Mittwoch, 27. März 2024

Genthin - Haldensleben 27.3.2024

 



Es ist ziemlich kalt in der Nacht, das Aufstehen fällt schwer. Ich checke noch schnell den Motor, ich habe den Eindruck, er braucht sehr viel mehr Diesel, als den veranschlagten Liter pro Stunde.
Achsenschmierung und Öl gecheckt, dann geht`s auch schon los. 
Das spektakuläre Abenteuer heute ist die Schleuse Hohenwarthe. 18,5 m gehts hoch. Deswegen muss ich auch 2 Std. vor der Schleuse warten, der Schleusenwärter möchte es vermeiden, mich alleine zu schleusen. Da soll wenigstens ein Berufsschiff mit. So richte ich mich auf eine lange Wartezeit ein, und mein Eindruck von gestern bewahrheitet sich. In der ganzen Zeit kommt kein einziges anderes Schiff. 
Ich lege ich ein bisschen aufs Ohr, die Sonne scheint, nix passiert.
Nach zwei Stunden hat der Schleusenwart ein Einsehen, ich darf alleine einfahren.


Da verschlägt es einem schon erst mal den Atem, ich brauche ein bisschen um die Schwimmklampen zu finden. Daran wird das Boot festgemacht, dann rutscht der ganze Spaß nach oben. Das dauert eine halbe Stunde.


                    

Irgendwann sind wir oben, und ich muss nun weiterfahren, und an der Bootsbrücke (ein Aquädukt, für das sich in Holland niemand umdrehen würde) wieder warten. Hier darf man sich nämlich nicht begegnen, und weil ich kein Frachtschiff abbekommen habe, muss ich alleine darüber. 



In meiner ursprünglichen Planung wollte ich heute noch etwas weiterfahren, ich komme aber bis Sonnenuntergang nur bis Haldensleben.



Die kleine "Marina" ist nicht schlecht. Ich kann duschen und mit dem Elektroheizer kuschelige Temperaturen hervorzaubern.

60 km. Nicht schlecht. 




Los gehts 26.3.2024

 


Im Dezember war es nun wirklich viel zu kalt, dafür kündigt sich jetzt schon einmal zaghaften Frühlingswetter an. Letzte Woche war ich schon einmal am Boot, habe den Plotter installiert, geguckt, ob der Motor startet (er startet) ein bisschen sauber gemacht... Dinge halt.
Ich habe zwei Wochen Überstundenfrei, die werde ich jetzt nutzen, Caissa nach Sneek zu fahren. Ich bin sehr aufgeregt. 720 km, wenn alles klar geht. Den Kurs lasse ich mir in marineplan.com berechnen, ich will noch nicht aufs Meer und vielleicht in Cuxhaven versauern, weil der Wind nicht passt. Und ich habe keinen Selbststeuerer. 
Morgens will ich eigentlich früh los, die Hafenmeisterin lässt allerdings auf sich warten, dann wird es 9.30 Uhr, bis ich loskomme.


Dabei ist dann auch gleich mal richtig kalt und auf der Havel auch recht windig. Aber was solls, meine Ausrüstung ist noch die, mit der ich im Dezember bei Minusgraden loswollte. Ich fahre über die Havel und fuchse mich so langsam in die konfuse Elektrik des Bootes. Der Wasserstandanzeiger des Trinkwassertank schlägt beim Motorstart ohne mein Zutun aus, der Motorstundenzähler will eigens eingeschaltet werden, und die Logge zeigt 4 kn an, während der Plotter schon bei 10,5 km/h ist. (Später wird sich herausstellen, dass eine Mischung aus Wind und Strömung mir sehr geholfen haben.)



Als erstes finde ich ein Gummiband, das, wenn es richtig angebracht ist, den Radeffekt auffängt, das Boot kann nun mit einem gelegentlich Stupser mit dem Finger gelenkt werden. Kein Autopilot, aber es mach es mir möglich, zum Navigieren kurz unter Deck zu gehen. 
Aber das Navigieren wird hier überbewertet, verfahren kann man sich kaum, die Fahrwasser sind eindeutig.




In den Schleusen bin ich der einzige, die Wartezeiten sind kurz. Was mir auffällt, in der Richtung nach Westen bin ich der einzige Reisende. Mir kommen ein paar Schiffe entgegen, aber keines überholt mich, ich komme keinem anderen nahe.


Ganz ruhig geht es dahin, ich komme kurz vor Sonnenuntergang in Genthin an. Der Hafen ist noch nicht in Betrieb und sowieso ein Witz. Vielleicht 12 Plätze, eng und ohne Strom/Wasser/Dusche. Ich bleibe draußen am Festmacher und spare ich mir das Gerödel. 
80 km waren das heute, schön.


