Im letzten Herbst habe ich es bereits bemerkt, Caissa ist noch gar nicht bereit für irgendeine Tour, die weiter ginge, als bis ins Sneeker Meer.
Zuallererst ist da die völlig absurde Elektrik, das Werk eines hyperaktiven, farbenblinden Maniacs. Hier finden sich Spielereien wie ein Kühlschrank ohne Absicherung, ein Motor-Betriebsstundenzähler, der händisch eingeschaltet wird und zwei Batterien, die zwar einzeln eingeschaltet werden müssen, dazu muss man aber erst die Treppe demontieren. Spannenderweise kann die Lichtmaschine aber nicht die Verbraucherbatterie laden.
Überall sind rote Kabel aller Querschnitte zu finden, egal ob Plus- oder Minuspol, rote Kabel allerorten. Und manchmal auch blaue, was aber nicht heißt, dass die einen Minuspol anzeigen. Manchmal findet sich wenigstens ein --zeichen, das dann auch fast immer stimmt.
Die Positionslichter sind mit Kabeln angeschlossen, die ich benutzt hätte, um unsere Wärmepumpe zu Hause anzuschließen, der Kühlschrank hingegen hängt am haardünnen Klingeldraht.
Eine 12V-Beleuchtung in der Kabine? Fehlanzeige. Kabel, die immerhin mal mit „Toilette“ o.ä. beschriftet sind, enden im Nirgendwo, Kabel die gefährlich offen von der Decke baumeln, haben nirgendwo einen Anfang.
In der Schaltbox, auch die Verkäufer noch sehr stolz war, sind die Kabelmonstrositäten dann mit zwei riesigen Steckern zusammengefasst, damit auch der letzte Rest Übersicht verloren geht.
Anfang Mai niste ich mich in Terhenne ein, und versuche, irgendein System da hineinzubringen. Zuerst noch sehr vorsichtig, dann aber immer beherzter schneide ich Kabel weg, verlege die Batterien aus der Backskiste, die nie ganz trocken ist in das Boot, krieche durch Schapps und Kästen, klettere in den Mast, weil weder Ankerlicht, noch Dampferlicht funktionieren.
Kabel zerbröseln mir in den Finger, oder fallen einfach aus dem Stecker, weil die Litzen völlig korrodiert sind.
Ich entscheide mich zunehmend für die Quick-and-dirty-version. Kabel im Kabelkanal tun ihre Arbeit ebenso.
Der Monitor des Plotters entscheidet sich ebenfalls, nicht mitzufahren, er gibt urplötzlich den Geist auf, als ich versuche, meinen Raspi mit Openplotter zum Laufen zu bringen.
AIS kriege ich nicht hin, also muss die einfache Version reichen, macht nichts, es ist irgendwann abzusehen, dass ich nicht über die Nordsee zum Limfjord seglen werde.
Um nicht länger Zeit mit dem Funkkabel zu verschwenden, entschließe ich mich, eine Handfunke zu kaufen. Eine MMSI habe ich Gott sei Dank im letzten Moment noch bekommen, diese Mail war irgendwo bei der BNA hängen geblieben. Die Funke gibts aber nur in Enkhuizen, „das habe ich nicht da“ wird zur verzweifelnden Standardantwort in Sneek, egal ob ich eine bestimmte Schraube, ein Teil für das neue Reffsystem, oder für die Bordelektrik brauche: „das habe ich nicht da.“
Dann bricht der Lümmelbeschlag, als ich den Mast legen will, um nicht hochklettern zu müssen,
Anton nimmt sich der Sache an und baut mir in drei Tagen einen neuen. Aus Edelstahl.
Die Reffhaken finde ich zufällig im Baumarkt, als ich Haken suche, um in den Backskisten Zeug auszuhängen.
Und gerade als ich einmal auf das Sneeker Meer fahren will, wundere ich mich, dass der Dieseltank völlig leer ist. Ich fasse die Dieselleitung an - nass und stinkt. Die ist porös, an mehreren Stellen, wie sich später herausstellt. Das Wasser im hintersten Teil des Bootes ist keines, es ist ein Wasser-Diesel-Gemisch, das ich mit Ekel und Handpumpe rauspumpe.
Ich fahre zu Abmas-Werft und kaufe Dieselleitung, mutiere vom Bordelektriker zum Mechaniker, krieche in die Backskisten und wechsele Leitungen, Filter, Öl, entlüfte was das Zeug hält und baue endlich einen Wasserabscheider ein.
Und mitten im größten Chaos erscheint Konstantina, befindet, dass es immer noch entsetzlich im Boot stinkt und dass ein serious cleaning nötig wäre.
Gut so, ich brauche eine Pause vom Probleme lösen, ich verzweifle am Gefühl, dass jede Schraube, die von mir angefasst wird, ein neues Problem ergibt. Je mehr ich mich abstrampele um so weniger schaffe ich, je mehr ich mich anstrenge, endlich fertig zu werden, damit ich auf Fahrt gehen kann, um so verkrampfter werde ich.
Also wird das Boot leer geräumt, alle Schubladen entleert, und jede Menge Krempel landet endlich in der Mülltonne oder im Anhänger um nach Oberwinter gefahren zu werden.
Schränke werden mit dem Gartenschlauch ausgespritzt, die Bilge mit Seifenwasser ausgeschruppt.
Eine neue alte Luke hab ich bei Kleinanzeigen bekommen, die passt zumindest auf Anhieb
Und langsam fallen die Dinge an ihren Platz.
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