Freitag, 9. August 2019

Und dann?


Ich bin abends noch nach Köln gefahren.
Ich will die Fahrt für mich zum Abschluss bringen und brauche ein paar Tage Routineleben; am Montag muss ich arbeiten, keine Ahnung wie das gehen soll.

Ein paar Daten:

104 Tage unterwegs
90 Tage einhand

2100 sm gefahren
längster Schlag 155 sm in 36 Std.


Donnerstag, 8. August 2019

Anders als man denkt: Staande Mastroute 5.8. - 8.8.2019


Der Morgen beginnt mit einer handfesten Überraschung: Der kräftige Südwind, der mich vor Schiermonnikoog bringen sollte fällt schlicht aus.
Nicht nur, dass phänomenologisch die sichtbaren Windräder still stehen, auch der Windfinder will von seiner gestrigen Ansage nichts mehr wissen: 1-2 bft. aus verschiedenen Richtungen.
Ich überlege: die Tour wie geplant mit dem Motor, oder bis 9 Uhr warten und dann gepflegt mit dem Flutstrom nach Delfzijl.
Ich entscheide mich fürs warme Bett und lege mich wieder hin.
Morgens melde ich mich beim Hafenmeister, der eher überrascht wirkt, die meisten Segler verziehen sich heimlich, still und leise, wissend, dass man an den Steigern eigentlich nicht liegen darf, die sind für Berufsschiffahrt.

    
Aus Port Henry wäre ich allerdings nie im Leben rausgekommen, die Einfahrt ist total versandet.

Schön ist die Fahrt durch die Ems nicht, allerdings habe ich jetzt das Gefühl, dass ich es schaffen werde. Wäre ich in Norderney geblieben, bekäme ich jetzt Stress, so hatte ich noch einen schönen Segeltag und die Staande Mastroute hat ja schon ihre Reize.
Trotzdem will es in der ersten Stunde noch nicht so richtig fluppen, schneller wird es erst später, dann aber richtig.




Erst die Seeschleuse in Delfzijl gibt mir nach all den Mühen der letzten Wochen das Gefühl, dass es jetzt stürmen und schneien kann, ich bin sicher.
Ich nehme mir vor, so weit zu fahren, wie ich heute komme. Dabei hat das Wetter bis Groningen schon noch Luft nach oben, aber immerhin regnet es nur ab und zu.


Das Hafen in Groningen ist geradezu absurd überfüllt: Die letzte Bückenöffnung, die um 19:00 normalerweise noch einen Konvoi durch die Stadt befördert, fällt im Moment aus, alles drängelt sich auf allerengstem Raum.
Die Tour durch Groningen am morgen ist allerdings auch beim 3. Mal spektakulär.






Dann mäandert die Fahrt so vor sich hin, durch Felder und Wiesen... schön.


Ab und zu muss dann mal ein bisschen geschleust werden.


Vorbei am Recreatie-Center, das ich 2013 gesucht hab, und das damals noch im Bau war. Und ich ein Wochenende zwischen zwei Brücken zubringen musste


Dann wieder Wiese und Himmel



Kurz vor Dokkum folge ich der Tradition, am letzten Tag einer Reise alle Gastlandflaggen der besuchten Länder unter die aktuelle zu setzen.


Weil morgen soll es nach Sneek gehen.
Dann aber treffe ich Torsten und Sarah.
Verdammt, wäre ich nur eine Brücke weitergefahren, hätten wir einen Abend miteinander verbringen können, so feiern wir unser Wiedersehen mit Kaffee.


Dokkum ist wieder genauso anstrengend und lautstark wie eh und je, ein paar Brücken sind extrem eng und die Charterkapitäne haben das oft nicht im Griff, auf der Seite zu warten, bis sie Durchfahrt haben. Das gibt dann immer viel Geschrei und Rumgebrülle. Eigentlich sollte ich mir mal so einen Tag Hafenkino gönnen, aber nicht heute, immerhin tanke ich noch einmal.
Nachdem ich so lange bei Torsten gesessen hab, überlege ich, noch einmal in Leuwaarden zu übernachten, aber im Kanal, der ja gleichzeitig Hafen ist, ist es ebenfalls zu wuselig, chaotisch, laut. Ich fahre noch durch die etwas nervigen Eisenbahnbrücken (Hinweis: Nächstes mal Richtung Harlingen abbiegen und dann über Kornwerdersend ins Ijsselmeer) und finde meinen letzten Übernachtungsplatz für diese Reise.

  
Kurz vor meinem Hafen treffe ich mich noch einmal mit Anton und Anja, die mit der Rik am Kanal ankern und auf mich warten.
Und dann bleibe ich tatsächlich zum ersten mal richtig stecken: Ein paar Meter, bevor ich den Steg erreiche - nix mehr.


