Sonntag, 24. August 2025

Sneeker Meer 21.8.- 24.8. 2025

 

 Im Grunde ist es sicher albern, einen Weg von weniger als 10 km als Segeltour zu beschreiben. Aber manchmal macht der Spaß- und Erholungseffekt irgendwas aufwändiges unnötig.
Abends vorher bin ich sehr spät in Sneek angekommen morgens telefoniere ich mit Anton und wir verabreden uns an Adam und Eva im Sneeker Meer.
Ich segele die ganze Strecke, nicht sehr beeindruckend, und erkenne Antons Windfahne schon von weitem.
Weil ich nicht der einzige bin, der auf die Idee gekommen ist, mache ich bei Anton im Päckchen fest.
 

 
Anja ist dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt auf dem Boot, und beide bleiben eine Nacht liegen.
Ich nutze die drei erlaubten Nächte am Steiger, arbeite sehr effizient, schlafe, lese, koche und bringe endlich die automatische Bilgenpumpe zum laufen.
Dann tuts das jetzt auch. 
 

 

Samstag, 19. Juli 2025

zurück nach Sneek 19.7.2025

 

 Die Rückfahrt nach Sneek ist ereignislos, ich kann fast die ganze Strecke segeln, nur die Ortdurchfahrt in Sneek und die Brücken brauchen den Motor.
 
Ich komme in Ijlst vorbei, an dem kleinen Hafen, wo Konstantina und ich uns am Anfang meiner Auszeit getroffen haben und einen Moment zuckt es, hier noch einmal die Nacht zu verbringen.
Aber in Sneek werden die Brücken noch bedient und so werde ich Zeuge eines Schaupiels, wie ein ziemlicher Kawenzmann von Schiff sich durchs Sneeker Fahrwasser manövriert.
 
 
Nach der Einfahrt in den Hafen bin ich ein bisschen ratlos: ich hab mir (zu) viel vorgenommen, gemessen daran ist eine Reise nach Helgoland bei lausigem Wetter sicher ein mieserabler outcome, allerdings habe ich Caissa besser kenn- und seine Segeleigenschaften schätzengelernt. Unbequem ist das Boot immer noch, aber wir kommen langsam zusammen.
Und vieles funktioniert mittlerweile wirklich gut. 
 
Morgens packe ich jede Menge Kram ins Auto und den Anhänger, dann geht es erst mal nach Hause. 

 

Freitag, 18. Juli 2025

Hindeloopen-Kruizpole 17.7. -18.7.2025

Der nächste Morgen ist recht windig, wie gestern schon weht es kräftig aus Norden. Ich widerstehe dem Impuls, meine Genua gegen die Fock auszutauschen, das sollte ich, wegen der bekannten Probleme unter ruhigen Bedingungen tun, aber nicht, wenn mich eine Fahrt in 5-6 btf erwartet. 
So wird die Motorfahrt aus dem Hafen gegen die Welle für mich auch recht rumpelig und praktisch jedes Schiff überholt mich bis zur Tonne. 
Das ändert sich aber schlagartig, als es ans Segelsetzen geht, es folgt ein ziemlich wilder Ritt Richtung Stavoren.
Hier gehe ich dann erst einmal einkaufen, meine Vorräte sind komplett aufgebraucht und gestern in Hindeloopen war der Supermarkt schon zu.
 

 
Vielleicht ist es eine selektive Wahrnehmung, aber ich fühle mich von "le boat" geradezu verfolgt. Dabei gilt immer noch: 
 
"Gott schütze mich vor Sturm und Not-
und vor le boat"
 
In der Kruizpole find ich ein nettes Plätzchen, wobei sich meine Möglichkeiten seit Schabernack wirklich verbessert haben. Ich kann fast überall in der Bucht festmachen, mit der Schabernack war ich da eingeschränkter.
  
Ich bin immer noch ziemlich erschöpft und gehe sehr bald schlafen, das Wetter gibt auch so nicht viel her.
 
Am nächsten Tag ist es endlich wieder einmal schön und der Wind gibt auch mal Ruhe. Ich blase das Dinghi auf und fange einmal an, die häßlichen Flecken, die die Fender auf dem weißen Rumpf hinterlassen haben abzuschaben. Danach sieht Caissa glatt zwei Klassen besser aus, es kommt sogar ein Lob vom Stegnachbar.
    
