Boot machen zu müssen, dann steht der Hafenmeister mit dem unvermeidlichen Rasenmäher am Steg. "So? Geht's nun los?" Ich hab ihm von meinem Plan erzählt, schöner Mist, so setzt man sich selbst unter Druck.
Jede meiner langen Reise hatte einen feierlichen Moment. Als ich mit dem Motorrad nach Afrika gefahren bin, war es eine Runde über den Hof, auf dem ich damals lebte, und ich erinnere mich, wie ich die Türe sehr sorgfältig absperrte, als ich für drei Monate in die Türkei fuhr. Mein feierlicher Moment ist der, in dem ich mit der Schabernack spreche und dem Klabautermann und mich vergewisserte, dass wir das schaffen und viel Spaß haben werden.
Seit ich letztes Jahr zwei Norweger auf Norderney getroffen habe, glaube ich fest daran, dass ich keine Dinge auf dem Schiff "verliere". Der Klabautermann leiht sie sich aus und wenn er sie nicht mehr braucht, gibt er sie mir wieder zurück. Manchmal.
Vielleicht ja aber auch der Moment, da der Hafenmeister die Leinen loswirft und dem Boot einen kräftigen Schubs aus der Box gibt.
Mein Plan ist es zuerst einmal bis zum Abschlussdeich zu fahren, dann sehen wir weiter.


Triste, trübe, grau. Die Fahrt über den Kanal nach Bolsward und Makkum.


Die ganze Fahrt über weht ein unangenehm kalter Wind und ab und zu regnet es auch mal. 
Zunächst geht alles ganz glatt, sogar die Brücke in Ijlst öffnet sofort und auch die Eisenbahnbrücke ist (zum ersten mal seit ich dort unterwegs bin) offen. Trotzdem erwischt es mich: Nicht die Mittagsruhe, sondern die Stunde Kaffeepause. Nicht so schlimm, ich kann ein Nickerchen gut vertragen.



Auf dem Ijsselmeer wird es dann noch mal richtig windig, ich setze aber keine Segel mehr, sondern lasse den Motor bis zur Schleuse an. Die Nacht verbringe ich am Sportsteiger.

Freitag, 19. April 2019

Los jetzt! 19.-22.4.2019


Die letzten Wochen waren mit Bastelarbeiten und Wartung angefüllt. Eine Solarzelle schmückt das Dach und lädt die Batterie und der Autopilot ist eingebaut. 



Dabei war es an dn Bastelwochenenden schon mal zackig kalt.  Der Autopilot ist allerdings nicht der Yaaap, den ich unter Projekte beschrieben habe sondern der Pypilot, viel komplizierter, viel mehr Spielkram. Der muss jetzt richtiggehend kalibriert und, vor allem, verstanden werden. 



Am Vortrag hatte ich noch einen Zahnarzttermin und pünktlich am Abend beginnen wilde Zahnschmerzen, die mich die halbe Nacht kaum schlafen lassen. 
So bin ich dann auch schon ganz früh wach, es puckert immer noch im Zahn, aber ich fahre los.
Diesen unbezahlbaren Moment, in dem ich zum ersten Mal das Segel hisse, den Wind fängt sich, das Boot neigt sich ein bisschen und nimmt Fahrt auf.... Ich zögere diesen kostbaren Moment bis hinter die Brücke Uitwellingerga heraus. Aber dann...
Schrei vor Glück
Mich juckts in den Fingern, die ganze Einstellerei im Kanal anzufangen, aber verkaspere mich eigentlich nur. Wenn ich unter Deck verschwinde, um den Kompass zu kalibrieren, komme ich der Böschung jedes mal gefährlich nah. 


         
Aber tatsächlich kriege ich es irgendwann in den Griff: Ich kann den Autopiloten einen bestimmten Punkt ansteuern lassen, oder einen Kompasskurs segeln lassen. Auf dem Ijsselmeer dann fahre ich mit sehr wenig Wind und lasse mich vom Autopiloten fahren. Der macht viel weniger und vor allem leisere Geräusche als mein altes analoge Teil.

Um am Ende geht das tatsächlich so genau. Das konnte der analoge Autopilot nicht.



Tatsächlich habe ich Zeit und Muße zu kochen, zu lesen und, mein Lieblingsjob, Löcher in die Luft zu gucken.



