Montag, 10. Juli 2017

10.7.17 Gelebte Depression, oder: da musste durch


Vormittags geht gar kein Wind in Amsterdam, aber die Frage, ob ich noch einen Tag bleiben soll, beantwortet sich strategisch. So wird uns morgen ein guter Wind aus NW begleiten und übermorgen wird es stürmisch. Strategisch ist es also besser heute nach Ijmuiden zu fahren und morgen dann über die Nordsee zum Haringsvliet oder zumindest nach Scheveningen. Ich komme mit zwei Seglern, Alexander und seinem Vater ins Gespräch, die planen die selbe Tour, die wollen auch nach England. Naja, vielleicht...
Die Fahrt von Amsterdam nach Ijmuiden läuft ausschließlich unter Motor und it so angenehm langweilig, dass ich mir mein Knotenbuch heraussuche und anfange, zu üben.


In meinem Törnführer wurde der Kanal noch als apokalyptisches Inferno aus Schnellbooten und Riesenfrachtern beschrieben. Sorry, aber das ist Käse. Lieber fahre ich auf diesem Kanal, als auf einer bundesdeutschen Autobahn.
Die einzige Herausforderung ist die Suche nach dem richtigen Blokkanal, denn

1. ändert der sich alle paar Kilometer
2. wird von der Polizei kontrolliert, ob er auch abgehört wird

Der aufregendste Moment kommt wenige Kilometer vor der Schleuse Ijmuiden: Hier kommt mir ein Riesenfrachtschiff entgegen. Aber die Dinger sind so strömungsoptimiert, dass ich nicht einmal vom Kielwasser irgendetwas merke


Der Blick nach hinten


Der Blick nach vorn


Was will der Architekt uns hiermit sagen? Man weiß es nicht



Ich erwarte ja gar nicht viel: Der Nordzeekanal ist ein Kanal und der ist halt so spannend wie die A3.
Der Hafen, die Seaport Marina Ijmuiden überrascht dann doch: Etwas so tristes und abgrundtief hässliches hätte ich dann doch nicht erwartet, legt man mal den Internetauftritt des Hafens zugrunde - Demzufolge ist das hier nämlich das Wassersportparadies schlechthin.

Dabei ist der Hafen irrwitzig teuer, naja diese lebende Depression muss ja auch erst mal bezahlt werden. 21 Euro kostet die Nacht, fast doppelt so viel wie Amsterdam letzte Nacht.

Nicht auszudenken, ich würde hier eingeweht und müsste drei Tage aushalten.


Wie im Ruhrpott der 50er Jahre



Also radele ich in die Stadt, in der Hoffnung, heute noch irgendwas hübsches zu sehen. Nun, das Zentrum der Stadt besteht aus einer Bushaltestelle und zwei Geschäften. Eins davon ist ein Blumenladen.

Ich hätte stutzig werden sollen, da dieser Ort weder in meinem Törnführern, noch in meinem Hollandreiseführer erwähnt wird


Spannender Höhepunkt des Tages ist der Besuch des Zoll und der Imigrationsbehörde auf meinem Boot. Die wollen alle Papiere sehen, von der Zulassung (Ist die eigendlich Vorschrift?) bis zur MMSI meines Funkgerätes.
Aber ich durfte die Jungs leider nicht fotografieren.

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