Abends gehe ich dann tatsächlich mal schwimmen, aber das endet in ziemlichem Juckreiz. Vielleicht sollte man das in der Bucht nicht tun.


M
T
G
Y
Die Sound-Funktion ist auf 200 Zeichen begrenzt

Mittwoch, 16. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 3. 16.7.2025

 

Der Tag nach einer Migräne ist pure Erschöpfung. Ich wache erst gegen 10 Uhr auf, in meinem Kopf immer noch die Reste des Dröhnens von gestern.
Ich versuche, zu regenerieren indem ich in den Kasematten der ehemaligen Befestungsanlage spazieren gehe und mir den Wind um die Nase wehen lasse. 
Nach vielem Ausruhen und schlafen entschließe ich mich, nach Hindeloopen zu segeln, da war ich schon lange nicht mehr und der Weg führt geradewegs nach Süden.
 
Blöderweise versagt genau jetzt OpenCPN, mein Navigationsprogramm. Ich muss mir wirklich angewöhnen, vor jedem Update, und gestern in Medemblick gab es eines, eine Sicherung zu machen.
Egal, wir sind auf dem Ijsselmeer, den schiefen Kirchturm werde ich schon erkennen und außerdem habe ich eine Karte. Das wird schon gehen.
Ich schaffe es sogar, die Genua auszubaumen, den Spibaum, den ich im Mittellandkanal im Wasser schwimmend gefunden habe, hab ich noch gar nicht ausprobiert.
 
 
Ich orientieren mich an den rot-weißen Tonnen und gerade als ich mich darüber wundere, warum die anders stehen, als in der Karte,
- Bums-
sitze ich fest.
"Das kann doch gar nicht sein," ist mein erster Gedanke, "hier ist es doch überall tief!", ist es aber offensichtlich nicht.
Und jetzt kommt der Nachteil eines Langkielers zum tragen. Mit der Schabernack konnte ich mich in einer solchen Situation freiwühlen, Immer hin und her, irgendwann kam man dann frei. 
Nicht so hier.
Der Wind drückt mich zusätzlich gegen das Hindernis unter Wasser und ich schaffe es nicht, das Boot zu drehen um rückwärts aus der Misere herauszufahren. Der lange Kiel sitzt wie ein Schraubendreher in der einer Schraube.
 
Hilfe naht in Form eines der Geierunternehmer, die an den Untiefen lauern und aud Tölpel wie mich lauern. 
Die erste Frage lautet: "Dein Boot?" und die zweite "Versichert?"
Es ist freundlicher, routinierter Straßenraub und 450 Euro später bin ich wieder frei.
 
 
Es stresst mich aber gar nicht so, wie man vielleicht glauben könnte. Ich fahre weiter nach Hindeloopen und finde im Hafen mit Hilfe des freakigen Hafenmeisters einen Platz im Päckchen. Dann gehe ich im bezaubernden Ort spazieren und vertreibe die Reste der Nachmigräne.






Morgen will ich zur Kruizpole weitersegeln. 
 
Resumee:
 
1. der Spinnakerbaum funktioniert.
2. Ich kann Caissa im Wind, mit Migräne und im supererengen und vollen Hafen manövrieren.
3. Sie legt sich schnell 20 Grad auf die Seite, dann nicht mehr weiter
4. Sie ist immer noch inkontinent. Ich lege jetzt ein paar Handtücher ein, ich will wissen, ob ds Wasser von vorne (Wassertank oder Ventile) oder von hinten (Stevenrohr) kommt.
5. 5 Beaufort sind nur eine Zahl
6. 6 Beaufort auch. Caissa ist nicht beeindruckt.
7. meistens funktioniert der Autopilot und die Navigation. Aber nicht immer. Da muss eine Lösung her.
8. alles wird gut. 

 

Dienstag, 15. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 2. Außen rum 15.7.2025

 

    

Ich hab einen Tag in Medenblik vergammelt und nun stellt sich die Frage: Wohin?
Es steht ein kräftiger Westwind an,  Vliland oder Terschellimg sollten erreichbar sein. Auf der Fahrt nach Den Oever probiere ich alle Varianten der Segel aus, ohne Reff, nur mit Vorsegel. Nur weil es eben geht.
In Den Oever hoffe ich, bitte, bitte bald geschleust zu werden, ich bin spät dran, Hochwasser ist schon bald. 
 
