Freitag, 28. Juni 2019

Montu oder: Ist das Nichts ein Seiendes? 28.6.2019



Von Platon über Kant bis Heidegger: Sie alle zerbrachen sich über die Natur des „Seienden“ und des „Nichts“. Bis hin zur Frage, ob das „Nichts“ an sich  existiert.
Sie hätten nur nach Montu fahren müssen, dann wüssten sie: Es gibt das „Nichts“. Sogar das „totale Nichts“. Und es ist in Montu.
Aber der Reihe nach: Der Windfinder macht keine Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Konstantina, der griechischen Ärztin in Schweden. Zumindest nicht während dieser Reise.
Es gibt zwar immer wieder Zeitfenster, in denen eine Weiterreise Richtung Gotland für ein paar Stunden geht, aber ansonsten steht der Wind ununterbrochen ab 5 bft, aus Westen. Und das soll auch noch im überschaubaren Zeitraum der nächsten Tage so bleiben.
Ich schummele mich, in diesen segelbaren Zeiten nach Süden, so ist mein Plan, und irgendwann muss ich mich dann entscheiden, entweder den großen Sprung an Kalinigrad vorbei zu machen, oder vielleicht auf eine Änderung des Wetters zu spekulieren und den Sprung nach Gotland zu wagen.
Gotland wäre eine Tour von 85 sm, also etwa 24 Stunden.
Kaliningrad würde mindestens 125 sm oder wenn ich aus Lettland losfahren würde, über 155sm werden. 
Und so drehen sich meine Gedanken immer nur noch im Kreis, ich erwäge Strategien und Touren, und der Blick auf den Windfinder, den ich zur Wetterapp meines Vertrauens erkoren hab, wird zur Obsession.
Allerdinngs muss ich erst einmal Richtung Ostseeküste, raus aus der Rigaer Bucht.

Die letzte Nacht war jedenfalls grausig. Grausig laut. Es war ein Geschepper und Geklapper vom Allerfeinsten, das Boot wurde sogar im Hafen noch durchgeschüttelt; ich war froh, noch einen zusätzlichen Festmacher angebracht habe. Morgens gibt die  Wetterkarte nur noch 4-5 btf an, die Yachten der Regatta machen sich fertig, also ich mich auch.
Ich verquatsche mich noch ein bisschen mit einem jungen Letten, der auch an der Regatta teilnimmt, aber als die ihr Signal erhalten, gibt es kein Halten mehr: Leinen los.
Mein Ziel ist ein Hafen namens Montu, neu erbaut, ziemlich allein liegend, wenn alles klappt, und ich mich danach fühle, kann ich auch weiter fahren bis Ventspils in Lettland.
Die Fahrt ist windig. Ich bin selten langsamer als 5,5 kn., bei halbem Wind. Als der Ruderdruck zu groß wird, fahre ich das 2. Reff,von da an ist es nur noch schnell.
Trotzdem holen mich die Yachten der Regatta mühelos ein, die fahren allesamt mit Spinnaker, ein fantastischer Anblick. Wie auf einer Perlenkette aufgezogen fahren die, ich würde ja nicht im Traum daran denken, einen Spinnaker zu setzen, ich reffe lieber.


Der Hafen ist wenn man den Hafenführer des Fremdenverkehrsamts hat, leicht zu finden.
An der Hafenmole wartet schon der Hafenmeister in winkt mich an einen bestimmten Platz.
Ist das jetzt wichtig?
Erwartet er mehrere Yachten?
Warum?
Die Schabernack ist das einzige Boot im Hafen, der letzte Eintrag eines anderen Bootes ist vom 18.6.! Seit 10 Tagen ist kein Boot hier gewesen, kein Wunder, dass alles so neu und unbenutzt wirkt. Fast, wie in Cellophan gepackt.

Es ist das absolute „Nichts“. Kein Boot, keine Spur ehemaliger Boote, eine offenbar völlig unbenutzte Sauna, dabei ist die Anfahrt an diesen Hafen wesentlich einfacher, als an alle anderen, die ich bislang besucht hab.
Ich hätte gewarnt sein sollen, oben genannter Hafenführer empfiehlt als Betätigung einen Spaziergang im Wald.
Direkt neben dem Hafen: Ein Campingplatz mönströser Größe: Größer, als die Megaplätze in Holland, sicher über 3-4 Fußballfelder groß - ein einziges Wohnmobil parkt da. Aus Gießen. Dabei gibt es nichts sehenswertes rundherum. Kuressaare ist 40 km weit weg, 6 km südlich gibt es einen Leuchtturm. 




Ich weiß ja nicht, wie lange sich so was hält.




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