Dienstag, 17. Dezember 2013

Everything comes to an End


Dokkum zeigt sich regnerisch, meine Laune ist, trotz Dusche am Abend vorher schlecht.
Gegen Mittag erreiche ich Leeuwarden und muss erst einmal warten. Als ich am Wartesteiger der ersten städtischen Brücke anlege, tuts hinter mir einen Schepperer. Ich habe nicht auf die überhängenden Bäume geachtet, und damit hat es mir meine Funkantenne runtergebrochen. Die ist gleich hinter mir eingeschlagen, ich hab mir gottseidank nicht getan.
Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen, so genieße ich die Fahrt durch eine Stadt, die sich anfühlt, wie eine Fahrt durch einen Park. Der Kanal folgt dabei der alten, eckigen Stadtmauer, alte Bäume und Rasenflächen säumen den Kanal. Im Sommer muss das hier traumhaft sein. 
Im Süden wird mir der obligatorische Klompen für das Brückengeld entgegen gehalten und ich bin wieder auf die Fernsteuerung der Brücken angewiesen. An der ersten Brücke ist eine Telefonnummer angeschrieben, wo ich Brückenbedienung anfordern kann. Der Mitarbeiter spricht zum Glück perfekt deutsch und stellt sich mir als persönlicher Betreuer vor: Wohin ich denn fahren möchte, er behält mich dann weiter im Blick - Sehr schön!
lustige Brücke bei Leeuwarden
Nur die Eisenbahnbrücken südlich von Leeuwarden gehören nicht zu seinem Gebiet und so verbringe ich hier eine unangenehme Stunde am Wartesteiger. Die Dickschiffe fahren nur wenige Meter an mir vorbei, so dass an kochen oder essen kaum zu denken ist. Die Brücke wird aber erst geöffnet, als ein Großer vorbeikommt, der nicht unter der Eisenbahnbrücke durchpasst.
Ich jubele den Motor auf Hochtouren, um mit dem Dicken mitzuhalten, passiere dann auch problemlos die nächsten zwei Brücken. Danach bin ich wieder unter der Obhut meines persönlichen Betreuers, der mit die Brücken immer schon bei der Anfahrt öffnet.
Unschön wird eine Begegnung in Wergea, ein Schild wirbt für die Durchfahrt durch den Ort mit "kostenloser Brücke". Ein Blick in die Karte bestätigt: Kürzer, schneller.
Die Fahrt wird zur Quälerei: Nach 100 Metern merke ich schon, dass das mit dem Tiefgang im Winter wohl nicht hinhaut. Der Motor muss sich immer weiter anstrengen um Geschwindigkeit zu halten, mitten im Ort geht dann gar nichts mehr. Ich hänge mal wieder im Schlick fest. Und die "kostenlose Brücke" ist noch nicht einmal in Sichtweite.
Meine Versuche, frei zu kommen, werden von einigen Mitarbeitern einer Werft andächtig verfolgt, keiner macht Anstalten, in das kräftig wirkende Motorboot zu steigen. Ich winke, ich zeige an, dass ich feststecke (jetzt müsste es doch wohl auch der letzte Trottel verstanden haben): nichts.
In aller Seelenruhe beenden die Jungs ihre Pause treten die Kippen aus und gehen wieder an die Arbeit.
Ich gönne meinem Motor eine Minute Pause und versuche es noch einmal.
Wenn die mir in ihrem blöden Fallstrickkanal nicht helfen wollen, verqualme ich ihnen eben die Bude mit meinen Abgasen!
Ich schaffe es, das Boot auf der Stelle zu drehen, danach geht es buchstäblich Zentimeter für Zentimeter mit der Strategie des "Freiwühlens"wieder raus. Nach eine gefühlten Ewigkeit nimmt das Boot langsam wieder Fahrt auf, und verfolgt von den stupiden Blicken der Werftarbeiter, die die nächste Pause einlegen, fahre ich zurück zum Kanal: "Kostenlose Brücke" und Abkürzung am A...
Die Brücke auf dem Kanal ist auch kostenlos, und bald schlängelt sich der Weg wieder durch romantisch-schöne friesische Landschaft.
Der Zeitverlust entpuppt sich als ein Glücksfall: bei meiner Einfahrt nach Grouw dämmert es schon wieder und die winterlich eingeschränkten Bedienungszeiten der Brücken verhindern meine Weiterfahrt. Ich lege an einem freien, nicht weiter bezeichneten Steiger an und laufe erstmal durch dieses bezaubernde Städtchen. Dann stehe ich vor einer Jugendherberge (die heißen in Holland stayokay) und der Wunsch nach einem Bett und einen gut geheizten Zimmer wird übermächtig...
Endlich habe ich auch wieder Internet und kann die Wettervorhersage der nächsten Tage abrufen. Und die versprechen nix Gutes: Regen und viel Wind auf dem Ijsselmeer. Will ich mir das jetzt noch geben? Oder soll ich das Boot nicht einfach den Winter über in Grouw lassen und mir für den Frühling einen neuen Liegeplatz suchen?
Die Rezeption wird von einem netten jungen Kerl versorgt, der empfiehlt mich an einen Werft- und Ausrüstungsbetrieb "De Schiffart", vielleicht kann ich das Boot ja vorübergehend da unterstellen. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen mache ich das Ganze fix, der Preis ist wohl eher symbolisch. Also übergebe ich mein Boot ins Winterlager und fahre mit der Eisenbahn nach Hause.
Ich überlege mir ernsthaft, meinen ständigen Liegeplatz in Grow zu nehmen und schreibe mir die Kontaktdaten des Hafenmeisters auf. Leider hat sich nie jemand auf meine E-Mail hin gemeldet...
Tschüss Schabernack, bis zum nächstenFrühling! 



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