Allerdings dauern die Dinge in Den Oever lange. Sehr lange...
 
Gerade als ich das Unternehmen: "Ich fahre in Den Oever aufs Wattenmeer" abblasen und den Hafen anlaufen will, tut sich an der Schleuse was. Ich kann auslaufen, allerdings ist gerade Hochwasser. Das hilft anfangs, als ich aber in den Slenk, die Zufahrt zur flachsten Stelle einbiegen will, steht die Strömung des ablaufenden Wassers genau gegenan und obwohl ich mit dem kräftigen Rückenwind schnelle Fahrt über das Wasser mache, komme ich kaum voran.
 

 So wird das nichts, bis zum Flach schaffe ich es nicht bis zur halben Tide und außerdem steht hier schon ein Meter Welle, was es noch schwieriger macht. Wenn schon feststecken, dann bitte ohne die Wellen.
 
Ich drehe wieder ab und fahre zum Hauptfahrwasser, diesmal allerdings gegen den Wind und mit dem Strom, auch nicht schön.
 
Sei es die helle Sonne, der Wind oder die Tatsache, dass ich mal wieder viel zu wenig getrunken habe, langsam machen sich Kopfschmerzen und ein feines Summen in meinem Kopf bemerkbar. Wenn das eine ausgewachsene Migräne wird, dann gnade mir Gott.
 
Den kurzen Weg nach den Oever traue ich mich nicht zu fahren, dazu müsste ich über ein Flach, das mir bei Hochwasser 1,5m unter dem Kiel gab, ich entscheide mich, im Hauptfahrwasser entlang des Abschlussdeiches bis zur Lorenzschleuse zu fahren.
 
 
Und laufe damit drei Stunden lang mit dem Wind und gegen den Strom. Das rappelt und schaukelt und schmeißt, Langkieler hin oder her.

 


Trotz trinken, Kopfschmerztablette, Sonnenbrille und Hut. Und zwei Esslöffel Pulverkaffee: Meine Kopfschmerzen werden nicht besser und selten habe ich ein Ziel so herbeigesehnt.
Mit drönendem Schädel erreiche ich in der Lorenzschleuse noch in den Vorhafen, mache fest,  lasse das Boot so wie es ist und gehe unter Deck. Dunkel, Kühl. Aber der Lärm der vorbeifahrenden Schiffe dröhnt mörderisch in meinem Kopf.
 
Kurz bevor es dunkel wird, kommt ein Frachtkahn vorbei, für den öffnet sowohl die Brücke als auch die Schleuse. Obwohl mir mittlerweile kotzschlecht ist, hänge ich mich dran, die Vorstellung die Nacht im Vorhafen zu verbringen ist schlimmer.
 
In der Schleuse funktioniere ich wie unter Autopilot. Ich mache soweit wie möglich entfernt vom Frachter fest, das Geräusch des Diesels spüre ich wie Zahnschmerzen.
Soweit ich das wahrnehme, geht die Schleuserei recht schnell, es gibt ja kaum Höhe zu überwinden und meine innige Hoffnung, es möge bitte ein Platz bei den Anlegern im Innenhafen frei sein, erfüllt sich.
Ein Platz, eng, und ich muss supergenau zielen, und der Wind weht weg vom Steg: Ich kann kaum noch aus den Augengucken, zudem ich in westlicher Richtung, in Richtung Sonnenuntergang anlegen muss.
 
Irgendwie kriege ich die Fender positioniert, irgendwie die Leinen an Land, sogar Sprinleinen lege ich.
Dann erbreche ich im vollen Schwung, gehe unter Deck und will nur noch sterben. 

Montag, 14. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 1. Nach Medemblik 12.7. - 14.7.2025

 

 

Nach der Rückkehr von der Staande Mastroute fahre ich erst einmal nach Amsterdam, springe ins Flugzeug und fliege zu Konstantina nach Griechenland.
Mal kein Wetter gucken, keinen Wind zu checken, keine Entscheidungen treffen müssen. Außer der, wo wir denn nun schwimmen gehen wollen.
 
Nach zwei Wochen bin ich wieder fit und während Konstantina nach Schweden weiterfliegt, wo sie vor Ort arbeiten muss, fahre ich weiter, noch mal aufs Boot, üben. Jetzt, wo das Vorsegel so akkurat läuft und die Elektrik stimmt, es kann ja nicht immer nur stark winden in den Niederlanden.
 
