Sonntag, 23. Juni 2019

Alte Dünung - Hankö - Kärdla 22.6 - 23.6.2019


Den ganzen Tag über geht mein Blick auf den Windfinder: Was macht der Wind? Wann flaut er ab? Angesagt sind 5-6 bft, die ich nur im äußersten Notfall gegenan segeln würde. Die Messwerte zeigen 7-8bft. Im Hafen liege ich sicher und ruhig, hier bekomme ich kaum was davon mit.
Ich kalkuliere: die Strecke von meinem Hafen aus bis Kärdla in Estland beträgt 56 sm.Schaffe ich einen Schnitt von 4 kn brauche ich 14 Stunden. Das ist überschaubar.
Der Wind flaut gegen 19.00 ab, um 20.00 steht die Hafenmeisterin an meinem Boot. Sie will für die Nacht kassieren und ist ziemlich unwirsch, als ich ihr erkläre, dass ich gleich abfahren werde.
Die Wetterkarte hat mich sehr beeindruckt: Ich nehme das Groß ins 2. Reff und nehme die kleine Fock. Sicher ist sicher.






Das Reff löse ich, noch bevor ich im Fahrwasser bin, und nachdem das Boot kaum einmal 2-3 kn hinbekommt, wechsele ich die Fock gegen die Genua. Dabei ist mir schon mulmig. Wenn es draußen doch windiger ist, ist das Umswitchen auf die kleinere Fock doch ein hoher Aufwand, aber jetzt gerade komme ich kaum vorwärts.
Ich muss ziemlich aufpassen: Noch 10 sm draußen gibt es Steine, die auf der Karte verzeichnet sind, aber nicht mehr großartig markiert werden. 
Ich komme nicht recht vorwärts: Zwar ist der Wind gar nicht so schlecht, aber ich muss gegen die alte Dünung segeln. Der Wind, der diese Wellen aufgebaut hat, ist schon lange durchgezogen, die Wellen aber noch da. Ich tröste mich damit, dass das auch irgendwann aufhört.



Der Sonnenuntergang gegen 1:00 ist spektakulär, aber auch wenn die Sonne jetzt weg ist, dunkel wird es kaum. 2 Stunden lang muss ich die Leuchten einschalten, als ich das Verkehrstrennungsgebiet erreiche, ist es bereits so hell, dass ich die Lichter wieder ausschalte.
Ich werde allerdings kaum schneller, als 3 kn, wenn ich den Kurs halten will. 
Ich lasse den Autopiloten steuern, und gehe unter Deck. Hier wieder das selbe Spiel, wie im April: Sitzen geht nicht, dann werde ich seekrank. Liegen aber schon. Und zwar auf der rechten Seite. Immer 20 min, dann der Blick raus.
Und so vergeht auch hier die Nacht. Akustisch habe ich den Eindruck, die Schabernack saust mit Höchstgeschwindigkeit durchs Wasser, der Blick auf die Logge bleibt dabei 3 kn. Wenn überhaupt.
Die Magie der Nacht im April bekommt es nicht, dafür ist es aber auch nur halb so anstrengend.
Durchs Verkehrstrennungsgebiet steuere ich selbst, ansonsten macht das der Autopilot. 
Richtiges Segeln ergibt sich ohnehin erst auf den letzten Meilen: Hier sind die Wellen weg, der Wind wird gut beschleunigt und ich sause mit 6 kn durch ein Gebiet, von dem meine Karte sagt: "Hier ein Stein, da ein Stein". Um 14:00 erreiche ich den Hafen. 
Hier werde ich von einem jungen, lustigen, barttragenden Kerl eingewiesen. Und ich muss dringend Wäsche waschen.


Dann gehe ich in den "Hauptort". Dass das hier mal Sowjetunion war, fällt auf den ersten Blick auf.








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