Freitag, 13. Dezember 2013

Noch elf Tage bis Weihnachten

Morgens früh um sieben gehts weiter, ich laufe mit dem Ebbstrom aus Norderney aus. Ich sehe immer noch nicht viel mehr als bei der Herfahrt, allerdings bin ich vom Nebel verschont.
Schöner, smoother Rückenwind bringt mich auf 7 Kn, eine ungewohnte Geschwindigkeit.
Am Dovetief, das ich nun mit satter Tiefe überfahre, setze ich Segel und weiter gehts nach Westen. Mittags bin ich schon in der Nähe der Emseinfahrt und fahre geradezu auf einen, im Bau befindlichen Windpark zu. Da kommt mit Vollspeed ein Wachschiff auf mich zu und drängt mich böse aus der Area, stimmt, da war mal was mit Umfahrungstonne.

Gleich kommt der Wachhund

Der Skipper beschimpft mich wüst über eine Flüstertüte, zwingt mich zu einem waghalsigen Wendemanöver, bei dem ich, welch schöner Nebeneffekt, die Geschichte mit der back gehaltenen Fock erlerne. OK, dann umfahre ich das Ganze eben südlich, der Wachhund fährt die ganze Zeit schimpfend neben mir her, im Abstand von höchstens 10 Meter. Das schaukelt ganz schön.
Schließlich hat er genug und dreht ab, höchste Zeit, ich gerate auch langsam in ein Gebiet, bei dem ich mir nicht immer sicher bin, dass genug Tiefgang vorhanden ist. Als er abdreht, wende ich auch Richtug Westen, kann es mir aber nicht verkneifen, die südliche Begrenzungstonne der restrikted Area nördlich zu umfahren.
Nachmittags kann ich endlich in die Ems einfahren, die Flut beginnt gerade und ich segele mit 6-7 Kn im Am-Wind-Kurs in den mordsbreiten Fluss ein. Eine ganze Reihe verschiedener Fahrwasser machen die Orientierung nicht ganz einfach, zudem die, eine neue Erfahrung, wie wild blinken. Disko in der Ems. Ich versuche anfangs noch, nur zur Übung, die Leuchtfeuer anhand der Kennung zu identifizieren, lasse das allerdings bleiben, als die Dickschiffdichte enorm zunimmt. Die Ems biegt langsam immer weiter westlich ab, so dass aus dem Am-Wind, ein hart Am-Wind wird und dann geht gar nichts mehr. Ich nehme die Segel runter starte den Motor und möchte munter meine Bordbeleuchtung einschalten, aber außer einem müden Funzeln kommt da nichts. Die Verbraucherbatterie hat offensichtlich seine besten Zeiten hinter sich, der Autopilot hat da dann wohl zu viel Strom gezogen.
Das Kabel, dass ich von meiner Starter- zur Verbraucherbatterie gezogen hab, hat sich auch noch gelöst. Jetzt unten im Schiff herumzukriechen um das wiederzufinden hab ich allerdings angesichts des Verkehrs keine Lust. Also täusche ich falsche Tatsachen vor und fahre ohne die stromfressende weiße Motorleuchte nur mit Bug- und Hecklampe. Muss ich halt aufpassen.
Interessant wird es, als ich mich zwischen einer roten und einer grünen Tonne einsortieren will, die allerdings gar nicht in der Karte verzeichnet sind.
Kann auch nicht, die bewegen sich nämlich und sind die Beleuchtung eines riesigen Frachters, der sich ziemlich zügig auf mich zubewegt. "Nix wie weg" denke ich mir und halte mich von nun an dicht an den grünen Tonnen. 
Drei Stunden später erreiche ich die Einfahrt zum Kanal nach Delfzijl.
Knapp 10 Km durch eine apokalyptisch anmutende hell erleuchtete Industrielandschaft später erreiche ich den Hafen von Delzijl, der, natürlich, vollkommen verlassen und leer ist. Meine Suche nach einem Hafenmeisterbüro ist dann auch eher pro Forma.
Mein Anlegemanöver ist "ok", weil alle Boxen leer sind, kann ich mich für keine entscheiden.
Der Blick auf die Uhr erstaunt mich: Obwohl ich eine gefühlte Ewigkeit durch die Dunkelheit gefahren bin, und immerhin 50 sm auf der Uhr hab, ist erst 18.30 Uhr. Die Läden müssten also noch auf sein. Ab in die Stadt, einkaufen.


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