Der erste Tag soll mich Richtung Medemblik führen. Die Tour geht wieder einmal durch Sneek und dann aufs Heeger Meer. Weil die Brücke in Uitwellingerga immer noch kaputt ist, muss alles durch Sneek fahren, es ist absurd voll. Anton hatte sich vorher schon beschwert, führt die Route doch fast an ihrem Haus vorbei, jetzt ist es aberwitzig, das Gedrängel unbeschreiblich. Der Konvoi wird von einer riesigen Charteryacht angeführt, und wie im Klischee ist der Bootsführer komplett überfordert. Im dem engen Kanal steuert er fast ausschließlich mit dem Bugstrahlruder.
Die Niederländer sind da nicht gnädig, das Geschimpfe wird immer lauter, bis der Skipper, (der tatsächlich eine Prinz-Heinrich-Mütze trägt) ein Einsehen hat und mit vereinten Kräften an die Seite fährt.
 
Und weil das Vorsegel so klasse zu bedienen ist, werfe ich hinter Sneek den Motor nur in den Schleusen und an den Brücken an, der Rest wird gesegelt.
 
Ich verbringe die Nacht in Stavoren im Außenhafen, bis nach Medemblik ist es mir dann doch zu weit.
 
Die Fahrt rüber ist eine Werbung für den Segelsport. Alle Segel sind oben und im Affenzahn geht es mit halbem Wind rüber. Ich lese, döse und lasse den Autopiloten die Arbeit machen.
 

 
Trotzdem überhole ich ein 37ft. Boot. Ok, die Segel bis zum Anschlag rangezogen, aber trotzdem: Soooo langsam ist der Zossen gar nicht.
 
 



 

 

Abends spaziere ich noch durch den Ort, in dem ich schon ziemlich lange nicht mehr war, und freue mich, dass es so lange hell bleibt.
 
 
   

 

Mittwoch, 18. Juni 2025

Die Staande Mast Route zum x-ten mal 14.6. - 18.6.2025

 



Die Staande Mast Route habe ich eigentlich selten bis nie bei durchweg schönem Wetter erlebt. Ironischerweise passiert das nun ausgerechnet bei dieser Fahrt. 
Die Landschaft tuckert nur so vorbei, ich denkele und lasse die Impressionen wirken. 



Sogar die ersten Kilometer nach Groningen können schön sein, wenn das Wetter mitspielt. In Groningen treffe ich im Hafen Thorsten und Jens wieder, die hatten so ihre Sorgen, ob sie mich so weit abgehängt hätten, dass ich es nicht mehr über die Barre schaffe, wir trinken noch ein Bier zusammen und quatschen den ganzen Abend.

Die Route ist vor allem Impressionen:

Der Chefarzt-look-alike, Sonnenbrille in der Gelfriese, mit hochglapptem Poloshirtkragen, der den ganzen Abend seine Heldentaten auf See an seinen Mitreisenden verklappt und am nächsten Tag in einer Engstelle in Groningen ein Wohnboot rammt.

Das ältere Ehepaar, das einen noch älteren Dampfer fährt, wobei er nicht in der Lage zu sein scheint, geradeaus zu fahren, das führt dazu, dass er den Chefarzt in der Schleuse rammt. Seine weißhaarige Ehefrau haltlos in Tränen ob seines Missgeschicks, er tröstet sie mir der Ruhe und der Liebe eines sehr alten Paares.
 
Der Schwede, der in ebendieser Schleuse panisch wird, als ich Caissa in zweiter Reihe bei Ihm anlege. Er fällt fast über Bord, als er überprüfen will, ob ich seine Fender berühre, und er wischt die makellos blanke Reling, als ich losmache. 

Der kleine hübsche Ankerplatz im Lauweersmeer, wo ich vor ein paar Jahren schon einmal mit Konstantina lag, jetzt zwar nicht mehr alleine, aber trotzdem traumhaft schön.


Drei weitere "Freiyas", denen ich begegne.

Rückwärtsfahren üben, was langsam immer besser klappt.

Das erste mal durch Wergea fahren, sonst bin ich immer außen rum. 