Montag, 4. Dezember 2023

Caissa


Nun ist es ja nicht so, dass 2023 nichts passiert wäre. Wir haben ein Haus gekauft und einer Generalsanierung unterworfen 
 


 

und dann habe ich Konstantina gefragt, ob sie nicht irgendwann einmal einen ehrenwerten Mann aus mir machen will:

"Ich kanns ja mal versuchen" sagte sie und dann:

 

 

wurden Anton und Anja zu Trauzeugen.

In dem ganzen Trubel suche ich nach einer Nachfolgerin für ITHAKA. Ich verfolge Auktionen in den Niederlanden, schaue in muffige Bilgen, stehe auf Decks, die so weich sind, dass ich fast ins Vorschiff einsinke ("nä, super-Zustand") und höre Motoren zu, die nicht starten wollen ("Nänä, der springt sonst immer sofort an"). Abgerissene Relingstützen und Blasen am Unterschiff runden das unschöne Abenteuer ab.

In Berlin treffe ich auf Caissa, eine Phantom 28 aus den 1970ern. Überschaubare Fehler wie fast blinde Fenster und nicht angeschlossene Funke, dafür aber Mastlegeanlage, relativ junger Motor und sauber. Innen sollte sie eigentlich 1,85 hoch sein, aber das Dach ist so isoliert, dass es zu 1,78 reicht, und der Tiefenmesser ist kaputt.

Überführen will ich das Boot über die Havel. Mittelland- und Dortmund-Ems-Kanal, Anfang Dezember habe ich ein Zeitfenster von 10 Tagen. Das sollte weitgehend zu schaffen sein.

 


So stehe ich dann fast auf den Tag genau 10 Jahre nach der Überführung der Schabernack wieder auf meinem neuen, alten Boot. Ist allerdings 2013 der Winter komplett ausgefallen, so ist es dieses Jahr sehr früh sehr kalt mit jeder Menge Schnee. 





Das Unternehmen liegt jetzt buchstäblich auf Eis. rausfahren ist nicht, wir bringen allen Kram an Bord und ich übernehme des Liegeplatz bis März. 

Im Grunde bin ich sogar ein bisschen froh darum. Ich bin etwas außer Training, und nicht mehr so naiv wie 2013. 

Und 10 Jahre älter.

 


Sonntag, 16. April 2023

Ithaka, wir müssen reden! 29.10.2022

 

Das Wetter verspricht in diesen letzten Tagen tatsächlich noch einmal recht schön und milde zu werden und ich entscheide mich, noch einmal kurz rauszufahren. Nur aufs Sneekermeer, nur ein paar Tage lang Ruhe.

Seit der Heimkehr bin ich nicht mehr am Boot gewesen, und ich brauche jetzt ein paar Tage für mich allein.

Nach 200m passiert es: Der Motor geht aus. Plöp, einfach so. Ohne Vorwarnung. Mit Mühe schaffe ich es bei einem Einfamilienhaus an die Kaimauer zu fahren, indem ich den Gang einlege und mit Hilfe des Anlassers drehe. Die Bewohner sind zunächst irritiert, aber dann sehr nett und erlauben mir, das Boot über Nacht da stehen zu lassen.

Ich rufe bei Anton an, der holt mich ab und am nächsten Tag geht es mit Hilfe von Hafenmeister, Dinghi und Anton zurück in den Hafen

Und dann geht die Sucherei los. Alle Filter werden gewechselt, dabei stellt sich heraus, dass das Glas des Vorfilters einen Sprung hatte. Anton spendiert einen neuen - nichts.

Der Hauptfilter wird gewechselt, nichts.

Beim Versuch, die Einspritzpumpe mit Hilfe des drehenden Motors zu entlüften, stirbt die Batterie. immer noch nichts.

Erst als ich mir Platz verschaffe, indem ich das ganze Wasserkühlungsgedöns wegbaue und mit der kleinen Handpumpe, an der man sich schon mal die Finger brechen kann, beide Entlüfterschrauben leer pumpe und ich es zum letzten, diesmal aber wirklich, versuche, springt der Motor mit dem letzten Keuchen der Batterie an.

Und gerade als ich mich so richtig freuen möchte, kommt das:

 


Jetzt ist Schluss. Anton meint zwar noch, das sei kein Problem, eine solche Motoraufhängung sei kein Hexenwerk, aber Ithakas und meine Beziehung hat einen ernsten Schaden erlitten.
Auf ebay-Kleinanzeigen  finde ich jemanden, der ein Boot für kleines Geld zum Herrichten sucht, wir werden uns bald einig.

Dienstag, 26. Juli 2022

Sneekermeer 24.7-26.7.2022


Wir durchqueren Leeuwarden, im Nullkommanix, die Brücken hinter Leeuwarden, an denen ich einen Teil meines Seglerlebens verschwendet habe, gehen im Nu aus, kein Warten, kein Stopp, das geht gerade alles ein bisschen zu schnell.

