Die kleine "Marina" ist nicht schlecht. Ich kann duschen und mit dem Elektroheizer kuschelige Temperaturen hervorzaubern.
Von einem, der auszog, die Segel zu setzen
und dann habe ich Konstantina gefragt, ob sie nicht irgendwann einmal einen ehrenwerten Mann aus mir machen will:
"Ich kanns ja mal versuchen" sagte sie und dann:
wurden Anton und Anja zu Trauzeugen.
In dem ganzen Trubel suche ich nach einer Nachfolgerin für ITHAKA. Ich verfolge Auktionen in den Niederlanden, schaue in muffige Bilgen, stehe auf Decks, die so weich sind, dass ich fast ins Vorschiff einsinke ("nä, super-Zustand") und höre Motoren zu, die nicht starten wollen ("Nänä, der springt sonst immer sofort an"). Abgerissene Relingstützen und Blasen am Unterschiff runden das unschöne Abenteuer ab.
In Berlin treffe ich auf Caissa, eine Phantom 28 aus den 1970ern. Überschaubare Fehler wie fast blinde Fenster und nicht angeschlossene Funke, dafür aber Mastlegeanlage, relativ junger Motor und sauber. Innen sollte sie eigentlich 1,85 hoch sein, aber das Dach ist so isoliert, dass es zu 1,78 reicht, und der Tiefenmesser ist kaputt.
Überführen will ich das Boot über die Havel. Mittelland- und Dortmund-Ems-Kanal, Anfang Dezember habe ich ein Zeitfenster von 10 Tagen. Das sollte weitgehend zu schaffen sein.
Im Grunde bin ich sogar ein bisschen froh darum. Ich bin etwas außer Training, und nicht mehr so naiv wie 2013.
Und 10 Jahre älter.
Das Wetter verspricht in diesen letzten Tagen tatsächlich noch einmal recht schön und milde zu werden und ich entscheide mich, noch einmal kurz rauszufahren. Nur aufs Sneekermeer, nur ein paar Tage lang Ruhe.
Seit der Heimkehr bin ich nicht mehr am Boot gewesen, und ich brauche jetzt ein paar Tage für mich allein.
Nach 200m passiert es: Der Motor geht aus. Plöp, einfach so. Ohne Vorwarnung. Mit Mühe schaffe ich es bei einem Einfamilienhaus an die Kaimauer zu fahren, indem ich den Gang einlege und mit Hilfe des Anlassers drehe. Die Bewohner sind zunächst irritiert, aber dann sehr nett und erlauben mir, das Boot über Nacht da stehen zu lassen.
Ich rufe bei Anton an, der holt mich ab und am nächsten Tag geht es mit Hilfe von Hafenmeister, Dinghi und Anton zurück in den Hafen
Und dann geht die Sucherei los. Alle Filter werden gewechselt, dabei stellt sich heraus, dass das Glas des Vorfilters einen Sprung hatte. Anton spendiert einen neuen - nichts.
Der Hauptfilter wird gewechselt, nichts.
Beim Versuch, die Einspritzpumpe mit Hilfe des drehenden Motors zu entlüften, stirbt die Batterie. immer noch nichts.
Erst als ich mir Platz verschaffe, indem ich das ganze Wasserkühlungsgedöns wegbaue und mit der kleinen Handpumpe, an der man sich schon mal die Finger brechen kann, beide Entlüfterschrauben leer pumpe und ich es zum letzten, diesmal aber wirklich, versuche, springt der Motor mit dem letzten Keuchen der Batterie an.
Und gerade als ich mich so richtig freuen möchte, kommt das:
Wir durchqueren Leeuwarden, im Nullkommanix, die Brücken hinter Leeuwarden, an denen ich einen Teil meines Seglerlebens verschwendet habe, gehen im Nu aus, kein Warten, kein Stopp, das geht gerade alles ein bisschen zu schnell.
Kurz bevor wir ans Sneekermeer kommen, entscheiden wir spontan, noch mindestens eine Nacht zu ankern. In Teherne stoppen wir noch mal kurz auf, suchen und finden einen Kurzanlieger und ich wetze in den Ort, um noch was zum Grillen zu holen. Dann suchen wir uns einen Liegeplatzt und finden den auch: nicht an meiner Lieblingsstelle aber fast noch besser: am Goingariep. Und diesmal klappt da Anlegen wie am Schnürchen, muss es auch, weil viel Platz gibt es da nicht.
Wir sitzenda, staunen, lesen, grillen und freuen uns an unserem Dasein...
und trotzdem müssen wir irgendwann einmal nach Haus fahren und das tun wir bei einsetzendem Regen. Wir sind dann abends noch nach Hause gefahren. Urlaub vorbei... komisch.