Die vorletzt Brücke vor Sneek, die nicht öffnet, und die Dame, die mir mitteilt, das eine „malfunction“ vorliegt. Anton weiß eine andere Route, und gerade als ich loslegen will, öffnet die Brücke wieder.

Die Angler, die zu Hunderten am Ufer das Abendessen einfangen

Der wunderhübsche kleine Ankerplatz im Sneeker Meer, das Rauschen in den Bäumen und tanzende Mücken, so viele habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen.





Donnerstag, 12. Juni 2025

Norderney - Delfzijl innenrum 12.6.2025

 

Ich habe zwei Optionen, die Tour nach Delfzijl zu fahren:
Bei Hochwasser raus, vielleicht durch den Schluchter (mit Wind, mit Strom) bis Einfahrt Ems, dann kippt die Tide und ich kann mit dem einlaufenden Wasser bis Delfzijl sausen. Das wird dann zehn Stunden dauern. Da Hochwasser um 13.00 ist, wird die bequeme Möglichkeit am Ende dunkel. Gut, habe ich schon mal gemacht, aber so richtig Bock hab ich nicht dazu.

Die zweite Variante geht innen entlang. Ich kann Torstens Rechnung nicht ganz folgen, aber wir müssen sehr früh am ersten Flach des Juisters Fahrwassers sein. Dann gehts ein Weilchen mit und dann gegen die Strömung.
Wenn alles klappt, sollten wir die letzte Stunde des einlaufenden Wassers in die Ems nutzen können und vielleicht reicht das bis nach Delfzijl.

So die Theorie.

Die Praxis sieht anders aus.



 Bereits an den ersten Pricken bleibt die „Freyja“ hängen, ich schaffe es noch bis zu einem Motorboot, das ebenfalls interessanterweise „Freya“ heißt, dann ich auch bei mir Ende. 
Ich kann mich aber recht bald freiwühlen, und mache einen Fehler: Ich warte auf die beiden anderen.
Ein Fehler deshalb, weil die „Freyja“ viel schneller ist als ich und als es ins Memmert Fahrwasser geht, sehe ich die beiden nur noch von hinten.



OK, vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, zu segeln, sondern den Motor anlassen, hätte weiterfahren sollen, als die beiden noch auf das steigende Wasser warteten, dann wäre die Rechnung vielleicht aufgegangen.
So verpasse ich mindestens eine Stunde und muss gegen ablaufendes Wasser ankämpfen. Aber ich schaffe die Barre in der Zufahrt zur Ems mit 50 cm Wasser unter dem Kiel.

Dass 25 km gegen die Strömung der Ems kein Vergnügen sind, habe ich schon bei der Hinfahrt gemerkt. Wenn auch noch das Vorsegel wieder anfängt, zu spinnen und sich am Vorstag lustig über mich macht ist das nur noch nervend.

Trotzdem, auf dem Vorschiff herumzutoben, das Segel wieder flott zu kriegen, Caissa rennt wie verrückt mit 4,5 kn GEGEN die Strömung und endlich funktioniert mal etwas: der Autopilot ist völlig unbeeindruckt von Krängung und Welle, genauso wie das Boot, das Wetter ist den ganzen Tag über fantastisch. Zum ersten Mal taucht ein Glücksgefühl auf, der Enthusiasmus, auf den ich so lange gewartet hab. 

An der Einfahrt in den Kanal nach Delzijl sehe ich die „Freyja“ noch einmal, ich bin unschlüssig, soll ich in den Hafen oder durch die Schleuse. Einerseits wäre es vielleicht nett, mal wieder ein Schwätzchen halten zu können, andererseits bin ich müde. Ich stürme das Bootshaus, nehme eine lange Dusche und wasche erst einmal Wäsche. 

Und funktioniere Caissa zur schwimmenden Wäscheleine um. Denn, hätte ich mal die Luke auf dem Vorschiff zugemacht, wäre jetzt nicht schon wieder alles nass.

Mittwoch, 11. Juni 2025

Fünf Minuten Todesangst 11.6.2025

 

„Ach, das sind fünf Minuten Todesangst, dann biste da durch.“ lautete die Antwort der Hafenmeisterin, als ich ihr von der Planung erzähle, bei Hochwasser und Gegenwind durch die Balje zu fahren.
Eine Stunde vor Hochwasser Otzumer Balje losfahren, gegenan kämpfen, durchschütteln lassen und dann mit dem ablaufenden Wasser nach Westen segeln. Guter Plan.

