Samstag, 19. Juli 2025

zurück nach Sneek 19.7.2025

 

 Die Rückfahrt nach Sneek ist ereignislos, ich kann fast die ganze Strecke segeln, nur die Ortdurchfahrt in Sneek und die Brücken brauchen den Motor.
 
Ich komme in Ijlst vorbei, an dem kleinen Hafen, wo Konstantina und ich uns am Anfang meiner Auszeit getroffen haben und einen Moment zuckt es, hier noch einmal die Nacht zu verbringen.
Aber in Sneek werden die Brücken noch bedient und so werde ich Zeuge eines Schaupiels, wie ein ziemlicher Kawenzmann von Schiff sich durchs Sneeker Fahrwasser manövriert.
 
 
Nach der Einfahrt in den Hafen bin ich ein bisschen ratlos: ich hab mir (zu) viel vorgenommen, gemessen daran ist eine Reise nach Helgoland bei lausigem Wetter sicher ein mieserabler outcome, allerdings habe ich Caissa besser kenn- und seine Segeleigenschaften schätzengelernt. Unbequem ist das Boot immer noch, aber wir kommen langsam zusammen.
Und vieles funktioniert mittlerweile wirklich gut. 
 
Morgens packe ich jede Menge Kram ins Auto und den Anhänger, dann geht es erst mal nach Hause. 

 

Freitag, 18. Juli 2025

Hindeloopen-Kruizpole 17.7. -18.7.2025

Der nächste Morgen ist recht windig, wie gestern schon weht es kräftig aus Norden. Ich widerstehe dem Impuls, meine Genua gegen die Fock auszutauschen, das sollte ich, wegen der bekannten Probleme unter ruhigen Bedingungen tun, aber nicht, wenn mich eine Fahrt in 5-6 btf erwartet. 
So wird die Motorfahrt aus dem Hafen gegen die Welle für mich auch recht rumpelig und praktisch jedes Schiff überholt mich bis zur Tonne. 
Das ändert sich aber schlagartig, als es ans Segelsetzen geht, es folgt ein ziemlich wilder Ritt Richtung Stavoren.
Hier gehe ich dann erst einmal einkaufen, meine Vorräte sind komplett aufgebraucht und gestern in Hindeloopen war der Supermarkt schon zu.
 

 
Vielleicht ist es eine selektive Wahrnehmung, aber ich fühle mich von "le boat" geradezu verfolgt. Dabei gilt immer noch: 
 
"Gott schütze mich vor Sturm und Not-
und vor le boat"
 
In der Kruizpole find ich ein nettes Plätzchen, wobei sich meine Möglichkeiten seit Schabernack wirklich verbessert haben. Ich kann fast überall in der Bucht festmachen, mit der Schabernack war ich da eingeschränkter.
  
Ich bin immer noch ziemlich erschöpft und gehe sehr bald schlafen, das Wetter gibt auch so nicht viel her.
 
Am nächsten Tag ist es endlich wieder einmal schön und der Wind gibt auch mal Ruhe. Ich blase das Dinghi auf und fange einmal an, die häßlichen Flecken, die die Fender auf dem weißen Rumpf hinterlassen haben abzuschaben. Danach sieht Caissa glatt zwei Klassen besser aus, es kommt sogar ein Lob vom Stegnachbar.
    
Abends gehe ich dann tatsächlich mal schwimmen, aber das endet in ziemlichem Juckreiz. Vielleicht sollte man das in der Bucht nicht tun.


M
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Mittwoch, 16. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 3. 16.7.2025

 

Der Tag nach einer Migräne ist pure Erschöpfung. Ich wache erst gegen 10 Uhr auf, in meinem Kopf immer noch die Reste des Dröhnens von gestern.
Ich versuche, zu regenerieren indem ich in den Kasematten der ehemaligen Befestungsanlage spazieren gehe und mir den Wind um die Nase wehen lasse. 
Nach vielem Ausruhen und schlafen entschließe ich mich, nach Hindeloopen zu segeln, da war ich schon lange nicht mehr und der Weg führt geradewegs nach Süden.
 
Blöderweise versagt genau jetzt OpenCPN, mein Navigationsprogramm. Ich muss mir wirklich angewöhnen, vor jedem Update, und gestern in Medemblick gab es eines, eine Sicherung zu machen.
Egal, wir sind auf dem Ijsselmeer, den schiefen Kirchturm werde ich schon erkennen und außerdem habe ich eine Karte. Das wird schon gehen.
Ich schaffe es sogar, die Genua auszubaumen, den Spibaum, den ich im Mittellandkanal im Wasser schwimmend gefunden habe, hab ich noch gar nicht ausprobiert.
 
