Dienstag, 31. August 2021

Merkwürdigkeiten in Medemblik 28.8. - 31.8.2021

 

 

Das Wetter soll ja nicht so wahnsinnig toll werden, aber das ist im Sommer 2021 nichts außergewöhnliches. Ich verschaffe mit ein verlängertes Wochenende und fahre los. Mein Bruder ist mit Partner und Hund in Noordholland, da lässt sich sicher ein Treffen organisieren.

Und weil der Wind die ganze Zeit kräftig aus Nord bis Nord-Ost wehen soll, freue ich mich darauf, Ithaka mal alleine unter anspruchsvolleren Bedingungen auszuprobieren.

Hinter der Brücke Uitwellingerga kann ich die Segel setzen und fahre mit Speed bis Stavoren.

Flugs durch die Schleuse, es ist Samstag 15.30 und nachdem ich die Segel oben hab, höre ich im FC-Radio den neu erstarkten 1.FC Köln gegen Bochum an. 

Gerade als Antony Modeste den Ball an den Pfosten nagelt, verlasse ich den Hafen, in der Halbzeitpause hab ich eh keinen Empfang, ich bin mitten auf dem Wasser, und mit dem Schlusspfiff komme ich in Medemblik an.

 

Unterwegs fällt mir auf, dass ich wohl nicht der einzige bin, der das Wochenende zum Segeln nutzen will, es ist brutal voll auf dem Wasser. Ununterbrochen muss ich ausweichen, alle scheinen ein bisschen gestresst zu sein und alles scheint in den Hafen nach Medemblik zu wollen.

Als mich in den Hafen einlaufe, stehen Menschenmassen an der Kaimauer und zum ersten Mal in meinem Seglerleben bekomme ich beim Einlaufen Applaus. Merkwürdig, ich winke dann aber trotzdem würdevoll zurück.

Ich habe auch keine wirkliche Wahl, in welchen Hafen ich einlaufen will, ich fahre gleich in den Pekelharingshafen. Wie Dutzende andere Schiffe, die auch gerade einlaufen wollen, auch. Der Hafenmeister weist mich dann auch gleich in ein Päckchen ein, das direkt vor dem Hafenbüro aufgebaut wird. Ein Päckchen? Hier? Ich verstehe das alles nicht. In Minuten in der Hafen absolut knallvoll.

Das Anlegemanöver rückwärts gelingt unter den Augen meines Bruders so halbgut, aber dann erklären mir die Steegnachbars was los ist: Gerade endet die 24h-Regatta auf dem Ijsselmeer, die sind alle gestern um 18.00 los, und dann die Nacht kreuz und quer über das Ijsselmeer gefahren. Wer die meisten Meilen fährt, gewinnt.


Und ich komme zufälligerweise genau mit denen ins Ziel.

Erfreulicher Nebeneffekt: Die Nacht kostet nichts.

Ich treffe meinen Bruder, seinen Partner und den neuen Hund, dann gehen wir essen und später klingt der Abend auf dem Nachbarboot bei 3-4 Bierchen aus.

Am nächsten Morgen gibt es Boote-Tetris, denn natürlich müssen, die Boote, die innen liegen auch als erste wieder raus. 

Ich verbringe den Tag im Dampfmaschinenmuseum, da war ich schon ewig nicht mehr. Überall dampft und zischt es... großartig.


Für die Rückfahrt entschließe ich mich, über Lemmer zu fahren, da passt der Wind besser. Zuerst gerefft, aber das beende ich dann aber schnell.


Ich sitze so auf dem Vorschiff herum und denkele und lasse meine Gedanken schweifen und kriege einen eiskalten Pfefferminzschlag: Eine der Sicherungen für die Bolzen an den Wanten hat sich verabschiedet und der Bolzen ist gerade dabei, heraus zu rutschen. Wenn der auf der Luvseite heraus rutscht, bricht der Mast. 

Als erstes wird die Wante entlastet, indem ich das Groß ganz auffiere. Dann kann ich den Bolzen wieder zurückdrücken, aber es muss sofort ein Splint her. Die habe ich, da bin ich sicher, in einer Box unten in der Bilge. Also unter Deck, Bilge auf- der zweite Schlag trifft gleich hinterher: Hier steht wieder Wasser drin!!!!

Ich könnte Kotzen!!!

Läuft das Boot voll? Ist die Bilge unter dem Motor wieder voll? Eine undichte Stelle im Kiel?

Aber trotzdem: zuerst muss ich den Mast retten.

Dann setze ich den Autopilot an, blöderweise habe ich Backbordbug, ich muss Vorfahrt gewähren. Das heißt, alle Minute unterbrechen und gucken: 

Ergebis: Zumindest mal, kein Wasser im Motorraum. Die wahrscheinliche Lösung für das Wasser in der Bilge finde ich bald: Als ich das Wasser abgepumpt habe, stand das Boot gerade, jetzt fahre ich mit Lage. Da nicht viel Wasser in den Kiel passt, steigt es an der Leeseite. Vielleicht.

Ich suche den dünnsten Schlauch und pumpe an der tieferliegenden Seite noch einmal 2 Liter mit der Handpumpe ab. Dann heißt es abwarten, ob noch mal was nachläuft.

Während ich den PM-Kanal hochfahre, wird das Wetter immer schöner. Und anstatt rechts in den Kanal nach Sneek einzubiegen, fahre ich nach rechts und verbringe noch eine Nacht auf dem Sneeker Meer. 

Ich will noch nicht nach Hause.


 


  

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