Löcher in der Luft: Von mir reingeguckt 


Zum Teetrinken bin ich im letzten Jahr auch eher selten gekommen-ich musste ja immer segeln. Autopilot war nicht  


Wie viel die Solarzelle gebracht hat, kann ich gar nicht sagen. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich das Auslesen kann.
Nur stelle ich fest: Ich entferne mich ganz langsam vom Kiss-Prinzip (Keep It Simple Stupid). Ich habe die ganze Zeit auch ein bisschen das Gefühl, total viele Dinge im Blick behalte zu müssen. Naja, vielleicht habe ich bald mal so viel Vertrauen, dass das einfach so mitläuft.

In Enkhuisen treffe ich Klaus und Peter, die Einhandsegler wieder. Klaus hat sich ein neues Boot, eine etap28i gekauft, unsinkbar und mit gigantisch viel Platz unter Deck. Mein Bötchen kommt mir immer mehr vor, wie Camping auf dem Wasser, weniger wie Yachtsegeln.
Wir starten die Jungfernfahrt raus aus dem Hafen, einmal Segel setzen und ein bisschen auf dem Wasser herumstehen. Dann motoren wir zurück.
Ich fuchse mich weiter in die Eigenarten meiner Navigation kalibiriere und versuche. Allerdings muss ich feststellen, dass Abweichungen vom Kompasskurs enorm sind, je nachdem welche Richtung man fährt. Ob das bei den analogen Teilen auch so war? 
Bei der Rückfahrt übergebe ich für eine Stunde an den Autopiloten und er macht seine Sache wirklich gut. 
Die letzte Nacht verbringe ich an der Kruizpole, ich versuche im ruhigen Hafen noch einmal die Kalibrierung zu optimieren, aber die Abweichungen bleiben.



Ein altes astreines Mützchen finde ich dann tatsächlich auch noch. Das hatte ich schon in Afrika dabei 1991.


Auf dem Heeger Meer dann das Ungemach: Die Genua, ok, sie ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, entscheidet sich, an meiner Sommerreise nicht teilzunehmen. Das Achterliek rutscht bei einer Wende nicht auf die Lee-Seite sondern bleibt in der Saling hängen. 
Raaaaaaatsch

Montag, 8. April 2019

Projekt: einen Pinnenpiloten selbst bauen Teil 1

Als ich die Schabernack im Dezember 2013 von Wyk auf Föhr nach Holland überführt habe, habe ich die Vorzüge eines Pinnenpiloten kennengelernt.
Als Einhandsegler muss man mal unter Deck, ausruhen, essen, Toilette. Dann übernimmt der Pinnenpilot die Aufgabe des Rudergängers.

Nun habe ich wohl ein besonderes Talent, die Elektronik dieser Teile zu schrotten. Oder ins Wasser zu werfen.

Autohelm Pinnenpiloten werden im Internet mittlerweile zu Mondpreisen gehandelt, und ein neuer kommt nicht in Frage. Für das Geld fahre ich lieber zwei Wochen in den Urlaub.


Meine erste Idee war es, die Platine eines Autohelm einfach nachzulöten, im Zuge meiner Suche nach den Bauplan kam ich allerdings in Kontakt mit einer Vielzahl von Projekten, die sich in unterschiedlichem Umfang mit einer Selbststeueranlage befassen. Das reicht von der einfachen Kompasssteuerung bis hin zum Autopiloten, der eine vorgegebene Route abfährt, dabei Batterie, Temperatur und Luftdruck im Blick behält.

Dazu muss ich bemerken, dass meine Kenntnisse der Elektrotechnik sehr überschaubar sind.Ich kann einen Bauplan, wenn nötig, schon zusammensetzen, bei Projektbeginn hatte ich von Arduino und h-bridge, brushless und Hallsensoren allerdings überhaupt keine Ahnung. Trotzdem hats geklappt.

Bis jetzt habe ich zwei Stück realisiert:
Das erste heißt  Yaaap (Yet another Arduino Autopilot) https://github.com/FilBip/yaaap von Philippe Leclercq.
Die Lösung ist technisch relativ einfach und wenn man den Fehler im System endlich gefunden hat, auch in weniger als 2 Std. nachzubauen.

Aber von Anfang an: 

Gesteuert wird der Autopilot von einem Arduino, einem kleinen und spottbilligen Microcomputer. Auf den kann man so oft man möchte, Programme aufspielen, zum Beispiel Programme, die einen Autopiloten steuern.
Allerdings: Ich hatte anfangs keine Ahnung, wie ein Programm überhaupt auf den Arduino kommt und so brauchte ich elendig lange, um überhaupt eine Verbindung herzustellen, dann war immer noch nicht geklärt, wie die Software mittels der Arduino IDE hochgeladen wird. Zudem die Arduino IDE, außer der Version 1.8.5. machten, was sie wollten.

