Dienstag, 10. Mai 2022

Ist es noch Wartung oder schon Refit? Kap 2: Fenster

 

Kapitel 2: Fenster

Oktober 2021

Wir erinnern uns: "Jaja, sind die Fenster dicht: Die hab ich selbst abgedichtet." Einen Scheiß waren die, um Haaresbreite hätte es meine Navigationselektrik gekillt, die unter einem Fernster platziert war. Außerdem ist das Baumarktzeug, 3mm dick und voller Risse an den Schraubenlöchern. 
Klar ist, dass die Fenster ausgetauscht werden müssen, unklar ist, womit.
Dass es keine Glasfenster werden, ist offensichtlich, wenn man sich die Preise dafür ansieht.
Also Kunststoff.
Und hier gehen dann die Glaubenskriege los:
Acryl oder Polycarbonat?
Eigentlich hatte ich gehofft, auf der Bootsmesse in Düsseldorf Antworten zu finden, weil aber Corona ist, fällt die aus. Also rufe ich bei einem Internetanbieter an, und weil der zufälligerweise in der Nähe meines Arbeitsplatzes ist, fahre ich dann gleich mal hin.

"Vorteil Acryglas: Billiger, kratzfest, UV-beständig. Wenn da ne Biegunbg drin ist.... hmmmm.... wir können das thermisch vorbehandeln....hmmmm.... " 
der Preis haut mich um.
"Polycarbonat is bei Deinem Boot besser. Musste aber mit dem Fensterputzen aufpassen, das zerkratzt leichter. Ab 4 mm gilt das als Sicherheitsglas, die Welle, die das kaputt macht, muss noch erfunden werden..."
Ich bin von so viel schnautzbärtiger Kompetenz beeindruckt, der Preis scheint angemessen.
Konstantina hat eine gute Möglichkeit ersonnen, mit Packpapier, Daumennagel, Stift und Klebeband die Fensterumrisse genau zu erheben.

Februar 2022

Nun ist es ja nicht so, dass Kleinigkeiten, wie der Kleber, Schrauben, Dichtmasse einfach so zu entscheiden wären. Weit gefehlt!
Welche Dichtmasse zu wählen, welche Vorbehandlung nötig ist, all dies ist Gegenstand heftiger Debatten in den einschlägigen Foren, Diskussionen, bei denen ich mir Sorgen über die Sozialkompetenz der Beteiligten mache.
Bis ich einen Beitrag über Butylband finde, der mich überzeugt.
Der Fensterausbau ist tatsächlich ein Klacks: Die Dichtmasse ist zum Teil schon so hart, dass uns die Fenster regelrecht entgegenfallen.


Aber leider auch so hart, dass das Abschaben zur Strafarbeit wird.
Wir dichten die leeren Fensterhöhlen mit Folie ab, und mit den alten Teilen als Vorlage säge ich im Keller die neuen Fenster aus. Mit Bohrlöchern und Holz für einen inneren Rahmen.


Schrauben kaufe ich bei Bauhaus, die haben V4A-Stahlschrauben mit Inbus - ideal, wenn man unter der Plane sehr beengt arbeiten muss.
Allein der Einbau: Ich muss unter der Folie arbeiten, weil ich die ja nicht jedes Mal herunter und wieder drauf setzen kann. Und drauf muss sie, weil die Fenster ja draußen sind. Und es ist immer noch Februar.
Hier bekommen ich dann eine Lektion in Demut und Geduld:
Die Schrauben, ach was hab ich mich über den Inbus gefreut, entpuppen sich als Problem: Da gehört ein 2,5mm Schlüssel rein, und den versuch mal zu finden. Als Aufsatz für den Akkuschrauber gibts den nicht, nur als klassischer Handinbus.
Und dann stellt sich heraus, dass die Schrauben gar nicht in die Gewinde so einfach rein wollen. Also wollen 4mm Gewinde nachgeschnitten werden: Schneideisen auf den Akkuschrauber, zack-abgebrochen. Rausgefummelt. Neuen Gewindeschneider gekauft.
Die Schrauben entpuppen sich zudem als Flop: Bei jeder zweiten rutscht der Inbusschlüssel durch.
Trotzdem schaffe ich es, zwei Fenster an einem Tag einzubauen. Nur: Wellen auf dem Wasser sind in Ordnung, Wellen am Fenster nicht.
Das Material ist ganz einfach viel zu dünn. Dort, wo die Schrauben sitzen, zieht sich das Material an die Wand, dazwischen nicht.
Das sieht scheiße aus und mehr als einmal sitze ich völlig erschöpft im Boot und zweifele, ob das jemals fertig wird.
Ich suche eine anderen Händler und kaufe 8 mm dicke PC-Gläser, stehe diesmal in Mutters Garage und schneide noch einmal.



Bis es dann irgendwann passt.
Aber: die vorderen Fenster haben viel zu wenige Schraubenlöcher. Also: Loch vorbohren (Bohrer abbrechen, rausfummeln) Gewinde schneiden. "Langsam und geduldig!" sagt Anton. "Und viel Schneidöl" 
Schrauben bestelle ich im Internet - werden verspätet geliefert. Also provisorisch irgendwelche einsetzen, damit die Fenster drin und das Boot dicht ist, ersetzen werde ich die später. Durch die Schrauben, die eigentlich hätten geliefert werden sollen, aber erst verspätet wurden.  
Erst als ich schon wieder in meinem Hafen liege, schaffe ich es, die letzten beiden Fenster einzubauen und die Schrauben auszutauschen..
Im Warmen, ohne Plane mit gut funktionierenden Schrauben brauche ich eine Stunde pro Fenster: 
Zuerst das Butylband anbringen, dabei die Schraubenlöcher aussparen.


Das braucht gar nicht schön auszusehen - noch nicht.


Nach dem Schrauben ist die Dichtung total glatt.


Die Überstände wegschneiden - es könnte so einfach sein


Und weil ich zu Hause neue Vorhänge genäht habe und die Rahmen einigermaßen genau geschnitten und gebohrt hab, sieht es ganz manierlich aus.




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