 
Ich orientieren mich an den rot-weißen Tonnen und gerade als ich mich darüber wundere, warum die anders stehen, als in der Karte,
- Bums-
sitze ich fest.
"Das kann doch gar nicht sein," ist mein erster Gedanke, "hier ist es doch überall tief!", ist es aber offensichtlich nicht.
Und jetzt kommt der Nachteil eines Langkielers zum tragen. Mit der Schabernack konnte ich mich in einer solchen Situation freiwühlen, Immer hin und her, irgendwann kam man dann frei. 
Nicht so hier.
Der Wind drückt mich zusätzlich gegen das Hindernis unter Wasser und ich schaffe es nicht, das Boot zu drehen um rückwärts aus der Misere herauszufahren. Der lange Kiel sitzt wie ein Schraubendreher in der einer Schraube.
 
Hilfe naht in Form eines der Geierunternehmer, die an den Untiefen lauern und aud Tölpel wie mich lauern. 
Die erste Frage lautet: "Dein Boot?" und die zweite "Versichert?"
Es ist freundlicher, routinierter Straßenraub und 450 Euro später bin ich wieder frei.
 
 
Es stresst mich aber gar nicht so, wie man vielleicht glauben könnte. Ich fahre weiter nach Hindeloopen und finde im Hafen mit Hilfe des freakigen Hafenmeisters einen Platz im Päckchen. Dann gehe ich im bezaubernden Ort spazieren und vertreibe die Reste der Nachmigräne.






Morgen will ich zur Kruizpole weitersegeln. 
 
Resumee:
 
1. der Spinnakerbaum funktioniert.
2. Ich kann Caissa im Wind, mit Migräne und im supererengen und vollen Hafen manövrieren.
3. Sie legt sich schnell 20 Grad auf die Seite, dann nicht mehr weiter
4. Sie ist immer noch inkontinent. Ich lege jetzt ein paar Handtücher ein, ich will wissen, ob ds Wasser von vorne (Wassertank oder Ventile) oder von hinten (Stevenrohr) kommt.
5. 5 Beaufort sind nur eine Zahl
6. 6 Beaufort auch. Caissa ist nicht beeindruckt.
7. meistens funktioniert der Autopilot und die Navigation. Aber nicht immer. Da muss eine Lösung her.
8. alles wird gut. 

 

Dienstag, 15. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 2. Außen rum 15.7.2025

 

    

Ich hab einen Tag in Medenblik vergammelt und nun stellt sich die Frage: Wohin?
Es steht ein kräftiger Westwind an,  Vliland oder Terschellimg sollten erreichbar sein. Auf der Fahrt nach Den Oever probiere ich alle Varianten der Segel aus, ohne Reff, nur mit Vorsegel. Nur weil es eben geht.
In Den Oever hoffe ich, bitte, bitte bald geschleust zu werden, ich bin spät dran, Hochwasser ist schon bald. 
 
Allerdings dauern die Dinge in Den Oever lange. Sehr lange...
 
Gerade als ich das Unternehmen: "Ich fahre in Den Oever aufs Wattenmeer" abblasen und den Hafen anlaufen will, tut sich an der Schleuse was. Ich kann auslaufen, allerdings ist gerade Hochwasser. Das hilft anfangs, als ich aber in den Slenk, die Zufahrt zur flachsten Stelle einbiegen will, steht die Strömung des ablaufenden Wassers genau gegenan und obwohl ich mit dem kräftigen Rückenwind schnelle Fahrt über das Wasser mache, komme ich kaum voran.
 

 So wird das nichts, bis zum Flach schaffe ich es nicht bis zur halben Tide und außerdem steht hier schon ein Meter Welle, was es noch schwieriger macht. Wenn schon feststecken, dann bitte ohne die Wellen.
 
Ich drehe wieder ab und fahre zum Hauptfahrwasser, diesmal allerdings gegen den Wind und mit dem Strom, auch nicht schön.
 
Sei es die helle Sonne, der Wind oder die Tatsache, dass ich mal wieder viel zu wenig getrunken habe, langsam machen sich Kopfschmerzen und ein feines Summen in meinem Kopf bemerkbar. Wenn das eine ausgewachsene Migräne wird, dann gnade mir Gott.
 
Den kurzen Weg nach den Oever traue ich mich nicht zu fahren, dazu müsste ich über ein Flach, das mir bei Hochwasser 1,5m unter dem Kiel gab, ich entscheide mich, im Hauptfahrwasser entlang des Abschlussdeiches bis zur Lorenzschleuse zu fahren.
 
 
Und laufe damit drei Stunden lang mit dem Wind und gegen den Strom. Das rappelt und schaukelt und schmeißt, Langkieler hin oder her.