Kurz bevor wir ans Sneekermeer kommen, entscheiden wir spontan, noch mindestens eine Nacht zu ankern. In Teherne stoppen wir noch mal kurz auf, suchen und finden einen Kurzanlieger und ich wetze in den Ort, um noch was zum Grillen zu holen. Dann suchen wir uns einen Liegeplatzt und finden den auch: nicht an meiner Lieblingsstelle aber fast noch besser: am Goingariep. Und diesmal klappt da Anlegen wie am Schnürchen, muss es auch, weil viel Platz gibt es da nicht.


Die Stühle und den Grill aufgebaut, und noch mal zwei Tage Urlaub genießen. Ich finde noch eine letzte Dose Bier in der Bilge.


Abends gibt es ein spektakuläres Schauspiel: Dutzende Ballons in allen Formen starten in der Gegend von Taherne und fahren langsam über den Himmel.


Wir sitzenda, staunen, lesen, grillen und freuen uns an unserem Dasein...


 





und trotzdem müssen wir irgendwann einmal nach Haus fahren und das tun wir bei einsetzendem Regen. Wir sind dann abends noch nach Hause gefahren. Urlaub vorbei... komisch.




Sonntag, 24. Juli 2022

Leuuwarden 23.7.- 24.7.2022

Mit Ausschlafen, Tanken und allem pipapo kommen wir erst gegen Mittag in die Puschen. 

 

Das Wetter ist gerade auch nur mäßig dolle, und an der Stadtausfahrt von Dokkum gibts ja auch noch ein paar Geschäfte, die man gerne anschauen will. So ist es dann auch Nachmittags, als wir in Leeuwarden eintreffen. An der Stelle, wo ich 2013 meine Antenne verlor, kommen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der meine Ungeduld, was die Warterei an der Brücke angeht, etwas dämpft: Es ist knallvoll im Stadthaven, das hat so kaum Sinn reinzufahren, also verbringen wir die Nacht am Wartsteiger und gehen abends von da aus in die Stadt bummeln.

 

 

Freitag, 22. Juli 2022

Bis nach Dokkum 21.7. - 22.7.2022

 

 
 
Es ist heiß auf dem Lauwersmeer und so verbringen wir einen Tag mit Schwimmen, schwitzen und rumgammeln. Dann machen wir uns auf nach Dokkum, ich muss tanken. Es ist zunächst ziemlich windig und der Motor hat ordendlich zu tun, später segeln wir, was nicht so einfach ist. Es ist Hochsaison, das Wasser voll und die Einfahrt in den Kanal finde ich auch erst wieder im zweiten Anlauf. In Dokkum finden wir einen Platz direkt unterhalb der Mühle. 
 

Konstantina und ich sind ein paar mal in Streit geraten, sie versucht beim Anlegen immer wieder eigene Tricks, ohne mir Bescheid zu sagen. Fast hätte sie sich die Füße zerquetscht, weil sie versucht, außerhalb der Reling zu stehen, die Kaimauer war nur noch ein paar Zentimeter von ihren Zehen entfernt. Vielleicht stresst mich auch die Tatsache, dass es nach Hause geht, vielleicht auch die Hitze.
 

 

Dienstag, 19. Juli 2022

Borkum - Lauwersmeer 19.7.2022

 

Es ist der letzte größere Sprung der reise und am Abend werden wir wieder in den Niederlanden sein. Wir machen also schon einmal die Gastlandflagge fertig und kurz nach Sonnenaufgang legen wir los.


Ich habe nur kurz Probleme, die Einfahrt ins Hubertusgatt zu finden, die ersten Bojen stehen nicht mehr da, wo die Karte sie vermutet, als wir die dann aber gefunden haben, lassen wir uns vom Ebbstrom rausziehen. der Motor brummt vor sich hin, und es ist fast gespenstisch leer auf der Ems. Erst später kommt ein schwacher Südwestwind auf, der aber irgendwann kräftig genug ist, damit ich den Motor für ein paar Stunden abstellen kann.


Ins Gatt fahre ich brav nach Tonnenstrich, eine Abkürzung, die ich vor ein paar Jahren eingelegt habe, traue ich mich nicht. Zu nah am Niedrigwasser. Tatsächlich habe ich fast minutengenau gerechnet, nachdem wir das Gatt passiert haben, zieht der Strom uns immer kräftiger Richtung Festland.

Wir geraten erst an der Schleuse in Leuwersmeer in Stress, als ich frohgemut reinfahre und einem mehr als unhöflichen "raus!" wieder rausgeworfen werde. Erst muss ein großes Boot reinfahren, dann dürfen wir uns dazwischenquetschen. Die An- und Ablegerei klappt dann wieder nicht gut, es ist die ungeliebte Backbordseite, auf der ich anlegen muss. 

