Dienstag, 11. Mai 2021

Rosemarie kommt nach Hause 8. - 9.5. 2021

 

 

Die Ãœbergabe meiner Schabernack an Stefan ist für Freitag geplant, und weil ich die Schlüssel für die Neue schon habe, wird es ein langer Tag. Um 6.00 fahren Konstantina und ich los, zuerst nach Zeewolde, Kram aufs Boot bringen, dann weiter nach Sneek. 

Stefan kommt mit seine Tochter und ich erkläre ihm alles. Und werde sehr wehmütig. Was für ein tolles Boot. Adieu Schabernack, tot ziens, Ahoi. Pass auf Stefan so auf, wie auf mich.

Mit der Bahn gehts nach Zeewolde, es ist immer ein großes Vergnügen in Niederlanden Öffentlich Verkehrsmittel zu nutzen: Die sind nämlich pünktlich.

Vom Ladenbesitzer im Yachthafen erfahre ich, dass es sinnvoller ist, über das Ketelmeer zu fahren, als über Almere. 5 Stunden dauere es zu Ketelbrücke. Ich hätte hier fast mal einen Liegeplatz gehabt, seinerzeit, bevor mich der Zufall und die Bootsmesse und das kalte Wetter 2013 nach Sneek verschlagen haben.

Konstantina muss Sonntag Vormittag ihr Flugzeug nach Schweden nehmen, also müssen wir Samstag bis Enkhuizen kommen. Aber erst mal aufräumen, nachdem wir im Boot sind, ist es erst mal voll.




Die erste Nacht ist immer etwa besonderes, ich kann kaum schlafen. Konstantina hat da weniger Probleme.

Der nächste Morgen startet genauso grau, wie angekündigt. Ich versuche zuerst einmal den Motor zu starten, aber Vorglühen und dann den Schlüssel weiterdrehen, ist nicht. Es passiert erst einmal gar nichts. Erst als ich es ein zweits- drittes mal probiere, erwacht er und springt an. Kein Vertrauens erweckender Anfang. 

Wir fahren in die Randmeere und ich will gleich Segel setzen. Konstantina hält das Boot derweil auf Kurs, weil, tja, die Fallen sind vorne. Einfach aus dem Cockpit heraus ein paar Leinen ziehen, das ist vorbei. Ich muss in dem Wust an Fallen (müssen die denn wirklich alle rot sein?) erst einmal die richtige Fall finden, dann ist das Segel gleich oben ... und das Boot steht. Festgefahren. 10m neben dem Fahrwasser. Ist das peinlich. 

Auf der Stelle drehen und rauswühlen geht nicht - Langkiel. Aber mit 34 PS rückwärts fahren, geht. Und so ist der erste Schreck dann auch gleich vergessen und es geht Richtung. Knardeijk. Hier gilt es ein Aqädukt zu treffen, aber ich verfahre mich in dem Fahrwassergewirr. Also den Motor an und in Ruhe suchen. Nur - der muckt wieder nicht. Wieder erst bei dritten mal Zündschlüssel drehen.

Es geht weiter über das Veluwerandmeer zur Elbrug, unter Segel, sehr entspannt. Die Spannung steigt jedoch erheblich an der Brücke, da steht nämlich, dass die Anmeldung zur Brückenbedienung verpflichtend ist und eine Telefonnummer, mit unverständlichen Anweisungen. Wir rufen da an, eine Bandansage. Dann entdecke ich den Meldeknopf, den will ich drücken. Ich versuche, so wie ich es von der Schabernack gewohnt bin, ranzufahren, aber der Radeffekt drückt mich beim Bremsen von der Wand weg. Und ganz blöd gegen ein Schild. Und dann stecke ich da, versuche mit Gewalt zu verhindern, dass das Boot (Stahl) das Schild (irgendwas) zerbröselt, Der Motor im Leerlauf, Konstantina weiß nicht, was zu tun ist, ich auch nicht, aber ich kann ja auch nicht weg, weil sonst das Boot...

Als ich dann doch den Vorwärtsgang einlege, weißt das Schild größere Schäden auf, als das Boot. Und auf einmal ist rot-über-grün. Na also, geht doch.


