Ich habe zwei Optionen, die Tour nach Delfzijl zu fahren:
Bei Hochwasser raus, vielleicht durch den Schluchter (mit Wind, mit Strom) bis Einfahrt Ems, dann kippt die Tide und ich kann mit dem einlaufenden Wasser bis Delfzijl sausen. Das wird dann zehn Stunden dauern. Da Hochwasser um 13.00 ist, wird die bequeme Möglichkeit am Ende dunkel. Gut, habe ich schon mal gemacht, aber so richtig Bock hab ich nicht dazu.
Die zweite Variante geht innen entlang. Ich kann Torstens Rechnung nicht ganz folgen, aber wir müssen sehr früh am ersten Flach des Juisters Fahrwassers sein. Dann gehts ein Weilchen mit und dann gegen die Strömung.
Wenn alles klappt, sollten wir die letzte Stunde des einlaufenden Wassers in die Ems nutzen können und vielleicht reicht das bis nach Delfzijl.
So die Theorie.
Die Praxis sieht anders aus.
Bereits an den ersten Pricken bleibt die „Freyja“ hängen, ich schaffe es noch bis zu einem Motorboot, das ebenfalls interessanterweise „Freya“ heißt, dann ich auch bei mir Ende.
Ich kann mich aber recht bald freiwühlen, und mache einen Fehler: Ich warte auf die beiden anderen.
Ein Fehler deshalb, weil die „Freyja“ viel schneller ist als ich und als es ins Memmert Fahrwasser geht, sehe ich die beiden nur noch von hinten.
OK, vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, zu segeln, sondern den Motor anlassen, hätte weiterfahren sollen, als die beiden noch auf das steigende Wasser warteten, dann wäre die Rechnung vielleicht aufgegangen.
So verpasse ich mindestens eine Stunde und muss gegen ablaufendes Wasser ankämpfen. Aber ich schaffe die Barre in der Zufahrt zur Ems mit 50 cm Wasser unter dem Kiel.
Dass 25 km gegen die Strömung der Ems kein Vergnügen sind, habe ich schon bei der Hinfahrt gemerkt. Wenn auch noch das Vorsegel wieder anfängt, zu spinnen und sich am Vorstag lustig über mich macht ist das nur noch nervend.
Trotzdem, auf dem Vorschiff herumzutoben, das Segel wieder flott zu kriegen, Caissa rennt wie verrückt mit 4,5 kn GEGEN die Strömung und endlich funktioniert mal etwas: der Autopilot ist völlig unbeeindruckt von Krängung und Welle, genauso wie das Boot, das Wetter ist den ganzen Tag über fantastisch. Zum ersten Mal taucht ein Glücksgefühl auf, der Enthusiasmus, auf den ich so lange gewartet hab.
An der Einfahrt in den Kanal nach Delzijl sehe ich die „Freyja“ noch einmal, ich bin unschlüssig, soll ich in den Hafen oder durch die Schleuse. Einerseits wäre es vielleicht nett, mal wieder ein Schwätzchen halten zu können, andererseits bin ich müde. Ich stürme das Bootshaus, nehme eine lange Dusche und wasche erst einmal Wäsche.
Und funktioniere Caissa zur schwimmenden Wäscheleine um. Denn, hätte ich mal die Luke auf dem Vorschiff zugemacht, wäre jetzt nicht schon wieder alles nass.
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