Dann suchen wir uns einen schönen Ankerplatz und wollen erst einmal eine Pause einlegen, daraus wird dann aber der Rest des Tages und die Nacht. Und es ist heiß, sehr heiß. Über Deutschland zieht eine Hitzewelle hinweg, hier sind es immer noch knapp über 30 Grad. Der heißeste Tag der Reise. 

Ich weiß, meine Rettungsweste werde ich nun nicht mehr brauchen, die Haltbarkeit der Patrone ist auch abgelaufen, also muss die zeigen, ob sie noch funktioniert.


Richtig viel hätte die nun nicht mehr genutzt, aber eigentlich ist die Herausforderung ja, gar nicht erst über Bord zu gehen.





Montag, 18. Juli 2022

Doch noch Borkum 18.7.2022

 

Irgendwann haben Konstantina und ich die Möglichkeiten erwogen, die uns bleiben:


1. Von Juist nach Borkum und dann weiter nach Schiermonnikoog

2. Von Juist direkt nach Schiermonnikoog oder Lauwersmeer

3. Doch nach Delzijl und warten, bis die Brücke aufmacht.

4. Doch nach Delfijl und Mast legen vor der Dribondsbrug

Mir wäre die zweite Möglichkeit die liebste, allerdings müssen wir über das Flach vor dem Hafen und wir müssen ins Gatt vor Schiermonnikoog. Hochwasser ist in Juist aber um 3.00 Uhr morgens, da sehe ich die Pricken nicht, oder nachmittags, dann kommen wir aber zur Unzeit im Gatt an. Weil uns die Varianten 3 und 4 nicht wirklich gefallen, bleibt nur die Tour nach Borkum.

Immerhin dieses Mal innen entlang durch das Borkumer Wattfahrwasser.

Und zwar ohne Wind. Wirklich ohne. Null.



In Borkum starten wir zunächst einen Versuch zu ankern, im Watt vor der Hafeneinfahrt gibt es Bereiche, die nicht trocken fallen. Nach Port Henry möchte ich nicht, schon alleine, weil wir morgens mit der halben Tide raus wollen. Und ich habe schon erlebt, dass es dann schon zu spät war und die Einfahrt versandet.
Also fahren wir in den Burkana Hafen und legen uns an einen eigentlich nicht freien Platz im Yachthafen. Der Hafenmeister ist seit gerade einmal 3 Minuten nicht mehr da, wo ich also meine Liegegebühr bezahlen soll, weiß ich nicht. "Das ist ein Problem." meinte Anton irgendwann 2019, als der Hafenmeister nicht kam. "aber nicht meins".


Auf Juist war ich schon einmal 15.7.-18.7.2022

 


Wir nehmen uns einen Tag Auszeit in Norderney, Für den 14. ist eh direkter kräftiger Westwind angesagt, so dass wir ohne Schutz durch die Insel fahren müssten. Tatsächlich stellt sich morgens wunderbarer Nordwind ein, aber Konstantina weigert sich partout nach dem gestrigen Tag wieder ins Boot zu steigen. Sie braucht einen Tag Ruhe, und den gönnen wir uns dann auch. Sorgen, nicht mehr rechtzeitig anzukommen habe ich nicht mehr, dadurch, dass ich viel weiter westlich angelandet bin, als eigentlich geplant, habe ich ein paar Tage stressfrei "gewonnen":

Der Reisetag stellt sich dann allerdings genauso dar, wie der Tag, den wir eigentlich vermeiden wollten. Direkt aus Westen weht der Wind. aber "wird nicht so schlimm, es sind ja nur 9 Meilen bis Juist."  Im Busetief geht es dann auch so richtig zur Sache, so schlimm habe ich die Ithaka noch nicht schaukeln gesehen. Wir haben durchaus Mühe, sitzen zu bleiben, Wellen des einlaufenden Wassers treffen auf den Westwind, tiefes Wasser trifft auf flaches, es ist alles da, was es eine wilde Fahrt werden lässt.


Am Ende ist unter Deck auch wieder aufgeräumt. Nur anders als vorher.




Juist ist sehr viel voller als auf der Hinfahrt, klar, überall in Deutschland sind Ferien. Trotzdem: weil sich der erste richtige Sommertag ankündigt, bleiben wir ein paar Tage. Mieten uns einen Strandkorb und ich rechne und rechne und rechne.
Ich weiß nämlich gar nicht so genau, wie es eigentlich weitergehen soll. Die Driebondsbrug in Groningen ist immer noch kaputt, die Staande Mastroute fällt also aus.


 




Genthin - Haldensleben 27.3.2024

  Es ist ziemlich kalt in der Nacht, das Aufstehen fällt schwer. Ich checke noch schnell den Motor, ich habe den Eindruck, er braucht sehr v...