Und so kommt es dann auch.

An der Einfahrt ins Gatt stehen drei Boote hinter mir, zwei biegen ins Fahrwasser Langeoog ab, eines folgt mir in großem Abstand.
Der Motor muss wegen der Strömung und des Gegenwindes ordentlich ran, aber ich erreiche das Flach auf die Minute genau zur Hochwasserzeit. Und die Welle, die da steht, hat es in sich. 



Später werden Torsten und Jens behaupten, das waren 4 m Welle, aber so sieht das nicht aus, vielleicht die Hälfte. Allerdings mache ich mir kaum Sorgen, dass ich aufsetzen könnte, hier stehen 4,60m Wasser, das schaukelt jetzt zwar ganz ordentlich, umkippen kann ich nicht, aber das geht vorbei.

Aber die fünf Minuten, das sind eher fünfzehn Minuten, die sich anfühlen wie fünfundvierzig.

Ich komme schnell wieder drauf, wie man Wellen anschneidet, damit man nicht im Bauchplatscher ins Wellental fällt, weiche der Gischt, die bis ins Fahrwasser reicht aus und erreiche irgendwann dann das Tief. 



Und hätte ich die Luke zum Vorschiff geschlossen, wäre auch mein Bett nicht triefend nass und vermutlich hätte ich weniger Wasser in der Bilge.

Vor lauter Sorge, doch noch aufzusetzen, fahre ich bis zur Anfahrtstonne, dann biege ich ab und fahre sehr entspannt mit dem Ebbstrom Richtung Norderney.

Im Dovetief gibt es dann wieder kaum Wind, ich versuche es noch ein bisschen mit der Genua, aber die ziehe ich dann bald ein. Das wenigstens funktioniert dank der Tipps von Torsten jetzt tadellos.
Im Hafen treffe ich beide "Freijas" wieder. Torsten und Jens haben mich beobachtet, als ich in das Gatt abgebogen bin und sind mir hinterhergefahren.  Beide wollen morgen innen entlang durch das Memmert-Fahrwasser die Abkürzung zur Ems nehmen. Ich hänge mich da dran, morgen um 8.15 gehts los.

Spiekeroog 9.6. - 11.6.2025

 

Es ist ein Zaudern und Zagen:

Als ich hätte nach Cuxhaven auslaufen können, war es noch mit 7 bft. viel zu windig, als der Wind sich legt, ist es viel zu spät.

Aber morgen wird es wieder starkwindig, dann dreht der Wind auf Ost, also entweder jetzt, oder erst wieder in einer Woche.
Ich lege um 8.00 in Helgoland ab, und es geht kurz tatsächlich mal mit 6 kn dahin, dann aber dann dann wird es immer schwieriger, meinen geplanten Kurs zu halten, mich treibt es viel zu weit ostwärts.

Am liebsten würde ich in die Otzumer Balje nach Spiekeroog fahren, aber als ich da ankomme, sind es zwei Stunden vor Niedrigwasser, das kommt, zudem bei Wind-gegen-Strom gar nicht in Frage.
Spiekeroog kann ich noch gut passieren, aber je weiter ich nach Westen komme , um so stärker wird der Flutstrom und der Wind hat sich jetzt auch auf ein klares „Westen“ eingependelt.

Nicht gut.

Ich versuche gegenan zu kreuzen, fahre von der Höhe Accumer Ee, der Einfahrt nach Langeoog fast bis ans Trennungsgebiet, als ich ein Stunde später zurück bin, habe ich gerade einmal eine halbe Meile gewonnen.

Nicht gut.

Dann versuche ich, mit dem Motor gegenan zu laufen, aber ich mach hier die gleiche Erfahrung, wie bei meinem zweiten Segeltag überhaupt, 2013 vor Helgoland, ich werde seekrank.

Nicht gut.

Ich bekomme einmal einen schwachen Internetempfang, ich lese noch einmal die Tiedenzeiten und vergesse die sofort wieder. Ich kann mich eh kaum konzentrieren und habe das Gefühl, langsam aber sicher entscheidungsparalytisch zu werden. 
Seit dem schnellen Frühstück habe ich nicht mehr gegessen und getrunken, ja bin ich denn verrückt?
Ohne Mampf keinen Kampf, also erst mal was essen und viel trinken, dann ein Blatt und einen Stift finden, so kommt da Struktur rein.
Danach: Tidenzeiten aufschreiben, planen.
Also: Norderney schaffe ich nicht, also muss ich nach Osten ablaufen. Mit dem Wind.
Die Otzumer Balje werde ich gut zwei Stunden nach Niedrigwasser erreichen, wenn ich trödele, zweieinhalb Stunden, naja, das ist dann fast schon halbe Tide. Mit Wind, mit Strömung.