Anton holt mich mit dem Schlauchboot auf die Rik, wir feiern und tauschen Erinnerungen.
Und Anton bringt das ultimative Lob: "Du hast eine Super-Sache gesegelt. Nach Gotland war ein Meisterstück". Ich werde knallrot und verlegen wie ein Schuljunge.


Die beiden sind auf dem Weg zu einer Hochzeit, und ich will es jetzt auch hinter mich bringen:





In den Kanal zum Hafen



in die Hafeneinfahrt. Der Hafenmeister sitzt wieder auf seinem Rasenmäher und winkt.


Wieder einmal vorbei an meinem Steg, also rückwärts,


und mit Schwung in meine Box. 
Ich lege an, schalte den Motor ab, er knackt noch leise nach. Und dann sitze ich erst mal nur da.
Der Hafenmeister kommt an meinen Steg: 
"Mensch! Drei Monate! Wie war's?"
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"Ach..."

Sonntag, 4. August 2019

Was man hat, das hat man... Borkum 4.8.2019


Die Entscheidung fällt dann recht spontan: Was ich hab, das hab ich. Die Wettervorhersagen ändern sich im Moment praktisch stündlich, besser werden die dabei selten.
Um 14:00 geht's dann los: Der Ebbstrom lässt zwar wieder auf sich warten, aber als ich den Schluchter, dessen neue Markierung ich mühsam herausgesucht hab, und dessen Tonnen nun gerade einmal 50m versetzt sind, passiere, geht es sehr flott voran. Eigentlich ja mit Gegenwind, der Ebbstrom will mein Boot aber von den Inseln wegdrücken. Und das gibt mir die Gelegenheit, Höhe zu gewinnen.
Eilig habe ich es ohnehin nicht, vor 20 Uhr brauche ich nicht an der Einfahrt der Ems zu sein.


Und als der Flutstrom schon wieder nicht mit den Angaben aus Navionics übereinstimmt, sondern ich gegen Strömung herumdümpele, versuche ich der Sache auf den Grund zu gehen.
Tja, Navionics verwendet bei der Angabe der Strömung wohl die Daten des bsh. Die sind aber in UTC, also Greenwitch-Zeit. Und bastelt die einfach mal so in eine Karte mit gesetzlicher Zeit. 
Die Angaben sind also 2 Stunden zu früh.
Der Flustrom setzt also erst in 2 Stunden ein. Na prima.
Es wird dann auch schon sehr dunkel, als ich Borkum anlaufe.
Ich entscheide mich für den Industriehafen, da komme ich wenigstens raus, wenn ich das will.




Selbst dieser Hafen ist rappelvoll, mein Anlegemanöver auf engstem Raum wird von der Crew einer riesigen Charteryacht mit "Was will denn der um diese Uhrzeit noch hier" und mit dicken Backen kauend, verfolgt.
Nachdem niemand beim Anlegen hilft, kann ich es mir nicht verkneifen, mich nach (sehr gelungenem) Manöver vor die Yacht zu stellen, mich zu verbeugen und  mit "vielen Dank fürs Zuschauen" in die Nachtruhe zu begeben.
Morgen wird es wohl sehr früh. Der Plan: 
Mit den angesagten kräftigen Süden sollte ich prima durch das Hubertusgatt kommen, um dann rund um Schiermonnikoog ins Leuwersmeer.

  

Samstag, 3. August 2019

Ain't no sunshine... Norderney 3.8.-4.8.2019


Morgens habe ich Konstantina zur Fähre gebracht, und kurz danach habe ich schon "et ärme Dier". Es war etwas völlig anderes, zu zweit unterwegs zu sein, ich hab nicht gewusst, was ich bis dahin eigentlich vermisst hab. Jetzt spüre ich es. Die Möglichkeit, Schönes zu teilen und auch den Stress nicht alleine zu tragen... unbezahlbar.
Aus lauter Trotz setze ich meine Einhandsegelflagge und fahre los.
Unstrategisch viel zu früh, gegen den Strom, raus zur Otzumer Balje.

Nur das Wetter ist bei weitem nicht der Sonnenschein, der angekündigt war. Ein bisschen nieselts, und kühl ist es auch.




Da kann ich dann Segel setzen, ich bin flott unterwegs, so flott, dass ich auch noch in das ablaufende Wasser vor Norderney einlaufe. Da ist es wirklich und wahrhaftig voll, ich liege mit einem Haufen Holländer im Päckchen an der Spundwand.

Ein Mitglied der Gruppe hat sein Ruder im tiefen Wasser durch einen treibenden Gegenstand verloren, beim Versuch Abzuschleppen, ist dem Abschlepper dann auch noch die Leine in den Propeller geraten und muss nun selbst abgeschleppt werden. Und beide Boot bleiben dann auch noch im Hafenbecken stecken. Springtide. Also ich wäre jetzt mit den Nerven durch. Der Skipper legt in aller Ruhe mit dem beiliegenden Boot an.
Bewundernswert.  