Als ich dann endlich in der Lage war, das richtige Programm hochzuladen, wurden die einzelnen Bauteile gelötet (was den Tod eines Arduino mit sich brachte), der Spaß zusammengesteckt und gestartet - aber nichts passiert. Gar nichts. 

Ich habe den ganzen Kram wieder und wieder auseinandergebaut, und wieder zusammen gesteckt. Den Code neu aufgespielt. Nichts. Immerhin konnte ich irgendwann einmal den Arduino dazu bewegen, mir die jeweilige Himmelsrichtung über das Display anzuzeigen, aber der Aktuator bewegte sich keinen Millimeter.

 Dann versuchte den Code zu entschlüsseln, beschaffte mir Literatur und durchforstete das Arduino Forum, auf dem Philippe sein Projekt vorstellt (auch noch auf französisch). 

Die Antwort finde ich tatsächlich filmreif mitten in den Nacht: Als ich versucht habe, den Code zu verstehen, fielen mir die "define"-Befehle auf. Tatsächlich sind das die ersten, die ich auch verstanden hab. Diese Befehle definieren, welcher der Anschlüsse am Arduino welche Funktion übernimmt. Abends, kurz vor dem Einschlafen, grübelte ich noch über das Projekt, oder gegebenenfalls Alternativen nach, falls es mir nicht gelänge, das Teil zum Laufen zu bringen. 
Nur: Irgendwas war mir aufgefallen, was mich störte: Es juckte mir schon den ganzen Tag im Kopf und als mich gerade entspannte und einschlafen wollte, fiel es mir ein, was ich die ganze Zeit mal überprüfen wollte:
Die Verbindungen im Schaltplan (und nach dem hatte ich das Ganze zusammengbaut) stimmten nicht ganz mit den im Code unter "define" beschriebenen überein. Ich verändere also Stecker und nach mehr als 3 Monaten verzweifeltem Hinarbeiten läuft der Yaaap. Ganz einfach so. Tssssst-Tssssst.
Bewegt sich die Kiste nach rechts (also jetzt das Boot) fährt die Aktuatorstange ein und würde das Boot in die gegenrichtung korrogieren. Und andersherum.
Das Ganze mit drei wasserdichten Druckknöpfen in einer wasserdichten Box:



Für den, der es nachbauen will: Es ist wirklich ganz einfach.
Man benötigt:
1 Stk.  Arduino Nano (ca. 7Euro)
1 Stk. Arduino Nano Terminal Adapter (optional), erspart einen Haufen Lötarbeit und schafft solide Schraubverbindung (ca. 6 Euro)

1 Stk. ACS712 Hallsensor (ca. 8 Euro)
1 Stk. Display 16 X 2 (ca.7 Euro)
1 Stk. Konverter 12 V auf 5 V  (ca. 6 Euro)
1 Stk MPU 9260 (ca. 5 Euro)
1Stk. TB6612fng Motortreiber (12 Euro)
1 Tillermotor. Das kann ein Schubstangenmotor aus ebay für 50 Euro sein, aber auch ein Autohelm-Motor mit defekter Elektronik tuts.  

Die Teile sind im wesentlichen in Deutschland bei ebay gekauft, wenn man Zeit genug hat, bestellt man sie in China, dann kosten sie nur noch ein viertel des Preises

1 Wasserdichte Verteilerdose
3 Wasserfeste Drucktaster

1. Arduino Programm (Version 1.8.5!) installieren. Windowsnutzer müssen dann auch noch die zugehörigen Treiber von der Arduinoseite herunterladen und installieren.
Auf der Github-Seite des Projektes (s.o.) das ganze Paket mit allen Bibliotheken und .ino Dateien als zip-Datei herunterladen und entpacken.

Arduino mit Mini-USB-Kabel mit dem PC verbinden. 
Die Datei motor.ino öffnen, alle Bibliotheken und Zusatzprogramme werden mitgeladen.
Unter Werkzeuge den Eintrag "Board" und hier "Arduino Nano" auswählen.
Unter Sketch den Eintrag Hochladen auswählen.  
Nun wird das Programm in Maschinensprache übersetzt und auf den Arduino hochgeladen.

