Montag, 31. Juli 2017

27.7.17 Wellen....




Das frühe Aufstehen fällt sehr leicht, ich hab sowieso kaum geschlafen. Es stürmt, was da Zeug hält und im Hafen herrscht ein mörderischer Lärm aus pfeifenden Wanten und schlagenden Fallen.
Der Wind soll, laut Windfinder gegen Morgen aber abgenommen haben 4-5 bft aus Westen und diesmal garantierter Strom versprechen eine schnelle Fahrt.
Ich habe abends vorsichtshalber schon mal das Großsegel ins Reff eingebunden und die Fock angeschlagen, die Genua geht direkt unter Deck, ich habe keine Lust wieder auf dem Vordeck herumzukriechen und das Segel zu retten.
("Hart vorbereiten, weich kämpfen", wie der Russe sagt)
Ich prockele trotzdem morgens noch ein Weilchen herum, ich scheue mich tatsächlich davor, raus zu fahren, zu beängstigend war der Radau gestern Nacht. Und natürlich hat es geregnet.
Die Ausfahrt aus dem Hafen gibt mir einen Vorgeschmack, auf das, was mich erwartet: Wellen. Hohe Wellen. Und mir fällt siedend heiß ein, was mich bei meinen Vorbereiterei vergessen hab: Meine Rettungsweste.
Kaum aus der Ausfahrt draußen, setze ich Segel, das Boot wird sofort ruhiger und ich lege eine Fahrt im Affenzahn mit 6-8 Kn Richtung Norden los.
Und trotzdem habe ich die ganze Zeit Angst:

  • Wird das Wetter trotz Vorhersagen doch noch schlimmer?
  • Schaffe ich die Strecke, bis die Strömung kippt, oder stehe ich in ein paar Stunden mit 3 kn in dieser Scheiß-Welle?
  • Wann wird es endlich hell?

Es ist so viel Arbeit, die Wellen auszugleichen, dass ich überhaupt nicht daran denken kann, Bilder zu machen.
In Ijmuiden nehme ich die Einfahrt in den Vorhafen im Schmetterling und male mir vor meinem inneren Auge aus, ich schaffte es nicht vorbei an der Mole vorbei und zerschelle am Steindamm.
Im Hafen drehe ich erst einmal bei und werfe den Anker. Puh, geschafft. Es steht zwar ziemlicher Schwell im Vorhafen, aber im Vergelich zu den letzten 5 Stunden kommt mir das wie spiegelglatte See vor. Ich frühstücke zuerst, dann lege ich mich eine Weile aufs Ohr. Der Anker hält bombenfest, davon hab ich mich überzeugt.

Nur: Warum diese Angst? Besonders viel WInd war nicht 4-5 bft ist sehr ok. Wellen, ja, aber ich werde so gut wie nie seekrank und das Boot hat die weggesteckt wie nix.
Dunkel? Ich bin schon vielweiter und länger im dunkeln gefahren. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es auch eher die Angst vor der Angst. Ich habe mich bei dieser Fahrt jedenfalls sehr unwohl gefühlt und bin froh, im Hafen zu sein. Texel fällt wohl dieses Jahr aus.
 

Deswegen entscheide ich mich für die Weiterfahrt durch Amsterdam. In der Zwischenzeit telefoniere ich mit Eva, die ist morgen Abend in Stavoren und startet ihrem SKS-Törn. Wir verabreden uns und ich habe den nächsten langen Schlag vor mir.

Im Sixhafen, der so brechend voll ist, dass die Boote „auf dem Flur stehen“, treffe ich drei Jungs aus Bayern. Die laden mich zum Essen ein, (sehe ich so verhungert aus?) danach ich falle todmüde ins Bett.

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