Dienstag, 11. Juni 2019

Ein bisschen Finnland, Marihamn 10.-12.6.2019


Finnland. In meiner Familie war dies stets ein Synonym für den "besonderen Urlaub". Urlaube, die zur Zeit meiner Einschulung stattfanden. Urlaub voller Sonne, der Erzählung nach hat es in den sieben Wochen, in denen wir da waren, eine Woche geregnet. Filme, die mein Vater mit Normal-8 drehte, wurden wie Kronjuwelen gehütet und nur bei besonderen Anlässen und nach viel Bettelei seitens uns Kindern in den Projektor gelegt, sie zeigen uns am Saimaasee spielend, Leben auf einem Zeltplatz Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Gläser, die in Finnland erworben worden waren, stehen heute noch, zeitlos schön, in der Vitrine in meinem Elternhaus.
Meine ersten Schwimmversuche fanden in Finnland im eiskalten See statt, wir lernten Sauna kennen, grundsätzlich auf der obersten Stufe, und als wir in der Schule erzählten, wo wir im Urlaub waren, kannte niemand dieses Land.
Ich kann heute noch auf finnisch 2 Liter Milch kaufen, bis 7 zählen, und mich bedanken.

Andrenalin ist kein gutes Schlafmittel. Für die Überfahrt ist ab spätem Vormittag sehr starker Wind angesagt, die Alternative, noch einen Tag auf dem Boot in einer Bucht zu verbringen reizt mich nicht. 
Also stelle ich meinen Wecker auf 4.30, schlafe aber so gut wie überhaupt nicht. Um 3:30 setze ich die Segel, hell ist es ohnehin schon.
Ich starte sehr konservativ mit nur dem Vorsegel. Nix. kein Wind. OK, ich bin noch dicht an Land, ich setze das Groß. Immer noch nix. Ohne Reff. Fast Stillstand, nur 2-3 kn Fahrt. Nun ist es ja so, dass ich jeden Meter segle, wenn es denn geht. Aber ich habe auch Angst (ja, wirklich) vor dem starken Wind, der sich ankündigt. Also starte ich meinen Motor und sehe zu, dass die Geschwindigkeit auf 5 kn bleibt.    


Vielleicht ist es etwas unsportlich, aber die ersten drei Stunden leistet der Motor die Hauptarbeit. Erst auf der Hälfte des Weges spüre ich, dass der Wind wirklich Einfluss auf meine Geschwindigkeit bekommt und zwei Stunden vor dem Ziel ist der Wind so deutlich, dass ich den Motor ausschalten kann. Er bremst jetzt nur noch.
Die Einfahrt in den Hafen wird dann zur Herausforderung, der Wind steht jetzt, im geschützten Bereich, schon bei 5-6 btf.
Mit Mühe und der Hilfe zweier Menschen an Land gelingt es mir, anzulegen. 
Gerade als das Boot festliegt, beginnt der Sturm. Alles richtig gemacht, Mann, alles richtig gemacht.  
Die beiden Männer, die mir beim Anlegen geholfen haben, geben mir noch den Hinweis, die Sauna sei wohl noch warm.



Und so ist meine erste Aktion in Finnland ein Saunagang. Mit Blick auf den Hafen. Noch bevor ich beim Hafenmeister war.



Die Anlegeleine. Die hätte keinen halben Meter kürzer sein dürfen.

Eine der Attraktionen ist die Windjammer "Pommern", die als Museumsschiff im Hafen liegt.







Und weil Mariehamn als Stadt so viel gar nicht viel hergibt, mache ich meine Ausflüge durch das Museum der Stadt.



Faszinierende Multimediashow. Ich glaube, ich war eine Stunde drin und hab mir nur Landschaftsaufnahmen und -geräusche angehört.





Von der Anhöhe aus, kann ich schon erkennen, dass Christian wieder da ist. Und diesmal hat er seine Freundin mitgebracht.
Die bemerkt zunächst einmal, ich solle mein Fahrrad dann gleich schnell an Bord nehmen, "nicht das mein Schätzchen (sic!) das später wieder rausziehen muss.". 
Nachdem ich ihr erklärt hab, dass ich das schon selbst bewerkstelligt hab, ("das hat mir Christian aber anders erzählt, was Schätzchen?) hab ich einen Freund fürs Leben verloren.
Meinen Spinnaker trockne ich auch.





Und ich fahre mit dem Rad nach Kastelholm. 






Um festzustellen, dass der Bus für die Rückreise erst in 2 Stunden fährt, also fahre ich mit dem Fahrrad die 24 km auch wieder zurück.
Finde endlich bezahlbaren Brennspiritus
Sitze nach dem Saunagang vor dem rotgestrichenen Haus und gucke in den Sonnenuntergang -
und finde das alles irgendwie normal 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Schleuse Altenrheine - Kurz vor Lingen 2.4.2024 (Ach, Du Scheiße!)

  Ich habe das Gefühl, ein bisschen was aufholen zu müssen und bin früh unterwegs. Ich kann mich hinter einem Tanker einordnen, der ziemlich...