  
Auf der Insel ist ein Musikfestival, sehr lautstark, gleich beim Hafen. 
Gefährlich wird es dann, wenn die Amateurbands begeistert von sich selbst werden und anfangen Stücke der Stones, oder, Gott bewahre, Dire Straits zu spielen.
Um 3:00 werde ich das letzte Mal wach,  da ertönt gerade "Smoke on the Water" und eine begeisterte Menge brüllt "fire in the sky".
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Morgens beginnt die Rechnerei:
Option 1. Montag um 3:30 mit dem Ebbstrom raus, und vielleicht um 14:00 in Schiermonnigkoog rein. Setzt eine schnell Fahrt voraus, weil dann der Wind kippt und die kommende nächste Woche aus Western plästert.
Option 2. Heute mit dem Ebbstrom mittags raus und bis Borkum. Aber: gegen den Wind, mit der Strömung. Vielleicht mit Motor. Ankommen bei Niedrigwasser vor der Ems-Einfahrt und dann mit dem Flutstrom in die Ems ziehen lassen.
Mal sehen.


Cuxhaven-Spiekeroog 1.8.-3.8.2019


Weil es gestern beim Ablegen anfing zu gewittern, muss es einfach heute klappen.
Tut's auch, endlich komme ich aus Cuxhaven weg.
Blöd, dass ich in unattraktiven Städten wie Vendspills und Cuxhaven warten musste, Spiekeroog oder eine der Aland-Inseln wäre mir viel lieber gewesen. 
Wir starten im Dunkeln, das ist auch o.k., die Elbe ist ein Lichtermeer aus blinkenden und blitzenden Markierungen und wenn man weiß, welcher man folgen soll, ist das ein Riesenspaß.
Wir sausen mit 8 kn aus der Elbe, ich mag allerdings ohne Licht noch keine Segel setzen, deswegen mit Motor. Erst als die Sonne aufgeht, können wir mit guter Geschwindigkeit segeln.


Ich bin auf der Nordsee.
Und ich bin wieder einmal in Terminnot.
Ich muss am 12.8. arbeiten, und ich muss mittags an der Otzumer Balje sein, weil das Zeitfenster nicht so lang ist, an dem ich die Balje passieren kann.
Aber die Balje ist weg.
Und suchen kostet wertvolle Zeit, denn ich kann nur 2 std. nach Hochwasser einlaufen, die Einfahrt in den Hafen ist flach, ich bin da schon einmal stecken geblieben

Ich finde sie 3 Meilen weiter westlich und wir schaffen den Weg noch ohne Probleme. Wie ich später im Hafen erfahre, wurde die Balje innerhalb weniger Tage gleich ein paar Male versetzt, die Plotteranbieter kommen mit dem Updaten gar nicht mehr nach.

Der Hafen- knallvoll. Nur ein klitzekleines Plätzchen neben einer Angeberdickbauchmotoryacht ist frei.
Ich bremse ab, will den Vorwärtsgang einlegen- das Boot fährt weiter rückwärts.
Der Vorwärtsgang - geht nicht.
Die große "Och Nä, was denn jetzt noch?"-Panik macht sich in Kopf und Brust breit und außerdem bin ich noch nie rückwärts in eine Parkbucht eingelaufen. Und schon gar nicht in eine, die rechts und links 20 cm Platz hat.
Diesmal schon.
Au Mann, was ist denn jetzt schon wieder?

Konstantina macht das einzig richtige: sie schleppt mich in die nächste Pizzeria und wir essen erst einmal.
Dann begebe ich mich an die Ursachensuche.

Mit Hilfe meines Stegnachbarn baue ich das Unterteil des Motors ab, irgendwie hat sich die Stange, über die der Gang gewechselt wird, verstellt. Ich weiß aber nicht wie. 
Jedenfalls machen wir den Gang wieder frei und beide Gänge funktionieren.



Der zweite Riesenzufall (oder Glücksfall?). Als durch meine Blödheit mein Motor kein Öl mehr hatte, passierte das Unglück nicht etwa weit draußen, sondern genau in der Hafeneinfahrt.
Als der Motor nicht mehr schalten will, passiert das an einer Stelle, an der ich mit dem Heck perfekt an den Steg fahren kann (ich überlege, an welchem Hafen ich das sonst könnte, wir fällt aber keiner ein).
Und es passiert bei der Einfahrt, nicht, wenn ich raus will. Das wäre noch viel schlimmer.

Es mag ein strategischer Fehler sein, aber am nächsten Tag weht kaum Wind, wir bleiben den Tag über in Spiekeroog.
Gehen am Strand spazieren und plündern die "bunte Kuh", die Eisdiele des Ortes.











Dann bringe ich Konstantina zur Fähre, sie muss zurück nach Schweden.


Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...