Samstag, 1. Juni 2019

Gripsholm 1.6.2019

Ich neige ja wirklich nicht dazu, mich vor den Hafengebühren zu drücken, aber wenn der Hafenmeister nun mal nicht da ist und morgens erst gegen 9:oo Uhr auftaucht... "Das ist ein Problem" sagt Anton und um 8:30 stehen wir an der Schleuse.


Da geht es sehr zivilisiert und entspannt zu. Ich kenne holländische Schleusen, in denen mehr gedrängelt wird.




Die Rik sehe ich dann tatsächlich auch nur noch von Ferne Richtung Stockholm abbiegen. Ich allerdings will heute noch nach Mariefred zum Schloss Gripsholm.



Die Fahrt über den Mälaren setzt das fort, was ich gestern schon erlebt hab. Segeln ist eigentlich kaum möglich. Entweder bleibe ich fast stehen, weil ich keinen, oder Gegenwind habe, dann knallt der Wind mit solcher Wucht in die Segel, dass mir Angst und Bange wird. Ich segele trotzdem die halbe Strecken, dann muss ich so sehr gegenan, dass ich es vorziehe, mit den Motor zu fahren.
Mariefred liegt am Ende einer langgezogenen Bucht und so fährt man lange auf die Stadt und das Schloss zu.
Die Anlegerei ist ein bisschen haarig, ich finde im Gasthafen nur eine einzige Boje, aber kaum einen dazugehörigen Platz. Egal, ich mache mit meinem Anlege- und Fahrradimhafenbeckensuchhaken an der Boje fest und quetsche mich zwischen zwei Boote. Und dann gucke ich mir das Schloss und das Grab von Kurt Tucholsky an.




Das Schloss ist natürlich über alle Zweifel erhaben, aber ich habe andere Gründe unbedingt hier sein zu wollen:
Zu Schulzeiten hatten wir einen Deutschlehrer, dessen Namen ich längst vergessen hab. Mit diesem Lehrer sollten wir wohl Liebesliteratur lesen, der Lehrplan schrieb "Effi Briest" vor. Entsetzlich, wie man jungen Menschen die Lust am Lesen verderben kann. Unser Lehrer, der merkte, wie sehr wir uns langweilten, schlug uns den Kurzroman "Schloss Gripsholm" von K. Tucholsky vor, den wir dann begeistert in verteilten Rollen lasen. Ich habe über diesen Lehrer meine Lust am Lesen bekommen. Und diese Lust hält bis heute an. Ein paar Jahre später habe ich den Roman in Form einer Zeitung auf einem Flohmarkt noch einmal gekauft. Und mich sofort wieder hinein verliebt, genauso wie in den Film von 1963.

Das Schloss zu erreichen hat also weniger mit dem Kulturgut zu tun, sondern ist vielmehr meine tiefe Verbeugung vor der Klugheit dieses Lehrers.


Dem Ort statte ich nur einen kurzen Besuch ab, es regnet und es ist weitgehend ungemütlich.


Offenbar gibt's im Ort noch ein Event, bei dem Dampfeisenbahnen eine Rolle spielen. Die Dame an der Schlosskasse, weiß nichts genaues, abends unter der Dusche im Hafen treffe ich allerdings einen recht euphorisiert wirkenden Mann. Er hat den ganzen Tag Kohlen geschippt und ist Dampflok gefahren. Die Dampfloksaison ist eingeläutet worden. 

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