Das Wetter ist gerade auch nur mäßig dolle, und an der Stadtausfahrt von Dokkum gibts ja auch noch ein paar Geschäfte, die man gerne anschauen will. So ist es dann auch Nachmittags, als wir in Leeuwarden eintreffen. An der Stelle, wo ich 2013 meine Antenne verlor, kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der meine Ungeduld, was die Warterei an der Brücke angeht, etwas dämpft: Es ist knallvoll im Stadthaven, das hat so kaum Sinn reinzufahren, also verbringen wir die Nacht am Wartsteiger und gehen abends von da aus in die Stadt bummeln.
Es ist der letzte größere Sprung der reise und am Abend werden wir wieder in den Niederlanden sein. Wir machen also schon einmal die Gastlandflagge fertig und kurz nach Sonnenaufgang legen wir los.
Ins Gatt fahre ich brav nach Tonnenstrich, eine Abkürzung, die ich vor ein paar Jahren eingelegt habe, traue ich mich nicht. Zu nah am Niedrigwasser. Tatsächlich habe ich fast minutengenau gerechnet, nachdem wir das Gatt passiert haben, zieht der Strom uns immer kräftiger Richtung Festland.
Wir geraten erst an der Schleuse in Leuwersmeer in Stress, als ich frohgemut reinfahre und einem mehr als unhöflichen "raus!" wieder rausgeworfen werde. Erst muss ein großes Boot reinfahren, dann dürfen wir uns dazwischenquetschen. Die An- und Ablegerei klappt dann wieder nicht gut, es ist die ungeliebte Backbordseite, auf der ich anlegen muss.
Dann suchen wir uns einen schönen Ankerplatz und wollen erst einmal eine Pause einlegen, daraus wird dann aber der Rest des Tages und die Nacht. Und es ist heiß, sehr heiß. Über Deutschland zieht eine Hitzewelle hinweg, hier sind es immer noch knapp über 30 Grad. Der heißeste Tag der Reise.
Ich weiß, meine Rettungsweste werde ich nun nicht mehr brauchen, die Haltbarkeit der Patrone ist auch abgelaufen, also muss die zeigen, ob sie noch funktioniert.
Richtig viel hätte die nun nicht mehr genutzt, aber eigentlich ist die Herausforderung ja, gar nicht erst über Bord zu gehen.
Irgendwann haben Konstantina und ich die Möglichkeiten erwogen, die uns bleiben:
1. Von Juist nach Borkum und dann weiter nach Schiermonnikoog
2. Von Juist direkt nach Schiermonnikoog oder Lauwersmeer
3. Doch nach Delzijl und warten, bis die Brücke aufmacht.
4. Doch nach Delfijl und Mast legen vor der Dribondsbrug
Mir wäre die zweite Möglichkeit die liebste, allerdings müssen wir über das Flach vor dem Hafen und wir müssen ins Gatt vor Schiermonnikoog. Hochwasser ist in Juist aber um 3.00 Uhr morgens, da sehe ich die Pricken nicht, oder nachmittags, dann kommen wir aber zur Unzeit im Gatt an. Weil uns die Varianten 3 und 4 nicht wirklich gefallen, bleibt nur die Tour nach Borkum.
Immerhin dieses Mal innen entlang durch das Borkumer Wattfahrwasser.
Und zwar ohne Wind. Wirklich ohne. Null.
Wir nehmen uns einen Tag Auszeit in Norderney, Für den 14. ist eh direkter kräftiger Westwind angesagt, so dass wir ohne Schutz durch die Insel fahren müssten. Tatsächlich stellt sich morgens wunderbarer Nordwind ein, aber Konstantina weigert sich partout nach dem gestrigen Tag wieder ins Boot zu steigen. Sie braucht einen Tag Ruhe, und den gönnen wir uns dann auch. Sorgen, nicht mehr rechtzeitig anzukommen habe ich nicht mehr, dadurch, dass ich viel weiter westlich angelandet bin, als eigentlich geplant, habe ich ein paar Tage stressfrei "gewonnen":
Der Reisetag stellt sich dann allerdings genauso dar, wie der Tag, den wir eigentlich vermeiden wollten. Direkt aus Westen weht der Wind. aber "wird nicht so schlimm, es sind ja nur 9 Meilen bis Juist." Im Busetief geht es dann auch so richtig zur Sache, so schlimm habe ich die Ithaka noch nicht schaukeln gesehen. Wir haben durchaus Mühe, sitzen zu bleiben, Wellen des einlaufenden Wassers treffen auf den Westwind, tiefes Wasser trifft auf flaches, es ist alles da, was es eine wilde Fahrt werden lässt.
Es ist ziemlich kalt in der Nacht, das Aufstehen fällt schwer. Ich checke noch schnell den Motor, ich habe den Eindruck, er braucht sehr v...