2. Das ganze Gerödel wie folgt zusammenstecken

Das MPU ist praktisch der Kompass, er registriert aber auch die Krängung und die Seitenbeschleunigung in einer Welle. Der muss beim Einbau so angebracht werden, dass die aufgedruckte x-Achse in Fahrtrichtung des Bootes zeigt. 
 
Das hier ist die korrigierte Version mit dem richtigen Anschluss für den ACS712. Die Grafik auf der Internetseite ist falsch. Aber Achtung: Hier ist noch der Arduino pro Mini eingezeichnet. (Den man natürlich auch benutzen kann, das Aufsoüpielen des Programms ist allerdings aufwändiger). Der Nano hat die gekennzeichneten Anschluss zum Teil woanders.

Mittwoch, 3. April 2019

Projekte: Lazybags

Es ist von Anfang an das selbe Gehuddel: Beim Segelbergen liegt der Stoff zuerst einmal quer über das Deck, ich seh nichts mehr oder aber ich turne vor Hafen- und Schleuseneinfahrten auf dem Deck herum um das Großsegel wenigstens so weit aufzuräumen, dass ich in den Hafen fahren kann.

Eine Zeitlang habe ich mit Lazyjacks herumexperimentiert. Beim Segelbergen eine große Hilfe beim Setzen eine Plage: steht man nicht genau im Wind, verheddern sich die Latten in den Schnüren.

Will man im Hafen das Großsegel ordentlich verpacken, um esvor der Sonne zu schützen, stören die Lazyjacks dann richtig, das Baumzelt gar nicht richtig anbringen.

Dann habe ich ein paar mal Lazy-Bags gesehen, und ich dachte mir: "Die will ich haben". Bis ich den Preis gesehen hab. 




Also flugs Stoff gekauft (Wind-Wasser-pipapo-dicht) einen langen Reißverschluss und die Nähmaschine aktiviert.
Ich finde im Internet eine Vielzahl verschiedenster Varianten, mit unterschiedlichen Befestigung am Baum über die Anzahl der Leinen bis hin zu fernbedienbarem Reißverschluss. Reißverschluss hinten offen oder dauerhaft verbunden, Haken und Ösen um die LazyBags während des Segelns einzurollen, wegen der Optik. Ich wähle das KISS-Prinzip ("Keep it simple, Stupid") und entscheide mich für die Variante, in der ich das Unterteil der Tasche mit dem Unterliek des Großsegels zusammen in die Baumnut einziehe. Die Maße habe ich gar nicht gemessen, ich halte mich an die offiziellen Angaben aus dem Prospekt, und an meine Erinnerung. Und kalkuliere  eher ein bisschen größer. 

Ich habe mir im Vorhinein schon Sorgen gemacht, ob das Vorliek überhaupt zusammen mit dem Lazy_Bag-Stoff in die Nut passt. Ein bisschen Silikon beantwortet die Frage sofort: Passt, flutscht, kann sogar ganz einfach korrigiert werden.  

Das Ergebnis:


Es reichen drei Aufhängepunkte




Die Versuche sind tadellos: 
Zufälligerweise sind die Leinen so angeordnet, dass sich die Latten kaum verhängen können, beim Bergen fällt das Segel gleich in die Zickzack-Position.

Jetzt fehlt dann nur noch eine Abdeckung für das Vorliek um den Baum herum.

Projekte: Polsterbezüge

Irgendwann lächeln die Milben mich durch den verschlissenen Bezug des Polsters im Salon an. 
Und morgens tuts Kreuz weh, und die Arme schlafen ein, weil der Schaumstoff so durchgelegen ist. 
Die Konsequenz: Ich muss neuen Schaumstoff besorgen und dann einen Bezug nähen.
Die Schwierigkeit: ich kann nichts vorher ausmessen, da die Außenseite des Polsters der Rundung des Bootes folgt und außerdem im Winkel geschnitten werden muss.
Also wird das Polster ins Auto verfrachtet und zum Abmessen nach Hause gebracht.

Das neue Polster wird ein paar Zentimeter dicker, den Schaumstoff gibts bei ebay.


Da lachen die Milben

neuer Schaumstoff, mit dem langen Küchenmesser in Form geschnitten.
Dass die Rundung hubbelig geworden ist, spielt keine Rolle.


der Stoff ist von IKEA. Das ganze wird per Kappnaht direkt richtig herum zusammengenäht, wenn ich versucht hätte, von links zu nähen, wäre mit Sicherheit was schief gegangen.
 

Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...