Sonntag, 12. Juni 2022

Tönning 10.6- 12.6.2022

 


Ich hatte den Hafenmeister noch gefragt: Bei Hochwasser losfahren, um bei Niedrigwasser an der Tonne „Eider 1„ anzukommen und sich dann mit dem Flustrom einziehen zu lassen. Für die 25 nm rechne ich mal 5 std, das sollte also hinhauen.
Ich kann noch im Vorhafen Segel setzen und dann gehts mit Schmackes los. Obwohl ich vorsichtshalber wieder einmal das erste Reff eingebunden habe, schafft Ithaka 6,5 kn, fährt dabei ganz entspannt. Das läuft natürlich nicht die ganze Zeit so schön, ich bin auf der Nordsee und das bedeutet, irgendwann habe ich den Strom gegenan, ich bin zu früh am Fahrwasser. Auch weil hier das Hochwasser zwei Stunden später ankommt, Die Kalkulation scheitert einfach an der simplen Tatsache, dass HW Helgoland nicht HW Eider ist. 
Im Wattfahrwasser fahre ich in Steinwurfweite an den Sandbänken vorbei, winke Fußgängern zu, die im Watt wandern gehen. Wahlweise auch reiten.
Am Sperrwerk sieht man mich und eine andere Yacht schon kommen, meine Sorge „wie telefoniere / funke ich die denn jetzt an?“ ist unbegründet, das Tor geht auf, als wir ankommen.
Mein Törnführer empfiehlt halbe Tide beim Einlaufen, sonst dräut die Sandbank, ich habe mich so verspekuliert, dass ich bei Niedrigwasser ankomme. Trotzdem fahre ich noch mit einem Meter unter dem Kiel in die Schleuse ein.
Nach dem Rausfahren ein Mordsschreck: Es klapptert, vibriert und schlägt im Ruder, dass es zum Fürchten ist. Ich bin sicher, ich verliere gleich mein Ruder. 
Motor wird sofort ausgeschaltet, dass Vibrieren und Lärmen wird etwas besser. Ich sehe auf der Karte nach: Tönning ist der nächste Ort. 

Mit einem ganzen kleinem bisschen Wind und dem Flutstrom komme ich langsam vorwärts, bis zur Hafeneinfahrt sind es 10 km. Wunderschöne 10 km, ich fahre wieder nur ein paar Meter an der Sandbänken vorbei im Slalom, um die roten und grünen Bojen.
Laufe in den Hafen ein, und finde gleich einen Platz am alten Packhaus. Morgen dann zur Werft, so der Plan.

Gleich steht dann auch schon der Hafenmeister, den ich nach der Werft frage, die im Törnführer steht, da will ich den Kran nutzen.
Die Werft gibt‘s seit 10 Jahren nicht mehr, da ist jetzt ein Bistro drin. 
Aaaaaber:
Es gibt eine Slipanlage, da soll ich bei Hochwasser rein, das Boot festmachen, warten und dann bei Niedrigwasser mal gucken, was da los ist. Und: Morgen ist Tag der offenen Tür im örtlichen Yachtclub, er ist sicher, da findet sich jemand, der mir zur Hand geht. Ich soll um 11.00 Uhr da sein, Hochwasser ist um 12.30.
Abends sehe ich mir das Städtchen an, es ist so schön, wie der Törnführer es beschreibt. Und jeder, den ich auf der Straße treffen, grüßt. „Moin".



Der nächste Morgen stellt meinen Verstand auf eine harte Probe: Es ist Ebbe, es bleibt Ebbe. Es kommt einfach keine Flut.
Ich rechne hin und her, es bleibt dabei: Auch wenn die Vorhersagen der verschiedenen Apps sich um fast eine Stunde unterscheiden: da kommt kein Wasser. Verwunderlich.
Des Rätsels Lösung erfahre ich beim Yachtclub: Irgendwer hat bei Ebbe die Spültore geschlossen und jetzt gehen die nicht mehr auf. „Technisches Problem“ nennt man das. Der Plan fällt damit natürlich ins Wasser (haha!). Die Yachtclubmitglieder spekulieren, wägen ab -  Ergebnis: Ich muss halt ins Wasser. Der Schlick ist nur ein paar Zentimeter tief und dann mal tauchen. Am Ruder wackeln. Die Anoden prüfen, vielleicht ist da eine los. Mal gucken, ob ich mir was eingefangen hab, was jetzt um die Achse oder die Schraube hängt. 
Tauchen halt und im Trüben fischen (buchstäblich).
Gesagt- getan: mit Badehose und Taucherbrille bewaffnet gehe ins in Wasser: Ein paar Zentimeter Schlick gehen mir bis über die Oberschenkel, Ich rüttele und taste - nichts, was den Lärm und das Vibrieren erklären könnte. Erst als ich unter das Boot komme, kann ich an der Schraubenwelle etwas tasten. Es hat sich tatsächlich etwas darumgewickelt. Das schneide ich weg, das Problem ist gelöst.


Duschen, Wurst essen und beim Tage-der-offenen-Tür schnacken, dann ist der Tag rum. Schön.

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