Mittwoch, 22. April 2015

Keine 100 Sätze 18.4.-22.4.15

Was für ein luxuriöses Leben: Nach meinem letzten Kurztrip habe ich ein paar Tage Dienst geschoben,dann wieder frei. Das Wetter kündigt sich mit einem massiven Hochdruckgebiet an, ich packe mein Motorrad und fahre los. Abends um 16 Uhr bin ich abfahrtbereit und segele noch mit Luxuswind bis zur Kruizpole. Hier verbringe ich die Nacht mit Lagerfeuer, Steak auf dem Grill und Bier in der Dose.
Ich lasse mir morgens viel Zeit, gammele ein wenig herum und segele mit sehr wenig Wind gemütlich bis Stavoren. Hier ist die Hölle los und die Schleuse geht ununterbrochen. Mit sehr wenig Wind fahre ich bis vor Hindeloopen, hier fällt der Anker und ich lege mich erst einmal hin. Als es dunkel wird, habe ich auch keine Lust mehr, weiterzufahren, also bleibe ich vor Anker, ich hisse meine Petroleumslampe. Die Nacht wird allerdings sehr unruhig, da der Wind auffrischt. Es klingt, als zöge es mit Macht an der Ankerleine und so werfe ich sicherheitshalber auch noch den 2. Anker. Jetzt knirscht es zusätzlich auch noch, wenn die Ankertaue aneinanderreiben. Ich schalte meine Ankerwache ein, gucke alle Stunde mal raus und überlasse mich ab 4 Uhr morgens dem Tiefschlaf.
Dann fahre ich weiter nach Workum, hier bin ich bis jetzt immer vorbeigefahren, ich weiß nicht recht, ob ich die Stadt schön finden soll. Der Strand ist auf jeden Fall klasse.
Ich sitze abends da und schaue den Kitesurfern zu.
Ich lege mich zudem in die Hängematte und klimpere auf meiner Gitarre herum, ein Stück geht mir nicht aus dem Kopf und aus den Fingern: das Loch in der Banane. Das ist die ehemalige NDR Pausenmelodie, dessen Grundpattern ich irgendwann vor vielen Jahren mal gelernt hab. Marion (s.a. 2012) konnte es auch spielen, sauberer als ich, bei mir schrammelt es ein bissschen, aber die Finger laufen ganz allein über die Saiten, ich ändere mühelos das Thema, mir fallen Variationen ein, die ich so noch nicht auf dem Schirm hatte. Ich verlieren mich im Plätschern, Stimmen um mich herum, Gerüche aus den Kombüsen der anderen Boote. Irgendwann überhole ich mich beim spielen selbst, ich schlage die letzten Töne an, als ich die Augen wieder aufmache, stehen ein paar menschen am Steg und von einem Nachbarboot kommt Applaus. Der erste und einzige Beifall, den ich bisher für mein Spiel gebommen hab.
Am kommenden Morgen ist es windiger, also setze ich nur die Genua 2 und fahre völlig tiefenentspannt mit 6 kn und Rückenwind nach Lemmer. Hier wird übernachtet und am nächsten Tag, gerade als das Wetter schlechter wird, komme ich in Sneek an. Bei der Unterhaltung mit meinen Hafennachbarn fällt mir auf, dass ich außerhalb der notwendigen Gespräche an den Hafenkontoors überhaupt nicht gesprochen habe. Jedes einzelne kurze Gespräch mit der Kassiererin im Supermarkt, am Hafenkontoor, im Duschraum des Hafens gewinnt so unglaublich an Wert.
Die Heimfahrt: Regen.

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