Ich habe eigentlich keine andere Wahl, außer ins Fahrwasser nach Wangerooge, aber dann ist es schon fast dunkel.

Ich bin bang.

Als ich mich dem Fahrwasser anschleiche, sehe ich zuerst einen Krabbenkutter und dann Hurrah! einen anderes Segelboot.
„Das muss ein ein local sein“ denke ich mir, die coole Socke segelt tatsächlich da durch.

Die Strömung zieht mich dann mit einer solchen Wucht ins Fahrwasser, dass ich überhaupt keine Chance hätte zurück zu fahren.

„und wenn der nun von innen nach außen wollte und festgestellt hat, das geht nicht?“ oder „wenn der nur 40 cm Tiefgang hat?“ Die Barre ist 2 km lang, es fühlt sich an wie 20. Der Tiefenmesser ist ob der Wellen völlig verwirrt und zeigt Tiefen zwischen 3 m (gut) und 40 cm (aua) an, so was ist ja nun auch keine Hilfe. Schließlich packt mich wieder eine riesige Faust hebt die Caissa mit Schwung an und setzt mich ins Tiefe ab.

Und Ruhe ist.

Der Rest ist ein Klacks, in der untergehenden Sonne finde ich die richtigen Pricken und die Einfahrt ohne Probleme.



Ich gehen danach zu dem Segler, der vorher eingelaufen ist. Er hat das heute zum ersten Mal gemacht, dass halbe Tide für sein Boot mit 1,65 m Tiefgang eigentlich hochriskant ist, überrascht ihn.
Ich komme ebenfalls mit Torsten und Jens, den Seglern eines anderen Bootes „Freija“ ins Gespräch, und der Skipper hat die selbe Top-Reff- Anlage am Boot wie ich, nur bei ihm funktioniert die tadellos.
Er guckt sich meine Anlage an und erklärt mir, wie das eigentlich funktioniert.

Ich habe drei Dinge falsch gemacht:
1. beim Hochziehen muss man über einen Widerstand, um „den Fallschlitten über den Mitnehmer“ zu ziehen. Habe ich nicht, wenn er Widerstand kam, hab ich nicht weitergezogen.
2. Der Fallschlitten hat ein Innenteil und ein Außenteil, die mit einem Kugellager verbunden sind. Das muss leichgängig sein, war es bei mir nicht.
3. Das ganze muss stramm durchgesetzt sein, das war es bei mir nicht.
Das kriege ich hin.

Eigentlich ist Spiekeroog meine Lieblingsinsel. Weil es schön da ist, weil ich tolle Zeiten da hatte, diesmal





Keine Pointe

Montag, 9. Juni 2025

Horror in Helgoland 7.6.-9.6.2025

 

Ich bin früher Marathon gelaufen, nicht sehr schnell, aber ich habe es immer geschafft. Das Training fühlte sich immer großartig an, und das Gefühl für meinen Körper und seine Leistungsfähigkeit wuchs. Nur der Marathonlauf selbst, der war nur bis km 30 lustig, dann wurde es immer zur Qual. Der Rausch des Ankommens ließ jedoch den Schmerz und die Erschöpfung schnell wieder vergessen, nach kurzer Rekonvaleszenz fing ich dann an, mich auf den nächsten Lauf vorzubereiten.
Die Fahrt nach Helgoland ist ähnlich, wie ein Marathon, vor allem sehr lang. Und wenn man endlich da ist, tut der Hintern weh.
Und man vergisst das immer wieder.
Konstantina verlässt die Caissa frühmorgens, sie geht zur Fähre, und fliegt in die Sonne nach Griechenkland, ich hänge halb trotzig, halb traurig die Japan-Flagge und lege los. 
Noch im Gatt setze ich das volle Segel, ich nutze die letzte Stunde des Ebbstroms, um in Dovetief zu kommen und lasse mich dann vom Flutstrom ostwärts ziehen. 
Leider waren die Vorhersagen wieder mal zu optimistisch, der Wind ist diesmal aber zu schwach, und die alte Dühnung aus den letzten windigen Tagen zerrt an Wanten und an den Nerven. Kaum nimmt das Boot Fahrt auf, kommt die nächste Welle von schräg hinten und beschleunigt das Boot schneller als der Wind. 
Schlaff - Bumm-Schlaff - Bumm, so geht das endlos.
An der Tonne, die das Verkehrstrennungsgebiet markiert, biege ich auf fast nördlichen Kurs ab, in der Hoffnung, jetzt wird der Wind besser.
Welcher Wind?
Der schläft jetzt zwischendurch ein und ich lerne, was „umlaufende Winde“ sind.
Dazu, was Wunder, fängt es an zu regnen. Spannend: mal kommt der Regen von rechts, dann von links und manchmal wirklich auch von oben.