 


Trotz trinken, Kopfschmerztablette, Sonnenbrille und Hut. Und zwei Esslöffel Pulverkaffee: Meine Kopfschmerzen werden nicht besser und selten habe ich ein Ziel so herbeigesehnt.
Mit drönendem Schädel erreiche ich in der Lorenzschleuse noch in den Vorhafen, mache fest,  lasse das Boot so wie es ist und gehe unter Deck. Dunkel, Kühl. Aber der Lärm der vorbeifahrenden Schiffe dröhnt mörderisch in meinem Kopf.
 
Kurz bevor es dunkel wird, kommt ein Frachtkahn vorbei, für den öffnet sowohl die Brücke als auch die Schleuse. Obwohl mir mittlerweile kotzschlecht ist, hänge ich mich dran, die Vorstellung die Nacht im Vorhafen zu verbringen ist schlimmer.
 
In der Schleuse funktioniere ich wie unter Autopilot. Ich mache soweit wie möglich entfernt vom Frachter fest, das Geräusch des Diesels spüre ich wie Zahnschmerzen.
Soweit ich das wahrnehme, geht die Schleuserei recht schnell, es gibt ja kaum Höhe zu überwinden und meine innige Hoffnung, es möge bitte ein Platz bei den Anlegern im Innenhafen frei sein, erfüllt sich.
Ein Platz, eng, und ich muss supergenau zielen, und der Wind weht weg vom Steg: Ich kann kaum noch aus den Augengucken, zudem ich in westlicher Richtung, in Richtung Sonnenuntergang anlegen muss.
 
Irgendwie kriege ich die Fender positioniert, irgendwie die Leinen an Land, sogar Sprinleinen lege ich.
Dann erbreche ich im vollen Schwung, gehe unter Deck und will nur noch sterben. 

Montag, 14. Juli 2025

Vertrauensbildende Maßnahmen Teil 1. Nach Medemblik 12.7. - 14.7.2025

 

 

Nach der Rückkehr von der Staande Mastroute fahre ich erst einmal nach Amsterdam, springe ins Flugzeug und fliege zu Konstantina nach Griechenland.
Mal kein Wetter gucken, keinen Wind zu checken, keine Entscheidungen treffen müssen. Außer der, wo wir denn nun schwimmen gehen wollen.
 
Nach zwei Wochen bin ich wieder fit und während Konstantina nach Schweden weiterfliegt, wo sie vor Ort arbeiten muss, fahre ich weiter, noch mal aufs Boot, üben. Jetzt, wo das Vorsegel so akkurat läuft und die Elektrik stimmt, es kann ja nicht immer nur stark winden in den Niederlanden.
 
Der erste Tag soll mich Richtung Medemblik führen. Die Tour geht wieder einmal durch Sneek und dann aufs Heeger Meer. Weil die Brücke in Uitwellingerga immer noch kaputt ist, muss alles durch Sneek fahren, es ist absurd voll. Anton hatte sich vorher schon beschwert, führt die Route doch fast an ihrem Haus vorbei, jetzt ist es aberwitzig, das Gedrängel unbeschreiblich. Der Konvoi wird von einer riesigen Charteryacht angeführt, und wie im Klischee ist der Bootsführer komplett überfordert. Im dem engen Kanal steuert er fast ausschließlich mit dem Bugstrahlruder.
Die Niederländer sind da nicht gnädig, das Geschimpfe wird immer lauter, bis der Skipper, (der tatsächlich eine Prinz-Heinrich-Mütze trägt) ein Einsehen hat und mit vereinten Kräften an die Seite fährt.
 
Und weil das Vorsegel so klasse zu bedienen ist, werfe ich hinter Sneek den Motor nur in den Schleusen und an den Brücken an, der Rest wird gesegelt.
 
Ich verbringe die Nacht in Stavoren im Außenhafen, bis nach Medemblik ist es mir dann doch zu weit.
 
Die Fahrt rüber ist eine Werbung für den Segelsport. Alle Segel sind oben und im Affenzahn geht es mit halbem Wind rüber. Ich lese, döse und lasse den Autopiloten die Arbeit machen.
 

 
Trotzdem überhole ich ein 37ft. Boot. Ok, die Segel bis zum Anschlag rangezogen, aber trotzdem: Soooo langsam ist der Zossen gar nicht.
 
 



 

 

Abends spaziere ich noch durch den Ort, in dem ich schon ziemlich lange nicht mehr war, und freue mich, dass es so lange hell bleibt.
 
 
   

 

Sneeker Meer 21.8.- 24.8. 2025

    Im Grunde ist es sicher albern, einen Weg von weniger als 10 km als Segeltour zu beschreiben. Aber manchmal macht der Spaß- und Erholung...