Der Wind ist allerdings so schwach, dass wir den Motor jetzt erst mal anlassen und durch die Roggebodschleuse bis zum Ketelmeer fahren. Das Wetter wird allerdings immer schlechter. 

 


Hinter der Ketelbrücke muss ich den Kurs 300 halten, um auf den Tonnenstrich zu kommen, der dann nach Enkhuizen führt. Blöderweise wird die Sicht immer schlechter, 6-8 bft. tun ihr übriges. Und da ich immer noch keinen Plotter habe, wird die Navigation auch immer schwieriger. Ich schätze, das wir nach etwa einer bis eineinviertel Stunden da sein müssten.


Nach einer guten Stunde mit viel Wind, werde ich nervös, denn ins Untiefe zu fahren, habe ich ja nun wirklich keine Lust. Konstantina wird es zunehmend kälter und der Regen setzt ihr zu. Also geht sie unter Deck und wird promt seekrank.

Als ich dann tatsächlich auf grün-weiße Bojan treffe, verlaufen die nicht nach NW- sondern nach NO, was mich zunächst völlig irritiert. Gleich darauf sehe ich die Ostumfahrungstonne und rätsele, wo jetzt Osten ist. Dann sehe ich die übrigen Tonnen und bin wieder im Bilde. Ich habe die Tonne nur mit Kompass und geloggter Zeit nur um 100m verfehlt. Wow.

Den Rest der Strecke bin ich entspannt, zähle Bojen und nutze die Gelegenheit, mich mit der Rosemarie/ITHAKA anzufreunden. Interessant ist, dass wenn eine Bö in das Segel fährt, das Boot nicht etwa krängt, sondern einfach nur etwas schneller fährt. Und 6,5 kn kriegt die auch hin, es wirkt nur irgendwie nicht schnell, nicht hektisch, ohne Gedöns.

Sonntags muss Konstantina zum Bus, bei strahlendem Sonnenschein. Als ich allerdings im Hafen ankomme, höre ich schon Donnergrollen, es kommt ein Gewitter, das sich gewaschen hat. Danach fahre ich allerdings los, Autopilot ausprobieren.

Wieder steht der Wind raumschots, und locker flockig geht's Richtung Stavoren.


vorne ist es sonnig, hinten wird dann düster.


Vor Stavoren schläft zunächst de Wind ein, als ich gerade im Hafen liege und auf die Schleuse warte, regnet es Schusternägel. Und ich sitze in meine Sprayhood und freue mich, dass mich das nix angeht.

Auf dem Heimweg juckt es mich kurz, in den Yachthafen "de Vrijheid" einzufahren, und zu gucken, wie es der Schabernack geht. Aber ich will ja auch nicht als Stalker meiner eigenen Ex-Yacht rüberkommen.




Teils wird gesegelt, teils wird mit Motor gefahren. Und ich finde heraus, wie das mit dem Starten richtig geht: Nicht nur den Schlüssel nach dem Vorglühen weiter drehen, sondern weiter drehen und reindrücken. Dann läufts wie geschmiert.

In Sneek komme ich um 19.00 an, zu spät, mich noch ins Auto zu setzen. Ich räume also das Boot weiter auf, finde heraus, warum die Bordbatterie sich immer weiter entleert, (Stecker war draußen, hier muss ich ein Auge drauf haben) und werfe Mengen von altem Kram weg. An Mehrfachsteckern, Eimern und Plastiktüten habe ich in Zukunft keinen Mangel. Ob Feuerlöscher, die vor zehn Jahren abgelaufen sind, noch funktionieren, bezweifele ich, also weg.

Bei der Einfahrt in die Box bereite ich mich darauf vor, mit meinen Festmachern anzulegen, weil die fest montierten Leinen nicht passen werden. Ich höre ein deutliches "sssscht" dann ist der Enterhaken im Wasser. Merde.

Den sehe ich aber eine halbe Stunde später im Hafenbecken, frech die Nase aus dem Wasser steckend. Nicht nur, dass das Ding Geld kostet, der ist so auch für andere gefährlich. Also ausziehen bis auf die Unterhose, Badeleiter runter, das kalte Wasser ignorieren ("It's only in your head" sagte schon Lukasz in Schweden). Allmächtiger, ist das kalt. Aber der Enterhaken ist wieder an Bord.


 

 

 

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