Bei Helgoland freue ich mich auf ein schönes Anlegebier, und male mir aus, wo im Hafen ich denn Quartier nehmen werde. Bei diesem Sauwetter wird doch niemand ernsthaft her fahren.

Oha.




Ich habe nicht gewusst, was die Nordseewoche ist. Ein unsägliches Getümmel, die erste Nacht liege ich als Nummer 12 im Päckchen. 
Am nächsten Morgen erlebe ich, wie Regatta geht. Mir ist das viel zu windig, irgendwohin zu fahren, für Cuxhaven müsste ich um 4.00 losfahren, die Eider ist bei dem Wind zu gefährlich.
Da wird gedrängelt und gebrüllt, Segel mitten im Gewühl gesetzt, der Große vertreibt den kleinen.
„Messer zwischen die Zähne“ meint mein Bootsnachbar. 
Der gibt mir das Rezept für die Fahrt von Helgoland nach Brunsbüttel.

„Man fahre 3,5 std. vor Niedrigwasser Cuxhaven los, bei dem zu erwartenden schönen Westwind reichen auch drei Stunden.
Man komme bei Niedrigwasser an der Tonne Elbe 1 an.
Segele 1 Std gegen das schwächer nachlaufende Wasser der Elbe an
Nehme die Strömung des einlaufenden Wassers der Elbe mit und sause wie der Wind bis Brunsbüttel.“

Komisch, 2019 bin ich einfach man in die Elbe rein, hab mich durchschütteln lassen und bin auch ohne Berechnung nach Cuxhaven gekommen, nur traue ich mich so was nicht mehr.
Der Hafenmeister erlaubt mir an einem Krabbenkutter festzumachen, um nicht die ganze Meute morgen früh zu wecken.

In der Nacht bricht die Hölle los: Wind bis 9 btf fegen durch den Hafen und mein Vorsegel, nur unzureichend aufgerollt, fängt zuerst an zu flattern dann dermaßen zu schlagen, dass ich schon fürchte, mir bricht gleich der Mast.
So stehe ich mitten in der Nacht bei bizarr fliegendem Regen auf meinem Vorschiff, auf dem schon meine Fock fertig liegt und versuche zunächst die Genua zu bändigen, wobei ich nicht den Hauch einer Chance habe, dann taucht mein französischer Bootsnachbar auf und gemeinsam schaffen wir es, das Segel zu bergen.
Völlig durchnässt und mit den Nerven runter sitze ich dann im Boot:
Nein, das Boot ist noch nicht so weit und ich bin es auch nicht. An der Schabernack war alles schon mal kaputt, bevor wir losgefahren sind, ich kannte alle Stärken und Schwächen.
Nicht bei Caissa.


Das geht nicht, dass man auf dem Vorschiff nicht laufen kann, weil die Fock bereit liegen muss, dass ich zum Segelsetzen nach vorne muss, aber auch zum Segel bergen.
Dass die Fallen nicht vom Cockpit aus bedient werden können.
Und die Fenster nicht dicht sind, genausowenig wie die Luke im Vorschiff.

Morgens telefoniere ich mit Konstantina, die wollte eigentlich nach Göteborg kommen.

Ich fahre zurück.

Sneeker Meer 21.8.- 24.8. 2025

    Im Grunde ist es sicher albern, einen Weg von weniger als 10 km als Segeltour zu beschreiben. Aber manchmal macht der Spaß- und Erholung...